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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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hätten Sie besser
recherchieren sollen. Dann hätten Sie nämlich herausgefunden, dass ich immer,
wenn ich in Trier und Umgebung bin, bei meinem Bruder bestimmte Dinge für meine
heimische Küche oder als Geschenke für kulinarisch interessierte Freunde kaufe.
Neben Walnussöl höchster Qualität und Reinheit besorgt mir mein Bruder auch
reinen Safran, der um Längen besser ist als alles, was sie im herkömmlichen
Handel bekommen können. Und bei dem Öl ist es genauso. So gutes wie aus der Apotheke
bekommen Sie vielleicht noch beim Nussfest in Vianden oder im Périgord. Einmal
probiert, für immer verführt, Herr Kommissar. Sie sollten es auch einmal
kosten. Die Qualität der Produkte aus der Apotheke ist einfach unglaublich.«
    Ferschweiler stutzte. Der Mann kaufte anscheinend tatsächlich seine
Lebensmittel in der Apotheke.
    »Ich habe übrigens, falls es Sie interessiert, auch Frau Dr.   Berggrün
und Frau Claus jeweils ein kleines Fläschchen von dem Walnussöl abgefüllt. Die
beiden interessieren sich nämlich ebenfalls sehr für gutes Essen und werden
Ihnen sicherlich gern alles, was ich gesagt habe, bestätigen.«
    »Und wie können Sie belegen, dass Sie nicht in den Mord an Melanie
Rosskämper verwickelt sind?«, fragte Ferschweiler. »Sie waren zur Tatzeit auf
dem Gelände. Was haben Sie gemacht, und kann das jemand bezeugen?«
    »Nun ja, Herr Ferschweiler …« Von Stiependorf machte ein
ernstes Gesicht. »Wissen Sie, die Kunst der Radierung ist ein sensibles
Unternehmen. Konzentration ist da alles. Normalerweise habe ich nur den
Deutschlandfunk als Gesellschaft, manchmal höre ich auch SWR 2
oder das Klassikradio. Ich genieße es, abends, wenn alle anderen Kursteilnehmer
bereits nach Hause gegangen sind, noch in der Radierwerkstatt zu bleiben und
ganz in Ruhe weiterzuarbeiten. Die Dunkelheit ist meine Muse, und in der Nacht
reduziert sich meine Welt lediglich auf meinen Arbeitsplatz in der Werkstatt.
Nirgends sonst ist man der Kunst so nahe wie dort. Der Gründer der Akademie hat
mir damals persönlich die Erlaubnis gegeben, immer wenn ich in Trier bin, auch
abends oder nachts in den Ateliers zu arbeiten. Neben Melanie Rosskämper war
ich der einzige Teilnehmer, der dies durfte.«
    Von Stiependorf schien mächtig stolz auf dieses Privileg zu sein.
Nach einigen Sekunden fügte er hinzu: »Vergangenen Freitagabend hatte ich
jedoch meinen Bruder aus Trittenheim zu Gast, der sich einmal ansehen wollte,
was ich alles so im Atelier mache. Er kam gegen vier und blieb bis kurz nach
acht. Er hat die ganze Zeit neben mir gesessen und mir bei der Arbeit
zugesehen.«
    Dann schwieg von Stiependorf eine Weile sehr theatralisch, wie
Ferschweiler meinte, der sich eine Notiz gemacht hatte. Schließlich setzte er
nach: »Tatsächlich aber muss ich dem Täter oder der Täterin meinen Respekt
zollen. Chapeau! Ich habe über die Umstände lange nachgedacht. Die Tat passt
zur Akademie, schließlich war es kein einfaches Verbrechen. Das war Mord als
hohe Kunst! Perfekt, sauber, unaufklärbar – Sie werden sehen: Der Täter
war ein Künstler, das steht fest.«
    Ferschweiler blieb die Spucke weg. Was redete sein Gegenüber da?
    »Fürs Erste sind wir fertig, Herr von Stiependorf«, sagte er schnell.
»Ich muss Sie aber bitten, sich zu unserer Verfügung zu halten. Verlassen Sie
also nicht die Stadt. Wir werden sicherlich noch einmal auf Sie zurückkommen.
Vielen Dank.«
    Angesichts des so plötzlich erfolgten Ende des Verhörs wirkte Hans-Joachim
von Stiependorf fast beleidigt. Offensichtlich hörte er sich gern reden und
konnte es nicht ertragen, wenn man ihn unterbrach. Für Ferschweiler war der
Mann nichts als ein Schwätzer, jedoch einer mit äußerst kontroversen Ansichten.
Wortlos stand von Stiependorf auf und verließ mit hängenden Schultern und unter
permanentem Schütteln seines Kopfes die Lithowerkstatt.
    Ferschweiler rief de Boer in ihrem gemeinsamen Büro in der Güterstraße
an und bat ihn, von Stiependorf und dessen Alibi zu überprüfen. Bereits eine
knappe halbe Stunde später rief de Boer ihn zurück. Ferschweiler hatte bis zu
diesem Zeitpunkt noch nicht einmal die Hälfte der Aussage von Stiependorf auf
seiner alten Hermes Baby niedergeschrieben. Seine kleine Reiseschreibmaschine
mochte er nicht missen, er hatte sie schon seit nunmehr zwanzig Jahren und nahm
sie stets zu seinen nicht auf dem Revier stattfindenden Verhören mit. Einen
Computer hatte er nur im Büro.
    Kurz und prägnant fasste de Boer seine

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