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Die schöne Rivalin

Die schöne Rivalin

Titel: Die schöne Rivalin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Anrufer die Fernsprechzelle verließ, nahmen ihn zwei wuchtige Polizisten der Davidswache in Empfang. Erstaunt blickten sie den schmächtigen Kerl an, der starr vor Entsetzen vor ihnen stand und nicht recht wußte, wie ihm geschah.
    »Sieh da, der Knacker-Maxe! Du bist doch Spezialist für das nächtliche Ausräumen fremder Autos – seit wann machst du auf Menschenraub? Das Fremdgehen wird dir schlecht bekommen!« Handschellen knackten um seine Gelenke. Maxe zog ein weinerliches Gesicht.
    »Das war nur 'n Scherz, Kameraden!« rief er. »Ich hab' nichts damit zu tun. In der Zeitung hab' ich's gelesen und im Radio gehört … da dachte ich, Mann, hier könnte man ohne Risiko abstauben … Ich schwöre, ich hab' keine Ahnung, wo diese dämliche Sonja steckt …«
    Auch Kriminalobermeister Maschner war sofort überzeugt, daß Knacker-Maxe nichts weiter als ein Trittbrettfahrer war, sich also nur an den geheimnisvollen Fall Sonja Bruckmann angehängt hatte. Trotzdem ließ er ihn, sicher ist sicher, eine Stunde lang verhören. Es blieb dabei: Mehr als versuchte Erpressung konnte man ihm nicht nachweisen. Immerhin: Für zwei Jahre würde er wohl der Reeperbahn Adieu sagen müssen.
    Aber was Sonja betraf, so war man keinen Schritt weitergekommen. Selbst als der Hamburger Polizei die Lösung des Rätsels sozusagen auf einem Tablett dargeboten wurde, merkten sie nichts und tappten weiter im Dunkeln.
    Es kam nämlich eine Anfrage aus Frankreich. Aus Cannes. Von einem gewissen Kommissar Bouchard. Ob Sonja Bruckmann in den Sommerferien an der Riviera, vor allem in Cannes und St. Tropez gewesen sei, wollte der wissen. Und ob sie an einem Fotowettbewerb teilgenommen und einen Preis bekommen habe.
    Der Kriminalobermeister in Hamburg brummte: »Sorgen haben die in Cannes! Das sind doch alles alte Fische.« Er ließ bei Bruckmann rückfragen und teilte anschließend dem französischen Kollegen fernschriftlich mit: ›Jawohl, Sonja Bruckmann war in der bewußten Zeit dort und hat bei einem Fotowettbewerb in St. Tropez für ein Strandbild den zweiten Preis gewonnen.‹
    Merkwürdigerweise hatte der Hamburger Kriminalist offensichtlich ein Brett vor dem Kopf. Obwohl er andere Fälle dank seiner guten Spürnase hervorragend gelöst hatte, sah er jetzt keinen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden Sonja Bruckmanns und dem preisgekrönten Foto. Dabei war dies der einzige Schlüssel zu dem Geheimnis. Wer konnte aber auch ahnen, daß eine junge deutsche Touristin während der Ferien zufällig in Frankreich den obersten geheimen Boß eines Gangstersyndikats fotografiert hatte und deshalb auf Nimmerwiedersehen verschwinden sollte?
    Als es Abend wurde, unterbrach Ricardo Bombani die Autoreise durch Frankreich und fuhr wiederum von der großen Straße ab in einen Wald. Das war nördlich von Dijon, in der zauberhaften Côte d'Or, wo ein Wein wächst, bei dem Kenner mit der Zunge schnalzen. Hier gedeiht an den Hängen der Chablis, hier reift in großen Fässern der berühmte Burgunder. Ein Fleckchen Erde, das Gott besonders gesegnet hat.
    Bombani war in Hochstimmung. Die Nacht kam. Eine Nacht mit Sonja. Eine Nacht auf Liegesitzen neben einem jungen Mädchen, in das er sich verliebt hatte. Wie zu einer Hochzeitsfeier deckte er den Tisch auf dem weichen, vom Sonnentag noch warmen Waldboden. Dann klappte er im Auto die Liegesitze herunter und entkorkte die Flasche Rotwein aus La Chapelle.
    Nachdenklich sah ihm Sonja zu. Wie komme ich aus dieser Situation heil wieder heraus, dachte sie. Vollkommen klar war es ihr, daß sie an einem sehr kritischen Punkt ihrer Reise angelangt war.
    »Ist das Leben nicht manchmal herrlich?« fragte Bombani und breitete die Arme aus. Der Himmel überzog sich mit rotgeränderten Wolken, die langsam, wie Theaterkulissen, golden und dann lilarot wurden. Eine wunderbare, reizvolle Abendstimmung breitete sich über das gesegnete Weinland aus. Wenn der Wind von den Weingärten herüber in den Wald wehte, war es Sonja, als bringe er den Duft der Trauben mit. »Bitte Platz nehmen! Das Souper kann beginnen!«
    Sonja ließ sich auf der ausgebreiteten Decke nieder, während Bombani Brot schnitt, die Wurst von der Pelle befreite und den wundervoll tiefroten Wein in simple Becher aus Plastik goß. Er nahm sofort einen tiefen Schluck und rief: »Oh, Sonja, Sie sind feurig wie der Wein!« Überrascht von seinem Ausbruch, legte sie den Kopf etwas schief.
    »Wie können Sie das beurteilen, Ricardo?«
    »Ich denke noch oft an Hamburg«,

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