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Die Schöne und das Biest

Die Schöne und das Biest

Titel: Die Schöne und das Biest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Jones
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vertilgte.
    Diese Art von Beobachtung mochte sie nicht, dennoch schmeichelte es ihr auf merkwürdige Weise. Sie ertappte sich dabei, wie sie sich ein Stück Brot ganz langsam in den Mund schob und sich anschließend verführerisch mit der Zunge über die Oberlippe fuhr. Wie konnte sie nur! Röte schoss ihr in die Wangen. Augenblicklich beschloss sie, dass sie genug gegessen hatte.
    „Was sehen wir uns als nächstes an?“, versuchte sie der peinlichen Situation zu entfliehen.
    Philippe reckte das Kinn. Er tat, als müsste er erst darüber nachdenken. Doch schon lächelte er sie wieder an.
    „Da gibt es noch etwas ganz Besonderes. Das wird Euch bestimmt gefallen.“
    Philippe fasste sie bei der Hand und zog sie vom Stuhl hoch. Wie ungestüm er war! Belle wehrte sich heftig gegen das warme Gefühl, das sich in ihrer Bauchgegend ausbreitete. Das wäre ja etwas! — Dem erstbesten Schönling zu verfallen.
    Einem Mann wie ihm war sie schließlich vorher nie begegnet. Die Burschen aus ihrem Dorf sahen neben Philippe wie ungepflegte Rüpel aus. Mit strohigem Haar, unrasiert und Fingernägeln, unter denen sich eine dicke Dreckschicht angesammelt hatte. Außerdem rochen sie teilweise ganz abscheulich. Philippe hingegen verströmte einen angenehmen Duft.
    Belle hatte sich schon immer nach einem so besonderen und ansehnlichen Mann wie ihn gesehnt. Darum würde es ihr auch schwer fallen, ihn nicht zu nahe an sich heranzulassen.
    Belle folgte Philippe in einen abgelegenen Flügel. Sie mussten erst durch einen langen Flur, der keinerlei Schmuck aufwies. Die Steinwände wirkten kalt und abweisend. Auch die monumentale Tür mit dem übertrieben großen Eisenknauf hatte nichts Einladendes an sich. Dennoch öffnete Philippe sie und machte den Weg in eine unerwartete Schatzkammer frei.
    Der mit verschnörkelten Mustern verzierte Fußboden wirkte allein bereits so kostbar, dass Belle ihn kaum zu betreten wagte. Zaghaft machte sie einen Schritt in den Raum und blieb sogleich stehen, um die prachtvolle Umgebung gänzlich in sich aufzusaugen.
    „In diesen Räumen hat die Comtesse gelebt“, erklärte Philippe. „Doch das ist viele Jahre her. Nur das Gemälde erinnert an sie.“
    Erst jetzt fiel Belle auf, dass auf der gegenüberliegenden Wandseite ein weiteres Portrait der Comtesse hing, jedoch um etliches größer als das im oberen Flur. Ihre Schönheit — auch wenn sie nur gemalt war — schien den Raum zu erhellen.
    „Der wahre Schatz dieser Räume zeigt sich allerdings erst nachts. Dann sieht man die Sterne durch die einzigartige Glasdecke.“
    Belle legte den Kopf in den Nacken. Sie sah hinauf und erkannte über sich tatsächlich eine Decke aus reinem Glas.
    „Ich wusste nicht, dass es so etwas gibt“, hauchte sie fasziniert.
    „Niemand weiß das — außer den Bewohnern des Schlosses.“
    Den ganzen Tag über hatte sich das Ungeheuer nicht blicken lassen. Erst als Philippe sich zur Abenddämmerung verabschiedete, und Belle in ihr Schlafgemach zurückkehrte, hörte sie das zügellose Aufheulen in der Eingangshalle des Schlosses. Das kam ihr sehr merkwürdig vor. Dennoch wollte sie nicht erneut hinabgehen und sich nach ihm erkundigen. Sie fühlte sich müde von den Erlebnissen des Tages. Daher legte sie sich mit dem Rücken aufs Bett, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte den Stoffhimmel über sich an.
    Feiner Satinstoff hing in Wellen geschlagen an den Pfosten hinunter. Kleine goldene Steine glitzerten darin.
Wie Sterne
, dachte Belle. Wie mochten die Sterne wohl durch das Glasdach aussehen?
    Gähnend streckte sie sich und drehte sich auf die Seite. Mit beiden Händen durchwühlte sie die Vielzahl an Kissen, bis sie eines davon fest im Griff hatte. Sie klammerte sich daran und fiel nur einen Wimpernschlag später in einen leichten Schlummer.
    In ihren Träumen sah sie Sterne. Sie sah Frauen in weißen Gewändern, die im Mondlicht auf einer Wiese tanzten. In einer von ihnen erkannte sie sich selbst. Ihre langen braunen Haare waren offen und umschmeichelten ihren schlanken Körper wie ein sanfter Wasserfall. Sie reckte den Kopf anmutig in die Höhe — ebenso anmutig wie die Comtesse auf dem Gemälde. Doch plötzlich hielt sie inne. Beinahe wäre sie gestolpert und gefallen.
    Philippe stand ganz in ihrer Nähe und verfolgte ihren Tanz mit neugierigen Blicken. Als er sich ihrer Aufmerksamkeit gewahr wurde, nickte er lediglich, drehte sich um und verschwand im Nichts.
    Belle öffnete die Augen. Sie setzte sich auf.

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