Die schoene Tote im alten Schlachthof
eingeschossen.
»Wer um Himmels willen ist denn das nun wieder? Ich habe diesen
Namen noch nie gehört.«
»Hören Sie auf, Kafka. Wir wissen, dass Sie mit Ulrike Kinzigs Mann
Geschäfte gemacht haben. Mit Rolf Kinzig, Ihrem alten Freund aus Ihrer Zeit als
Werkstudent bei Arbed. Und mit seiner Frau haben Sie geschlafen.«
»Dann habe ich halt mir ihr geschlafen, was heißt das schon. Und was
Ihre anderen Behauptungen betrifft: Sie können mir nichts beweisen.« Er grinste
Ferschweiler wieder breit und überlegen an.
»Da wäre ich mir an Ihrer Stelle nicht so sicher, Herr Kommittke!«,
rief de Boer, der durch die Restauranttür in den Garten trat. Hinter ihm
folgten Tessy Contz und ihre Mutter. »Die Beweislast ist erdrückend«, fügte er
hinzu.
Ferschweiler drehte sich mit fragendem Blick zu seinem Assistenten
um. De Boer wusste offenbar mehr als er. Dann ging es ihm auf: Das Telefonat,
natürlich! De Boer musste noch einmal mit Simon gesprochen haben.
»Die Kollegen von der Drogenfahndung haben vor wenigen Minuten Ihr
Drogenversteck in der Kunstakademie ausgehoben. Die Techniker von der KTU haben ein Zwischengeschoss zwischen der
Fotowerkstatt und dem Vortragssaal entdeckt, von dem selbst Dr. Berggrün nichts
wusste. Und dort, in einem Raum, in dem man nicht einmal stehen kann und der
nur über eine Bodenklappe zugänglich ist, haben sie Ihren Lagerraum gefunden.
Die Untersuchungen der KTU dürften nur noch
Formsache sein. Ich bin mir absolut sicher, dass es Ihre Fingerabdrücke sind,
die dort sichergestellt werden konnten. Auch Ihr Kollege Rolf Kinzig sitzt
mittlerweile in Untersuchungshaft. Thomas Gorges dagegen haben Sie selbst
kaltgestellt.«
Kafka biss sich auf die Lippe.
»Und zudem, Herr Kommittke, sollten Sie noch eins wissen«, fuhr de
Boer fort. »Die Staatsanwaltschaft in Trier hat gegen Sie einen Haftbefehl
erlassen und um internationale Amtshilfe in Luxemburg nachgesucht. Die Beamten
aus Echternach sind bereits verständigt und werden in wenigen Minuten hier
sein.«
Kafka wirkte für einen kurzen Moment unentschlossen. Dann sprang er
plötzlich auf Madame Contz zu, packte sie am Revers ihres Malerkittels und
hielt ihr die Mündung einer Pistole an die Schläfe.
»Laszlo«, kreischte Madame Contz entsetzt. »Was tun Sie da?«
»Runter mit der Waffe!«, schrie Kafka in de Boers Richtung, der auf
Kafka angelegt hatte, nun aber seine Dienstwaffe vor sich ins Gras fallen ließ.
»Wir gehen jetzt alle schön rein, oder ich drücke ab.«
Mit der Waffe an Madame Contz’ Hinterkopf dirigierte Kafka die
Beamten und Tessy Contz in ein angrenzendes Gebäude, das wie eine alte Mühle
aussah, und von dort aus in einen angrenzenden fensterlosen Abstellraum. Alles
ging so schnell, dass Ferschweiler wenig Hoffnung hatte, dass irgendjemand
etwas davon mitbekommen hatte.
»Scheiße«, entfuhr es de Boer, nachdem Kafka die Tür hinter ihnen
verriegelt hatte. »Das kann doch nicht sein, dass wir jetzt hier festsitzen!«
Wütend rüttelte er am Türgriff.
Ferschweiler besah sich die schwere Tür. »Ich glaube nicht, dass wir
die so einfach aufbrechen können«, sagte er frustriert. »Wir werden zumindest
so lange hier festsitzen, bis die Kollegen aus Echternach eintreffen. Und wenn
wir Pech haben, dann ist das für Kafka Zeit genug, um zu verschwinden.«
Tessy Contz blickte hilflos von ihm zu de Boer. Nur ihre Mutter
hatte ihre gute Laune offensichtlich nicht verloren. Dass Kafka gerade damit
gedroht hatte, sie zu töten, und ihr eine Waffe an den Kopf gehalten hatte,
schien sie bereits wieder vergessen zu haben.
»Messieurs«, hob sie an, »ich verstehe ja Ihre Wut, aber wollen Sie
Laszlo denn nicht verfolgen?«
»Aber Madame.« Ferschweiler schüttelte den Kopf. »Ich glaube, Sie
stellen sich das alles ein bisschen zu einfach vor.«
Madame Contz musterte Ferschweiler mit kritischem Blick. Dann
seufzte sie indigniert und schob de Boer beiseite, der sich noch immer am
Türgriff versuchte. Sie betrachtete das Schloss einen Augenblick lang, dann
wandte sie sich zu ihrer Tochter, de Boer und Ferschweiler um, die sie fragend
anstarrten.
»Ich kenne mich mit Schlössern dieser Art bestens aus«, verriet sie
mit einem Lächeln. »Ich war einmal luxemburgische Meisterin im
Sicherheitsschlossöffnen. Meisterschaften dieser Art veranstaltet die nationale
Vereinigung der Sportsfreunde der Sperrtechnik bei uns schon seit 1958. Geben
Sie mir zwei Minuten.« Sie zog eine ihrer Haarnadeln aus ihrer
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