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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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Ewigkeit vergangen.
    Und es war längst an der Zeit, daß Noah dieselbe Lektion lernte.
    »Man heiratet nicht aus Leidenschaft, Bruder. Und was Liebe und Seelenbündnisse betrifft, so überlasse ich diesen abscheulichen Unsinn liebend gern den Dichtern. Ehen sollten auf der Basis gesellschaftlicher Herkunft und in Hinblick auf eine solide finanzielle Zukunft geschlossen werden. Alles andere ist unnötiger Ballast.«
    Noah grinste und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Wenn du so daherredest, kommt es einem vor, als müsse man eine Ehefrau genauso nüchtern und analytisch auswählen wie das Gemälde, für das man bei Christie’s mitsteigern will.«
    »So große Unterschiede gibt es da gar nicht, weißt du. Du tätest gut daran, mir zu glauben, wenn ich dir sage, daß ich eines gelernt habe: in diesem Leben gibt es nur sehr wenige Dinge, die keine Investition darstellen, und man muß jedesmal abwägen, wieviel ein jedes davon in den kommenden Jahren noch wert sein wird.«
    »Dann würdest du also sagen, du glaubst, daß Anthea es wert ist, deine Gräfin zu werden?«
    Robert richtete den Blick auf seinen Bruder. »Du hast also das Gerücht gehört? «
    »Nur wenige hier in der Stadt haben es nicht gehört. Hast du eigentlich in letzter Zeit mal in die Wettbücher geschaut?
    Selbst bei Brooke’s heißt es, daß es nur noch eine Frage der Zeit ist, bevor deine Grafenwürde verkündet wird. Auf dem Schlachtfeld hast du dich jedenfalls bewährt, Rob. Ohne Zweifel hat auch Lady Anthea den Klatschmäulern Gehör geschenkt, was ihr die Entscheidung, dich zu heiraten, enorm erleichtert haben dürfte.« Er zögerte und fügte dann hinzu: »Und dann ist da noch Lord Hastings’ kürzlicher Ankauf bei Christie’s, der gewiß hilfreich dabei war, ihn hinsichtlich deiner Absichten auf seine Tochter günstig zu stimmen.«
    Robert verzog keine Miene. »Lord Hastings ist, genau wie ich, ein begeisterter Sammler. Er ließ durchblicken, daß er an dem Stück interessiert war. Ich war ihm lediglich beim Ankauf behilflich.«
    »Hastings tut nur so, als sei er ein Sammler, weil es eben dazugehört. Es ist gerade modern. Du hingegen bist mit Leib und Seele Sammler. Dieser van Dyck gehörte doch schon so gut wie dir, Rob. Vater hat mir am letzten Michaelstag davon erzählt, als Lord Fairchild sich weigerte, ihn dir direkt zu verkaufen. Er meinte, du hättest Christie’s ein stolzes Sümmchen dafür gezahlt, daß man dir vorab den Zuschlag garantierte, wenn Fairchild erst abgekratzt wäre. Alle Welt wußte doch, daß seine Gesundheit angeschlagen war — mir ist nicht ein Abend in Erinnerung, an dem er nicht so angeheitert gewesen wäre, daß er noch einen zusammenhängenden Satz zustande bekommen hätte — aber du hast irgendwie herausgefunden, daß er schon seit langem bei seinen Gläubigern tief in der Kreide stand. Du wußtest also, daß seine Erben in Geldnöten sein würden. Ihnen blieb keine Wahl, als seine Sammlung versteigern zu lassen. Hättest du diesen Trumpf bei Fairchild von Anfang an ausgespielt, hättest du ihn womöglich schon vor seinem Ableben zum Verkauf des Stücks überreden können, wenn auch natürlich zu einem sehr überhöhten Preis. Aber du hast einfach abgewartet. Und dann, als du das Stück sozusagen schon versandfertig hattest und nur noch zu Vater nach
    Lancashire hättest schicken müssen, ziehst du dich zurück und läßt stattdessen Hastings den Vortritt — und das nach all deinen Bemühungen. Ich glaube, dieses Manöver wirst du Vater nur schwer verständlich machen können.«
    Robert zuckte mit den Schultern. »Zugegeben, um diesen speziellen van Dyck habe ich mich länger vergebens bemüht. Es war auch nicht leicht, meinen zukünftigen Schwiegervater zu diesem Ankauf zu bewegen. Weißt du, bei Christie’s wurden nämlich an jenem Tag zwei Stücke aus Fairchilds Sammlung versteigert. Natürlich hat Hastings das bekanntere der beiden genommen, ja, ich glaube, dieser Umstand hat vor allem den Ausschlag für seine Entscheidung gegeben. Wie mir jedoch meine privaten Quellen versichern, war das andere Stück, ein Rubens, von dem ich nicht einmal wußte, daß Fairchild ihn besaß, die bei weitem klügere Wahl.« Robert nippte an seinem Wein. »Und es sieht ganz danach aus, als würde er sich als äußerst einträgliche Anschaffung erweisen. Aller Voraussicht nach wird sich der Wert dieses Stücks in den nächsten Jahren verdreifachen. Ich habe mich schlicht für dasjenige der beiden Stücke entschieden,

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