Die schöne Teufelin
wünschte sie sich verzweifelt, Mr Damont möge sie wieder richtig ansehen, so, wie er es draußen auf der Terrasse getan hatte. Vielleicht würde sie seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn sie jeglichen Anstand fahren ließ.
Auch er rührte sich nicht. Dann atmete er ein, langsam und tief. Sein Brustkorb presste sich fester an sie. Halb verschämt, halb erregt bemerkte Jane, wie ihre Brustwarzen in ihrem Mieder hart wurden. Konnte er es fühlen?
Ethan hatte seit ihrem Zusammenstoß zur Seite geschaut, doch jetzt wanderte sein Blick langsam hinunter zu der Stelle, wo ihre Körper sich berührten. Jane, der vom fehlenden Sauerstoff schon ganz schwindelig war, holte Luft.
Beim Anblick ihrer milchweißen Brüste, die sich gegen seinen Brustkorb drückten, verschlug es ihm den Atem. Dann rauschte das Blut aus seinem Kopf, wurde ganz offenbar von anderen Körperteilen sehr viel dringender benötigt, als er spürte, wie sich ihre Brustwarzen wie zwei Perlen durch seine Weste bohrten. Man sollte meinen, dass die
Schichten feinster Seide und Leinen ihre Erregung kaschieren würden, aber dem war nicht so. Es war nicht zu leugnen: Lady Jane Pennington brannte vor Verlagen nach ihm, Ethan Damont.
Verdammt! Mit einem uneleganten Nicken und unverständlichem Gemurmel floh Ethan ins Spielzimmer, wo die anderen Gentlemen bereits auf ihn warteten. In der Menge war er sicher. Und Ethan hatte gegen ein bisschen Sicherheit vor der verwegenen Lady Jane Pennington nichts einzuwenden.
Er würde sich eben ein wenig später aus seiner Mission herauswinden.
Jane wusste, dass ihr Onkel nach dem Abendessen mit Kartenspielen beschäftigt sein würde. Alle Herren hatten das Speisezimmer verlassen, und die Damen, also Lady Maywell und der Mob, denn Frauen zum Abendessen einzuladen wäre nur hinderlich, hatten sich in das Musikzimmer zurückgezogen, wo sie einander am Klavier vorspielten oder gemeinsam sangen und sich vielleicht auch selbst im Kartenspiel versuchten.
Jane entschuldigte sich mit Kopfschmerzen – was nur bedingt gelogen war. Irgendetwas pochte tatsächlich.
Mr Damont war vor ihr davongerannt, als wären ihr plötzlich Hörner gewachsen, hatte sie einsam und ein wenig frierend im Flur zurückgelassen.
Was war das doch für ein ungewöhnlicher, inniger Augenblick gewesen! Sie war einem Mann noch nie so nah gekommen, hatte noch nie Brust an Brust mit ihm gestanden …
Sie presste einen Handrücken an ihr erhitztes Gesicht. Sie sollte sich für ihr eigenes Verhalten schämen. Aber sie tat es
nicht. Erregung vielleicht, und ein wenig Verwirrtheit, aber Scham konnte sie unter ihren Gefühlen nicht entdecken. Es schien, als hätte sie nur sehr wenig davon übrig.
Die unübersehbare Röte in ihrem Gesicht half ihr bei ihrer Lüge. Ihre besorgte Tante nickte zustimmend und sah dabei fast ein wenig neidisch aus. Jane versuchte, so glaubwürdig wie möglich zu sein, als sie auf ihr Zimmer ging. Sie schickte das Zimmermädchen sogar nach einem kühlen Lappen und teilte dann mit, dass sie nicht gestört werden wollte.
Mit den Händen zerwühlte sie kunstvoll das Bett und schlüpfte sogar in ihr Nachthemd und einen Morgenmantel, damit sie, falls sie erwischt wurde, angeben konnte, sie sei auf der Suche nach geeigneter Bettlektüre. Und dann, als sie sicher sein konnte, dass alle anderen Mitglieder des Haushaltes anderweitig beschäftigt waren, machte sich Jane auf den Weg in den wenig benutzten Flügel des Hauses. Dort befand sich das Zimmer, in dessen Fenster sie den Kerzenschein gesehen hatte.
Sie betrat einen nach Süden gelegenen Raum nach dem anderen und zählte die Fenster. Dieser Teil des Gebäudes war nicht gut geheizt, sodass Jane froh war, dass sie ihren brokatenen Morgenmantel übergeworfen hatte. Der erste Raum sah aus wie ein ungenutztes Musikzimmer. Der zweite war etwas kleiner und charmanter und erinnerte Jane an den Vormittagssalon ihrer Mutter, wo diese die Menüs zusammengestellt und ihre Korrespondenz erledigt hatte. Diese beiden Räume hatten jeweils zwei schmale Fenster an der Südseite. Das nächste Zimmer musste es also sein, ganz so, wie sie es sich gedacht hatte.
Die Tür zum Nachbarraum war abgeschlossen. Jane besah sich das Schloss. Sie hatte davon gehört, dass sich ein
Schloss mit einer Haarnadel öffnen ließ, aber sie hatte das nie gelernt.
Lady Maywell besaß einen Schlüsselbund, außerdem noch die Haushälterin und der Butler. Jane wagte nicht, ins Untergeschoss zu gehen, weil sie nicht
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