Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schöne und das Biest

Die Schöne und das Biest

Titel: Die Schöne und das Biest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Jones
Vom Netzwerk:
mehr auf, und Belle fragte sich Tag um Tag, wo er nur steckte. Vielleicht benötigte sie nun keinen Bewacher mehr, da sie sich bereit erklärt hatte, die Pflege des Rosenbeetes zu übernehmen.
    Eines Abends fragte sie das Ungeheuer nach Philippes Verbleiben und erhielt nicht mehr als ein Brummen zur Antwort.
    Sie redete sich ein, dass Philippe sie doch vermissen müsste. Ebenso, wie sie ihn vermisste. Kein Lebenszeichen von ihm zu erhalten, zerrissihr das Herz. Am Ende gab sie sogar sich selbst die Schuld. Immerhin konnte es möglich sein, dass sie ihn mit ihrer Unerfahrenheit verschreckt hatte.
    Eines Abends kam es sogar so weit, dass sie während des Vorlesens einer neuen Liebesgeschichte plötzlich abbrechen musste. Ihre Stimme zitterte, und eine Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel. Zu sehr hatte die Textzeile sie an Philippe erinnert.
    „Stimmt etwas nicht?“, fragte das Ungeheuer mit besorgter Miene.
    „Ach“, seufzte Belle, „es ist nur ... ich fühle mich so einsam am Tag. Sag, wo ist Philippe? Kann er mir nicht wieder Gesellschaft leisten?“
    Das Ungeheuer legte eine Pranke auf ihre Schulter, so sanft, wie Belle es ihm nie zugetraut hätte. Aus einem für sie unerfindlichen Grund schien ihm ihre Bitte nicht zu gefallen. Dennoch zeigte es Verständnis. Es verhielt sich so einfühlsam, dass es für Belle ein Wohltat war.
    „Er wird dir Gesellschaft leisten. Dessen kannst du dir gewiss sein.“
    Belle wollte sich über diese Nachricht freuen. Sie hatte bisher gedacht, dass sie es kaum erwarten könnte, Philippe wiederzusehen. Doch auf einmal beschlich sie ein eigenartiges Gefühl. Sie hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Untier.
    Am nächsten Morgen stürmte Belle die Treppe hinunter in die Halle. Doch niemand hielt sich dort auf. Also lief sie weiter durch den Flur in den Speisesaal, gespannt darauf, ob Philippe erneut an einem gedeckten Frühstückstisch auf sie warten würde.
    Abermals wurde sie enttäuscht. Es sah so aus, als würde Philippe auch an diesem Tag nicht erscheinen.
    Missmutig suchte sie den Balkon auf. Sie öffnete die Türen und trat hinaus in einen auffrischenden Wind. Er zerzauste ihr Haar. Einzelne Strähnen tanzten um ihren Kopf und verliehen ihr einen wilden Ausdruck. Gerade wollte sie sich nach vorne an die Brüstung stellen und einen Blick auf die Blumen werfen, da bemerkte sie, dass jemand von der Seite zu ihr hinaufstieg.
    „Philippe!“ Belle klatschte einmal beschwingt in die Hände. „Wie schön. Du bist wieder da.“
    „Ich bleibe nicht lange“, sagte er emotionslos.
    „Warum?“ Sie zog die Stirn kraus. Schon spürte sie, wie sich ihre Kehle verengte, und sie Schwierigkeiten hatte, einen weiteren Ton herauszubringen. „Was ist passiert?“
    „Nichts.“ Philippe zuckte mit den Schultern. „Ich stehe nicht mehr länger in den Diensten des Herrn.“
    „Aber ... ich dachte ...“, stotterte Belle, „... ich dachte, wir, ich meine du und ich ... wir beide ...“
    „Du meinst, wir wären ein Liebespaar?“
    Für einen Moment blickten sie einander schweigend an. Ganz so hatte Belle es nicht gemeint. Es verlangte ihr jedoch nach einer Aussprache über das gemeinsame Erlebnis. Warum hatte er sie einfach so auf dem Tisch liegen lassen?
    Die blauen schönen Augen Philippes hatten ihren Glanz verloren. Zwischen ihm und Belle baute sich eine imaginäre Mauer auf, die Belle nicht zu durchbrechen vermochte. Sie wusste nicht, wie sie das Gespräch am besten beginnen sollte.
    „Es ist nur ...“ Sie wandte den Kopf zur Seite. „Wegen dieses Erlebnisses. Ich dachte, es hätte dir etwas bedeutet.“
    Philippe lachte auf. Er verhielt sich derart unsensibel, dass Belle ihm am liebsten ins Gesicht geschlagen hätte. Doch sie beließ es bei einem verbalen Hieb.
    „In dir steckt mehr Ungeheuer als in deinem Herrn!“ Damit drehte sie ihm den Rücken zu, trat ins Schloss hinein und verriegelte hinter sich die Türen. Sollte er doch sehen, wie er selbst hineinkam! Sie stolzierte durch den Raum auf ein Kanapee zu. Darauf ließ sie sich nieder und wartete. Allerdings musste sie bald feststellen, dass Philippe keinerlei Anstalten machte, ihr in das Schloss zu folgen. Er verschwand einfach wieder.
    Über ihren Ärger hatte Belle an diesem Tag vollkommen vergessen, sich um das Rosenbeet zu kümmern. Dieses Versäumnis fiel ihr wie Schuppen von den Augen, als sie am Abend die Tür zur Bibliothek öffnete und weit und breit kein Ungeheuer vorfand. So schnell sie konnte lief sie

Weitere Kostenlose Bücher