Die schöne Teufelin
ziehen, das müssen Sie doch verstehen.«
Einen Augenblick lang war sie sehr still. Er hatte schon gedacht, sie wäre bereits gegangen, als er sie flüstern hörte.
»Ich fange langsam an zu glauben, dass du zu gut für mich bist.«
Die Einsamkeit in ihrer Stimme war zu viel für ihn. Er senkte die Hände, aber sie war verschwunden.
Es war schon sehr spät, als Jane zurück in Ethans Zimmer schlich. Es sah ganz danach aus, als habe Ethan mit der Versuchung gerungen.
Oder mit einem Bären.
Der Raum war außer dem Glühen der Kohlen im Kamin dunkel. Es war hell genug, dass sie das zersplitterte Glas und die leere Brandykaraffe sehen konnte – und Ethans nackten Körper auf der zerwühlten Tagesdecke.
Er lag mit dem Gesicht nach oben. Einen Arm hatte er
über seinen Kopf ausgestreckt, der andere lag locker über seinem flachen Bauch. Es sah so aus, als hätte er es gerade noch geschafft, eine Ecke der Seidenbettwäsche über seine Mitte zu ziehen, bevor er in brandyumwölkten Schlaf gesunken war.
Aber es bestand kein Zweifel daran, dass er nackt war. Die Decke enthüllte einen Spalt nackter Hüfte, die gegen die cremefarbene Seide goldbraun schimmerte. Jane schlang beide Hände um den Bettpfosten und lehnte den Kopf gegen das kühle Holz, füllte ihre Augen und ihr Hirn mit dem Anblick eines ungeschützten, friedfertigen Ethan.
Wo war seine charmante Fassade, wo sein Schutzwall aus leicht anzüglichem Humor? Sein Gesicht war hübscher ohne das wissende Zucken seiner Mundwinkel und das übersättigte Glimmen seiner Augen. Er sah jünger aus und irgendwie auch hoffnungsvoller, als müsste er erst noch erleben, dass seine Träume zerplatzten.
Janes Herz schmerzte vor Verlangen, die schutzlose Biegung seines entblößten Nackens zu sehen und wie seine Finger sich voller Hoffnung um nichts als Luft krümmten. Im Schlaf war Ethan tragisch und unglaublich – ein Krieger, der immer noch träumte, der noch darauf brannte, die ehrbaren Kämpfe des Lebens auszufechten.
Sie trat näher an ihn heran und ließ dabei eine Hand vom Bettpfosten über die cremefarbene Seide gleiten. Ihre Finger gelangten an die Falte in der Bettdecke, die den Rest seines Körpers vor ihren Blicken verbarg. Sie spielte damit herum, war schrecklich neugierig, aber nicht willens, ihn ohne seine Einwilligung zu entblößen. Es wäre nicht fair, ihn anzusehen, wenn er nackt und hilflos war, und dabei selbst noch etwas zu tragen.
Ohne noch lange darüber nachzudenken, griff sie mit der anderen Hand zum Knoten ihres Gürtels, der ihren Morgenmantel zusammenhielt. Das Band schien sich unter ihren Fingern von alleine zu lösen. Lautlos glitt die Seide von ihren Schultern auf den Boden. Sie trug nichts darunter.
Das war nur gerecht. Sie zog ein klein wenig an der Bettdecke. Sie gab ein Stückchen nach und enthüllte noch mehr Bauchmuskeln und den oberen Rand eines kräftigen Oberschenkels. Sie zog noch ein bisschen und legte eine Spur dunkler Haare frei, die direkt auf höchst faszinierende Körperpartien zuführte, aber da wurde die Decke von seiner Hand gehalten, die locker über seinem Bauch lag.
Jane musterte die Hand eine ganze Weile. Würde er aufwachen, wenn sie ihn berührte, damit er die Hand wegnahm? Und wäre es wirklich fair, ihn zu berühren, wenn nicht er sie in gleichem Maße berührte?
Sie fühlte sehr genau, dass sie gleich etwas tun würde, was sie niemals ungeschehen machen konnte, dass sie eine Grenze überschreiten würde. Sie kniete sich mit einem Knie auf das Federbett, und dann mit dem zweiten. Sie setzte sich auf ihre Fersen und dachte über die Tatsache nach, dass sie jetzt mit Ethan in einem Bett war – mit einem nackten Ethan, um genau zu sein.
Niemand würde jetzt noch behaupten, dass sie nicht kompromittiert wäre.
Warum fühlte es sich aber keineswegs unehrenhaft an, sondern richtig und wahr und einfach vollkommen?
Die Antwort war einfach: Denn vor ihr lag Ethan, und sie liebte ihn.
Sie liebte Ethan Damont, einen zwielichtigen Kartenspieler und Schurken erster Güte, einen Meister des Flirts und
Mann ohne einen Penny, für den er nicht falsch gespielt hätte. Sie lächelte. Er verkörperte alles, wovor sie gewarnt worden war, was sie im Leben meiden sollte – und doch gab es keinen Menschen, den sie mehr achtete als ihn.
»Du denkst, du bist so wertlos, mein Schatz«, flüsterte sie. »Dabei glänzt du wie dein Name – wie ein Diamant.«
Eine Welle starker Gefühle überrollte sie, und sie griff nach
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