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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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Ankunft letzte Nacht konnte sie sich kaum erinnern, denn es war schon sehr spät und stockfinster, und sie war von der Reise mehr als erschöpft gewesen. Als sie nun über den weichen Teppich schritt, konnte sie nur staunen über die Herrlichkeiten, die es hier gab: die zahlreichen goldgerahmten Gemälde an den Wänden, die funkelnden Beistelltische, auf denen Marmorbüsten und sonstige dekorative Gegenstände standen, die reich ausgestatteten Zimmer, die sie durch offenstehende Türen erspähte.
    Dieses Haus war noch hochherrschaftlicher als Rosmorigh, und Catriona hatte sich noch nie im Leben so fehl am Platze gefühlt. Selbst die Vorhänge an den hohen Fenstern waren aus Stoffen gefertigt, die prächtiger waren als alles, was Catriona je gesehen hatte. Ihrer Herkunft nach mochte ein solcher Lebensstil ihr vielleicht entsprechen, aber mit dem Herzen blieb sie weiter im Hochland verwurzelt. Bei diesem Gedanken begannen unwillkürlich Zweifel an Catriona zu nagen; womöglich war es ein schrecklicher Fehler gewesen, auf Roberts Vorschlag einzugehen und mit ihm hierher zu kommen.
    Sogar auf Rosmorigh hatten die Dinge sich völlig anders dargestellt. Trotz aller ihr sonst ungewohnten Prachtentfaltung war das Schloß für sie doch eine vertraute Größe, da es sich auf ihr wohlvertrautem Land befand, wo sie die meisten Menschen kannte. Hier in London aber fühlte Catriona sich, als habe sie gerade eine völlig andere Welt betreten, und dies entsprach durchaus der Wirklichkeit.
    Schon jetzt sehnte sie sich danach, heimzukehren.
    Auf ihrer Suche nach dem Speisezimmer betrat Catriona versehentlich zwei falsche Räume, erst eine beeindruckende Bibliothek, dann einen Lagerraum, in dem diverse Möbelstücke aufbewahrt wurden, aber schließlich fand sie es doch und stieß dort auf Robert, der auf einem Platz am hinteren Tischende saß. Sie blieb im Türrahmen stehen und betrachtete ihn beim Zeitunglesen. Wie aufregend es für ihn sein mußte, dachte sie, während er von ihrer Gegenwart noch nichts bemerkt hatte, nach seiner zeitweiligen Blindheit endlich wieder selbst lesen zu können.
    Er sah einfach atemberaubend gut aus, denn er war wesentlich förmlicher gekleidet als auf Rosmorigh. Er trug einen tief burgunderroten Rock, darunter eine graue Weste und schwarze Kniehosen. Seine gestärkte weiße Halsbinde war nach der neuesten Mode geschlungen, und seine kniehohen schwarzen Stiefel glänzten tadellos. Seine Erscheinung vermittelte einen Eindruck von Stärke und Vornehmheit — genau, wie es seinem Stand als Herzog entsprach.
    Als Catriona an sich herabblickte und ihr derbes Kleid mit der abgetragenen Hemdbluse darunter näher ins Auge faßte, wäre sie am liebsten im Boden versunken. Kurz erwog sie, ob sie nicht einfach leise kehrtmachen sollte, bevor er sie sah, und...
    »Guten Morgen«, ließ Robert sich jetzt vernehmen und erstickte ihren vagen Plan damit im Keim.
    »Guten Morgen«, erwiderte sie leise und durchquerte den Raum, um sich auf den Platz neben ihm zu setzen, da ihr nun keine Wahl mehr blieb. Der bereitstehende Lakai in seiner gelb-blauen Livree trat sofort heran, um ihr eine Tasse duftenden Tees einzuschenken. Während er goß, bemerkte sie, wie er ihre bloßen Füße unter dem Tisch musterte.
    »Hast du gut geschlafen?« fragte Robert.
    »Ja«, log sie, »sehr gut.«
    Robert faltete seine Zeitung zusammen und blickte sie prüfend an. »Von mir aus hättest du auch länger schlafen können, aber es liegen verschiedene Dinge an, um die wir uns kümmern müssen, so daß es mir am sinnvollsten schien, sie möglichst früh anzugehen.«
    Catriona nickte, trank schlückchenweise ihren Tee und verbarg ihre Füße etwas weiter unter dem Stuhl, während erweiterredete.
    »Mairead dürfte jetzt auch bald kommen, und ...«
    Wie auf ein Stichwort betrat Mairead genau in diesem Augenblick das Zimmer, lächelte schüchtern und murmelte leise einen Gruß. Catriona fiel auf, wie vorsichtig sie ihre Teetasse anfaßte, als hätte sie Angst, sie zu zerbrechen. Offensichtlich war Mairead von der Umgebung ebenso eingeschüchtert.
    »Für heute vormittag habe ich eine Schneiderin hierher bestellt, die euch beide erst einmal stadtfein machen wird.« »Eine Schneiderin?« fragte Catriona. »Aber wir haben doch eigene Kleider, Robert.«
    »Ja, das mag wohl stimmen, aber ihr habt ziemlich wenig. Ihr werdet Kleidung brauchen, die dem Leben in der Stadt eher entspricht, und wenn ihr an gesellschaftlichen Anlässen teilnehmt, werdet

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