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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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ist im Moment doch gar nicht hier, Mairead. Niemand ist hier, und du weißt doch, daß eine Woche vor seiner Ankunft immer sein Verwalter, Abercromby, aus Edinburgh anreist, um Dienstboten einzustellen und das Haus auf Vordermann zu bringen. Und selbst der alte Abercromby würde mich um diese Uhrzeit hier nicht erwischen, denn er ist auch einer von denen, die die Gespenstergeschichten über Rosmorigh glauben. Er traut sich nur bei Tageslicht hierher und würde es kaum wagen, nach Einbruch der Dunkelheit hierzubleiben.«
    Sie hatten das Ende des Durchgangs erreicht, und Mairead faßte rasch den Eisengriff an der kleinen Falltür, die nach draußen führte. Dies war der einzige Weg aus den Höhlen, der bei Flut nicht überschwemmt war.
    Im Dunst der zunehmenden Dämmerung blickte Mairead über das Hochmoor, durch das ihr Weg vom Schloß nach Hause führte. Über ihnen türmten sich dunkle Wolken auf, und der auffrischende Wind verhieß Sturm.
    »Ach, Catriona, ich weiß wirklich nicht, warum ich mich von dir immer wieder in deinen Unfug verwickeln lasse. Wir werden ganz schön laufen müssen, wenn wir noch vor dem Sturm heimkommen wollen. Dad wird nicht erfreut sein, Catriona, nicht ein bißchen.«
    Das kleine Gehöft der MacBryans erhob sich im Schutz eines grasbewachsenen Berghangs, während es auf der anderen Seite von offenem Heidegelände und Torfmoor umgeben war, welches sich bis zu einem seichten Bach hinab ausdehnte, der leise murmelnd an seiner Ostseite vorbeifloß. Aus dem grobgemauerten Schornstein drang Torfrauch, der sich himmelwärts kräuselte und dort mit den tiefhängenden Wolken und dem vom Gebirge aufziehenden Dunst verschmolz. Weißlich leuchteten die Wände des Wohnhauses im Dämmerlicht, die aus mit Lehm beworfenem Flechtwerk bestanden, und sein Strohdach hatte man gegen die stürmischen Winde des Hochlands mit Seilen aus Heidekraut gesichert, deren Enden mit Steinen beschwert waren. Von außen wirkte es primitiv und sogar verlassen, aber dieser Eindruck änderte sich, sobald man durch die verwitterte Holztür eintrat und sich dort von der heimeligen Wärme umgeben fand, die im Inneren stets herrschte.
    Der Wind peitschte so ungestüm, daß Catriona das Haar unter dem Umschlagtuch hervorflatterte und die Röcke sich um ihre Beine wickelten, während sie neben Mairead die Anhöhe hinabging. Im Zwielicht war die Luft erfüllt von Gerüchen: Heidekraut und Torf und die frische Meeresbrise verquickten sich zu einem würzigen Aroma. Als sie näher kamen, bemerkte Catriona die Fischnetze ihres Vaters, die auf der niedrigen Steinmauer zum Trocknen auslagen; in zahllosen Nächten hatte er sie eigenhändig aus Hanfstricken gewirkt. Direkt neben der Tür standen seine schlammbedeckten, abgetragenen Stiefel, und vom Haken darüber hing sein Regenumhang aus schwarzem Wachstuch herab.
    Dad war also tatsächlich wieder heimgekehrt.
    Obwohl sie sich auf eine gehörige Strafpredigt gefaßt machen mußte, spürte Catriona, wie wohlige Wärme sie durchströmte; es war gut zu wissen, daß ihr Vater ein weiteres seiner Abenteuer lebend überstanden hatte. Er war wieder zu Hause, in Sicherheit. Und schon deshalb war es nicht weiter schlimm, sein Donnerwetter über sich ergehen zu lassen.
    Catriona öffnete die Haustür, als wolle sie zuerst hineingehen, aber dann trat sie rasch zurück, so daß Mairead nichts anderes übrigblieb, als voranzugehen.
    »Wo zum Teufel bist du gewesen ? « polterte ihr Vater mit einer Stimme, die sich durchaus mit dem aufziehenden Sturm messen konnte. Catriona stahl sich hinter Mairead hinein und hielt sich im Schatten.
    »Ich habe Catriona abgeholt«, sagte Mairead seelenruhig. »Sie war beim Colonel und hat ihm einen Topf mit Essen gebracht.«
    Angus MacBryan trat vom Feuer auf sie zu. Er war ein solcher Hüne, daß seine in Leinenhemd und einen alten Kilt gehüllte Gestalt das Licht hinter ihm vollständig verdeckte. »Und wo ist deine Schwester dann? Ist sie etwa zum Abendessen bei MacReyford geblieben?«
    Mairead griff hinter sich und zerrte Catriona am Arm nach vorn.
    »Aha«, sagte Angus und funkelte seine ältere Tochter grimmig an. »Und wie geht es Colonel MacReyford, Mädchen? Ich hoffe doch, er ist wohlauf? «
    Catriona lächelte bescheiden und stellte sich auf Zehenspitzen, um ihrem Vater einen Kuß auf die stoppelbärtige, windgegerbte Wange zu geben. Das weiße Haar hing ihm in dünnen, verklebten Strähnen bis auf die breiten Schultern, und er roch nach Whiskey und seinem

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