Die schoene und der Lord
Ihres Vaters fortsetzen. Die Wolken ziehen jetzt ziemlich rasch herein. Es sieht aus, als würden wir bald Regen bekommen.«
Und was für ein Regen kurz darauf niederging.
Sie hatten kaum die geschützte, von Bäumen beschirmte Klamm verlassen und die offene Heide erreicht, als sich die Himmel über ihnen mit einem ohrenbetäubenden Krachen auftaten. Schwere Tropfen prasselten mit einer Wucht auf sie herab, daß es geradezu erstaunlich war. Die eben noch so sanfte Brise, die Bayard durch die silbrige Mähne gestrichen war, als sie durch den Wald ritten, peitschte jetzt als entfesselter Sturm über die Heide, durch das hohe Ginstergras und Heidekraut wie eine eisige, unerbittliche Hand, die alles beiseitefegte, was sich ihr in den Weg stellte.
Beim ersten ohrenbetäubenden Donnern hatte Bayard zu scheuen begonnen, und jetzt tänzelte er ungebärdig und unter viel Kopfgeschüttel herum, während Catriona sich mühte, ihn wieder unter Kontrolle zu bekommen. Man konnte die Angst des Tieres förmlich riechen, denn ein intensiver Geruch dunstete aus seiner regennassen Haut. Als ein Donnerschlag direkt vor ihnen krachend einschlug, bäumte er sich wild auf, als wolle er jeden Moment durchgehen; dies wäre um ein Haar auch geschehen, hätte Robert nicht rasch die Zügel ergriffen und dem Pferd den Kopf eng an die Brust gezogen.
»Gibt es hier in der Nähe denn nichts, wo wir uns unterstellen könnten?« fragte Robert und mußte schreien, um sich gegen den heulenden Wind verständlich zu machen.
»Doch.« Catriona klammerte sich mit den Fingern in Bayards dichter Mähne fest und preßte die Knie dicht an seinen Leib. »Nicht weit von hier befindet sich ein Bauernhäuschen. Wir müßten es eigentlich erreichen, bevor der Wind noch schlimmer wird.«
Allerdings brauchten sie einige Zeit, um überhaupt vom Fleck zu kommen, denn Bayard tänzelte weiter herum und war so panisch, als wolle er gleich durchgehen. Man konnte kaum etwas sehen, weil Wind und Regen stetig zunahmen, und der Sturm hatte sie schon beinahe eingeholt, als Catriona vor ihnen endlich den Umriß des Häuschens ausmachte. Kaum waren sie etwas dichter herangekommen, ließ sie sich von Bayards Rücken gleiten. Sie wartete, bis auch Robert vorsichtig abgestiegen war, und riß dann das verschreckte Pferd vorwärts, während sie mit der freien Hand nach Roberts Arm griff.
Kräftig schlug sie gegen die schwere Tür und rief dabei: »Hallo ! Mr. Allan! Ich bin es, Catriona MacBryan! Können Sie uns Obdach vor dem Sturm gewähren, Sir?«
Als sie keine Antwort bekam, hämmerte sie nochmals gegen die Tür. »Mr. Allan? Sind Sie da?«
Der Regen verstärkte sich weiter und überdeckte mit seinem Getöse Catrionas Stimme. Über den dunklen Himmel zuckte ein Blitz, woraufhin Bayard sich mit aufgerissenen, ängstlichen Augen aufbäumte. Catriona mußte Robert loslassen, denn sie brauchte beide Hände, um die Zügel festzuhalten. »Catriona!«
»Schon gut. Ich habe ihn«, rief sie und zerrte das verängstigte Pferd wieder auf die Haustür zu, wo sie ihm rasch die Augen mit ihrem karierten Umlegetuch verdeckte. »Mr. Allan ist wohl nicht da. Glauben Sie, Sie können die Tür aufbrechen?«
Robert legte seine Hände flach gegen die derbe Holztür. Dann machte er zwei Schritte zurück und versetzte ihr einen heftigen Tritt. Beim zweiten Versuch gab die Tür nach.
»Kommen Sie«, rief er und trat mit ihr ins Innere.
Mühsam zerrte Catriona Bayard hinter ihnen mit hinein. Das Pferd beruhigte sich sofort, als es erst einmal vor Wind und Regen geschützt war. Catriona lehnte einen Sack voll Hafer gegen die aufgebrochene Tür, damit sie nicht aufging.
Im Schutz der dicken, soliden Wände des kleinen Häuschens schien das Getöse des Sturms plötzlich sehr weit weg. Catriona entzündete eine Kerze und leitete Robert zu einem Stuhl, bevor sie Bayard weiter ins Innere führte; dabei hielt sie seinen Kopf unten, damit er sich nicht an der niedrigen Decke stieß.
»Mr. Allan wird uns unser Eindringen nicht verübeln?« fragte Robert.
»Wenn er die genauen Umstände herausfände, daß wir von einem Sturm überrascht wurden, während wir uns ganz in der Nähe von seinem Heim befanden, wäre er geradezu beleidigt, wenn wir hier nicht Obdach gesucht hätten. Er ist ein guter Freund meines Vaters.«
»Und was ist mit Bayard, erstreckt sich Mr. Allans Gastfreundschaft auch auf Pferde?«
Catriona lachte leise. »Natürlich. Wenn er nicht zum Algensammeln an der Küste wäre, wäre
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