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Die Schöne und das Biest

Die Schöne und das Biest

Titel: Die Schöne und das Biest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Jones
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zu dem Beet hinaus. Natürlich stand es dort und betrachtete die kläglichen Überreste seiner Rosen, die sich tagsüber noch dunkler verfärbt hatten und in sich zusammenknickten.
    Es zog ihr das Herz zusammen.
    „Sie bedeuten dir nichts, habe ich recht?“, empfing das Biest sie mit ruhiger, tiefer Stimme.
    „Bitte, verzeih mir!“ Belle hätte weinen können. „Das wollte ich nicht. Ich war nur so ... so ...“ Sie war sich nicht sicher, ob sie ihm gegenüber ihre Gefühle offenbaren sollte. Zumal sie selbst nicht recht wusste, was in ihr vorging. Noch vor wenigen Tagen hatte sie sich zu Philippe hingezogen gefühlt. Das Ungeheuer hatte sie jedoch weitaus freundlicher behandelt. Es war einfühlsam — ja, es war sogar sehr liebenswert.
    „Ich war nur so wütend“, sagte sie dann.
    „Aber was hat dich so wütend gemacht?“, fragte das Biest.
    „Philippe.“ Sie erschrak, wie schnell sein Name einfach so über ihre Lippen gekommen war. Dabei hatte sie dem Ungeheuer nichts davon erzählen wollen.
    „Ich dachte, du magst Philippe.“ Seine Stimme klang hart. Wieder vermittelte er ihr den Eindruck, damit ganz und gar nicht einverstanden zu sein. Sie fragte sich, ob er eifersüchtig war.
    „Das dachte ich auch.“
    Belle senkte den Kopf. In den ersten Tagen hatte sie sich regelrecht nach Philippe verzehrt, sich nach den Berührungen seiner Hände auf ihrer Haut gesehnt. Aber nun war ihr klar, wie wenig sie ihn kannte. Wie oberflächlich und naiv sie gewesen war! Sie hatte sich von seinem attraktiven Äußeren blenden und blind in seine Arme fallen lassen. Diese Erkenntnis schmerzte sie.
    „Sei nicht länger wütend“, sagte das Ungeheuer. Seine Stimme klang schwach, beinahe gebrochen.
    Wieder schimpfte Belle sich innerlich selbst aus. Sie war viel zu sehr auf sich selbst bedacht. Zuerst hatte sie sich von Philippe verführen lassen, vergaß schließlich aufgrund ihrer Enttäuschung die Rosen und erkannte jetzt auch noch viel zu spät, wie schlecht es offenbar um das Biest stand. Seine gesamte riesige Gestalt wirkte wackelig. Es drohte in sich zusammenzusacken, wie es ihm seine geliebten Pflanzen vormachten.
    „Lass uns hineingehen“, schlug Belle vor. „Ich werde dir einen Tee zubereiten und dir anschließend wieder vorlesen. Vielleicht hilft dir das ein wenig.“
    „Das wäre wunderbar.“
    Seine Augen glänzten feucht. Sie waren blau — wie die Philippes. Das war Belle zuvor gar nicht aufgefallen.
    Unvermittelt hakte sie sich bei ihm unter. Es musste ein komisches Bild sein, wie sie so neben ihm ging. Im Gegensatz zu ihm war sie so zart und klein. Und zum ersten Mal, seit sie sich im Schloss aufhielt, berührte sie ihn tatsächlich. Sie fühlte sein weiches und warmes Fell an ihrer Haut. Es kam ihr in keiner Weise unangenehm vor — eher das Gegenteil war der Fall. Sie verspürte den eigenartigen Drang, sich bei ihm anzulehnen. Dem Ungeheuer schien ihre Nähe ebenfalls zu gefallen. Zumindest glaubte sie, bei ihm ein Lächeln entdeckt zu haben.
    Schnell schob Belle diesen Gedanken beiseite. Wie kam sie nur auf so etwas!
    Ein klein wenig löste sie sich von dem Biest, um nicht erneut von derlei Gefühlen überwältigt zu werden. Sie bemühte sich um einen klaren Blick auf die Dinge. Sie war ein Mensch. Das Ungeheuer hingegen irgendein Tier mit menschlichen Zügen. Als sie die Bibliothek betraten, ließ Belle gänzlich von ihm ab, um den versprochenen Tee zu bereiten. Anschließend griff sie nach einem Buch — einer neuen Liebesgeschichte, die so aufregend war, dass Belle die halbe Nacht lang las und schließlich darüber einnickte.
    Das Ungeheuer musste Belle in ihr Schlafgemach getragen und auf dem Bett abgelegt haben. Womöglich hatte es sie sogar zugedeckt. Zumindest konnte sie sich nicht daran erinnern, diese Dinge selbst erledigt zu haben.
    Mit einem flauen Gefühl im Magen stand sie an diesem Tag auf. Sie fühlte sich vollkommen verwirrt. Immer wieder musste sie an das Biest denken. An seine Liebenswürdigkeit und die ungeahnte Verletzlichkeit. Warum hatte sie das bisher übersehen?
    Geplagt von Schuldgefühlen nahm sie die Arbeit an dem Rosenbeet wieder auf. Stunde um Stunde bemühte sie sich um bessere Bodenverhältnisse für die Pflanzen. Doch selbst frische Erde, die sie von anderer Stelle zu dem Beet hin trug, verfärbte sich schwarz und wurde steinig, sobald sie mit einem Überbleibsel der Rosen in Berührung kam.
    Belle war verzweifelt. Doch sie gab nicht auf. Sie schuftete immer weiter,

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