Die schoene und der Lord
das mir die bessere Investition zu sein schien.«
»Während du es mit Christie arrangiert hast, daß das andere an Hastings verkauft wurde.«
»Er hat Lord Hastings das Stück nicht verkauft, Noah. Es war eine Versteigerung. Hastings hat einfach geboten und den Zuschlag erhalten.«
»Und es für einen Spottpreis bekommen, nach dem, was mir zu Ohren gekommen ist.«
Robert gestattete sich ein schiefes Lächeln. »Er hat in der Tat etwas weniger bezahlt, als Christie am Ende für den Verkauf eingestrichen hat.«
Noah blickte seinen Bruder einen Moment lang starr an, bevor es ihm dämmerte. »Du hast die ganze Transaktion von Anfang an eingefädelt, nicht wahr? Und ich möchte wetten, daß du selbst die Differenz zwischen Hastings' Gebot und dem letztendlichen Verkaufspreis aufgebracht hast.«
»Mir blieb keine Wahl. Kinsboroughs Agent lauerte nur darauf, das Stück zu schnappen, falls Hastings es nicht nahm. Es war schon schmerzlich genug, es Hastings zu überlassen, aber wenn es erst Kinsborough in die Hände gefallen wäre ...« »Vaters Rivalität mit dem Marquis, wenn es ums Kunstsammeln geht, ist ja in der guten Gesellschaft schon legendär«, führte Noah diese Andeutung zu Ende. »Wenn du im Ausland nicht solche Anstrengungen unternommen und all die Stücke angekauft hättest, wäre Vaters Wunschtraum nie in Erfüllung gegangen: die großartigste Sammlung in England zu besitzen. Oder zumindest eine Sammlung, die diejenige von Lord Kinsborough in den Schatten stellt.«
Die Sammlung in Devonbrook entwickelte sich allmählich zu einer Sensation, und diese Sensation würde gemäß der Bedingungen, die der Herzog und sein zweiter Sohn ausgehandelt hatten, eines Tages in Roberts Besitz übergehen. Gemälde, Statuen, Bücher sowie Antiquitäten aus der Antike und dem Mittelalter machten das Gros der Sammlung aus, die außerdem noch weitere Teile umfaßte, wie etwa eine Waffensammlung.
Während der Kriege hatte sich Roberts militärischer Rang bei den Ankäufen bezahlt gemacht. Nachdem er sein Hauptmannspatent in der Garde erworben hatte, war Roberts Regiment zunächst nach Spanien ausgerückt, und dort hatte es sich überall da stationiert, wo Wellington sein Hauptquartier aufschlug. Der Befehlshaber erfuhr von Roberts ausgezeichneten Kenntnissen in Französisch und Spanisch und zögerte nicht, ihm eine neue Aufgabe zu übertragen, nämlich die des Kundschafters. Mit seinem dunklen Haar und der von Spaniens heißer Sonne gebräunten Haut ging Robert — oder in manchen Fällen Roberto — auf der Halbinsel leicht als Einheimischer durch.
Gemäß Wellingtons Befehl war es Roberts Mission, die Stellungen der Franzosen auszukundschaften und dem Hauptquartier entsprechende Lagepläne zukommen zu lassen. Das Schwierige daran war nicht, die Informationen für diese Karten zu beschaffen. Sein Bursche Pietro leistete wertvolle Schützenhilfe, und die spanischen Bauern waren zur Mithilfe nur zu gerne bereit, hofften sie doch, ihr Land auf diese Weise von den Bonapartes zu befreien. Das Hauptrisiko lag im Transport der Karten zum Hauptquartier, aber Robert tüftelte ein raffiniertes System aus, um diese Aufgabe effektiv zu bewältigen.
Er konnte sich noch gut an Wellingtons Wutausbruch erinnern, als er einmal nach einem besonders gefährlichen Abstecher ins Hauptquartier zurückkehrte.
»Was zur Hölle soll ich mit einem Stilleben anfangen, auf dem ein Obstkorb zu sehen ist, Hauptmann?«
Es war nicht schwer gewesen, das zusammengerollte Bild, mit einem Bindfaden umwickelt, in der Manteltasche zu transportieren. Wer auch immer es begutachtet hätte, hätte es für das gehalten, was es zu sein schien: ein Gemälde, mehr nicht.
Aber es war tatsächlich viel mehr, denn hinter der falschen Leinwandrückseite befand sich die Karte, die er Wellington zu überbringen hatte.
Der Zorn des Generals hatte sich auf der Stelle in Gelächter aufgelöst, er versetzte Robert einen herzhaften Schlag auf den Rücken und meinte, deutlich weniger gereizt: »Sie sind schon ein findiger Bursche, habe ich recht, Hauptmann?«
Ein größeres Kompliment hätte ihm Wellington nicht aussprechen können.
Da er als Soldat große Bewegungsfreiheit genoß und wertvolle Beziehungen auf dem Kontinent knüpfen konnte, vermochte Robert eine Anzahl von Stücken abzufangen, bevor sie überhaupt nach England gelangen konnten. Anfangs hatte Roberts Vater die Ankäufe für die Sammlung finanziert, wäh-rend Robert für ihn als Agent agierte, die
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