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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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den Ausbruch ihrer Mutter und hielt ihren Löffel umklammert, als sei er ein Talisman. Angus öffnete den Mund, um ihr zu widersprechen, aber Mary ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
    »Nein! Ich will es gar nicht von dir hören, Mann. Du kannst dem Mädchen verbieten, nach Rosmorigh zu gehen und dort diese Bücher zu lesen, obwohl sie damit niemandem schadet, aber du darfst sie nicht von ihrer Bestimmung fernhalten. Catriona wird Ian Alexander nicht heiraten. Ihr steht Besseres zu, als die Frau eines kleinen Bauern zu werden.«
    Angus wurde rot vor Zorn. »Und was zum Teufel ist an einer kleinen Landwirtschaft auszusetzen? Mißfällt dir dein Leben mit mir so sehr, Mary?«
    Catriona sah ihnen hilflos zu und bereute es bitter, diese Auseinandersetzung verursacht zu haben.
    »Nein, Angus«, sagte Mary etwas gefaßter. »Aber mit den kleinen Bauernhöfen ist es bald vorbei. Das hast du selbst erzählt. Die Gutsherren drängen die Kleinbauern vom Land, um statt dessen Schafe dort zu halten. Deswegen haben wir unseren Töchtern auch Lesen und Schreiben beibringen lassen, und jetzt schlagen beide allmählich ihre eigenen Wege ein. Du bist nicht hier und bekommst es nicht so mit, Angus. Aber ich sehe es. Mairead webt die feinsten Stoffe, und sie näht mit solch kleinem Stich, daß niemand ihr darin gleichkommt. Catrionas Berufung besteht in ihren Büchern und ihrer Lektüre. Du hast doch selbst gesagt, daß sie besser lesen kann als du.« Wieder erhob sie die Stimme. »Catriona ist nicht dazu bestimmt, ihr Leben mit der Plackerei auf fremder Leute Land zuzubringen. Sie wird Ian Alexander nicht heiraten, und sie wird ganz bestimmt niemanden heiraten, für den sie in ihrem Herzen nichts empfindet. Keine unserer Töchter wird so etwas tun. Und so wahr ich deine Frau bin, Angus MacBryan, in dieser Sache werde ich meinen Willen durchsetzen!«

Kapitel 4
    Catriona machte leise die Haustür hinter sich zu und trat hinaus ins dämmrige Morgenlicht. Es war so früh, daß alle noch schliefen. Mit etwas Glück würde sich daran auch nichts ändern, bis sie schon zu weit weg war, um noch eingeholt zu werden. Draußen wartete sie noch einen Augenblick und lauschte - es blieb still. Dann machte sie sich auf den Weg.
    Ihr Holzkästchen mit Federn und Papier fest an sich gedrückt, lief sie in übermütigen Sprüngen durch das dichtstehende Heidekraut und über die ginsterbewachsenen Hügel und ließ das schlummernde Haus bald hinter sich. Sie war geradezu selig, im Freien zu sein und genoß es sehr, mit schwingendem Rocksaum durch das hohe Gras zu streifen, das kühl und feucht von Tau war.
    Fast drei Wochen waren vergangen, seit ihr Vater ihr untersagt hatte, nach Rosmorigh zu gehen, und während dieser drei Wochen hatte Catriona seinem Wunsch Folge geleistet. Ihr blieb kaum eine andere Wahl. Also hatte sie sich in der Zeit im Haushalt nützlich gemacht, hatte mit ihrer Mutter die Wolle gekämmt, während Mairead das Kochen und Weben besorgte. Aber immer wieder schweifte ihr Blick unwillkürlich zum Fenster des Häuschens hinaus, wo sie in der Ferne die Turmspitze von Rosmorigh erspähen konnte, die hinter den Berggipfeln gerade noch auszumachen war.
    Die Warterei war zum Verrücktwerden. Catriona zwang sich, all ihre Aufmerksamkeit ihren häuslichen Pflichten zuzuwenden, und eine Zeitlang gab sie sich ernsthaft Mühe, jenen Ort zu vergessen und nicht an die Bücher dort zu denken, an die Versprechungen und Träume, die sie damit verband. Bis ihr Vater verkündet hatte, daß er wieder zur Küste aufbrechen würde, wegen einer seiner Unternehmungen, was Catriona daran erinnerte, warum sie trotz seiner strengen Ermahnungen geradezu nach Rosmorigh zurückkehren mußte.
    Angus würde diesmal länger fort sein, hatte ihre Mutter gesagt und dabei so gewirkt, als rechnete sie damit, daß Catriona noch im selben Moment zur Tür hinausstürzen würde, um an den verbotenen Ort zu eilen. Mary kannte ihre Tochter gut. Aber Catriona war noch nicht sofort losgezogen, sondern hatte abgewartet und den Abend mit Mutter und Schwester leise plaudernd am Spinnrad verbracht. Im Morgengrauen aber stand sie ganz früh auf, um ihre Suche wiederaufzunehmen. Vielleicht würde sie ja diesmal Erfolg haben, dies war ihr sehnlichster Wunsch.
    Als sie Rosmorigh erreichte, ging eben die Sonne rosa-gelblich leuchtend am frühmorgendlichen Himmel auf; die tiefhängenden Nebelschleier in den Tälern verliehen der Morgendämmerung den stimmungsvollen Zauber, der für

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