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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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ich sie in die Sammlerkreise, in
denen ich verkehre, wenn ich in Paris bin, einführe. Aber wenn andere dabei
waren, dann hat sie mich immer wie den allerletzten Schwachkopf behandelt. Sie
hat mich sogar vor meinen Kollegen verspottet und ausgelacht. Offen und frei,
so wie sie eben sein konnte. Aber das änderte nichts an meinen Gefühlen für
sie. Sie musste unsere Beziehung schließlich geheim halten, daher war mir ihr
Verhalten ganz recht.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sonst hätte es eine Katastrophe gegeben. Stellen Sie sich vor,
meine Frau hätte von unserer Beziehung erfahren. Sie hätte mich in der Luft
zerrissen«, sagte Wolters nach kurzem Zögern.
    »Wissen Sie eigentlich, ob Melanie Rosskämper Allergikerin war?«
    Wolters schaute ihn erstaunt an. »Allergikerin? Gegen Pollen war sie
allergisch, wie so viele andere Menschen auch. Birke, glaube ich, und
Haselnuss. Allergiker bin ich übrigens auch: Äpfel dürften Sie mir nicht
anbieten. Aber derartige Allergien sind doch ganz normal.«
    »Nein, ich meinte, dass Frau Rosskämper anscheinend unter einer
schweren Allergie gelitten hat, die für sie lebensbedrohlich werden konnte.
Durfte sie mit irgendwelchen Substanzen auf gar keinen Fall in Kontakt kommen?«
    »Nein, davon weiß ich nichts. Sie hat alles gegessen, getrunken,
angezogen – sagte sie zumindest. Ich habe ihr einmal ein von mir für sie
in Schottland gekauftes Wams an die Akademie geschickt, als Geschenk, als
Überraschung. Und dazu noch selbst gemachten Holunder- und Apfelsaft. Da war
ich in Dessau und sie allein hier in Trier, und sie schrieb mir, dass ihr die
Säfte so gut geschmeckt hätten und ihr das Wams so gut gefalle, dass sie es
ständig tragen würde …«
    »Und wo waren Sie gestern zwischen neunzehn und zwanzig Uhr, zu der
Zeit, als Melanie Rosskämper starb?«
    Wolters’ Schulter begann wieder zu zucken.
    »Wir waren zusammen im Kino«, sagte Helena Claus, die genau in
diesem Moment den Kaffee servierte.
    Ferschweiler bemerkte, dass sich Wolters merklich entspannte.
    »Otmar ist genau wie ich ein großer Fan von Harrison Ford, und diese
Woche lief im Programmkino jeden Abend ein anderer Klassiker mit ihm. Schauen
Sie, hier.« Sie deutete durch die offene Tür auf ein Plakat, das draußen auf
dem Flur an der Tür zur Teeküche hing und den erwähnten Schauspieler in seiner
Rolle als Indiana Jones zeigte. »Ich liebe Harrison Ford.«
    Ferschweiler blickte Wolters an. »Sind Sie schon öfter zusammen ins
Kino gegangen?«
    »Wir machen das regelmäßig, wenn ich in Trier bin. Helena ist eine
gute Zuhörerin und so wohltuend normal. Mit ihr einen Film zu sehen, ist pure
Entspannung«, antwortete Wolters.
    »Wo und wann haben Sie sich gestern Abend getroffen?«, fragte
Ferschweiler.
    »Um neunzehn Uhr, direkt am Kino, Herr Kommissar«, sagte Helena
Claus. »Ich war zuvor bei meiner Chefin in Irsch und danach noch kurz in
Tarforst einkaufen. Und Otmar kam zu Fuß. Er liebt es, an der Mosel spazieren
zu gehen.«
    »Stimmt das?«, fragte Ferschweiler Wolters. »Hat Sie jemand
gesehen?«
    »Meinen Sie im Kino oder auf meinem Spaziergang dorthin?«, fragte
Wolters.
    »Beides«, entgegnete Ferschweiler, und zu Helena Claus gewandt, die
immer noch das Filmplakat betrachtete, sagte er: »Vielen Dank, wir kommen jetzt
auch ohne Sie zurecht.«
    »Ich bin dann in meinem Büro. Wenn Sie noch etwas brauchen, sagen
Sie Bescheid.« Leise schloss Helena Claus hinter sich die Tür.
    »Also«, wandte sich Ferschweiler wieder Wolters zu, »hat Sie nun
jemand gesehen?«.
    »Die Vorstellung war ziemlich gut besucht, aber wir haben keine
Bekannten getroffen. Und auf dem Spaziergang …« Wolters zögerte, dann
sagte er: »Ich mache so weit wie möglich alles zu Fuß. Eigentlich mag ich den
ganzen Trubel an der Akademie nicht. Ich brauche viel Zeit für mich. Und in
Dessau, bei meiner Frau, da stehe ich rund um die Uhr unter permanenter Beobachtung
und Anspannung. Aber hier in Trier, da nehme ich mir die Freiheit, auch
manchmal nur für mich zu sein. Das ist übrigens der wichtigste Grund, Herr Kommissar,
warum ich überhaupt an der Kunstakademie arbeite. Ansonsten fühle ich mich an
diesem Ort völlig fehl am Platz. Viele der Kollegen sind so wie Breesich, der
nur hinter den Röcken der jungen Teilnehmerinnen her ist.«
    Ferschweiler hörte interessiert zu und machte sich Notizen. »Und hat
Sie auf Ihrem Spaziergang nun irgendwer gesehen?«, fragte er.
    Wolters überlegte kurz.
    »Nicht, dass ich

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