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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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Mr. Allans eigene Herde schon längst hier drinnen. Statt dessen hat er sie wohl in die Obhut eines anderen gegeben, während er fort ist.«
    »Mr. Allan schläft mit seinem Vieh unter einem Dach?«
    »Die meisten Schotten halten es so und teilen ihr Obdach nachts mit den Tieren. Dieser Brauch ist schon alt und stammt noch aus den Zeiten, als räuberisches Gesindel durchs Land streifte und man die Herden zum Schutz gegen Diebstahl ins Hausinnere holte. Und wie gut sich das trifft, denn jetzt haben wir hier sogar Futter für Bayard. Ich werde mich um ein Feuer kümmern und sehen, ob vielleicht auch für uns etwas Eßbares aufzutreiben ist. Der Sturm will offenbar noch nicht nachlassen, so daß wir womöglich ein Weilchen hierbleiben müssen.«
    Nach einer halben Stunde hatte Catriona im Steinkamin ein ansehnliches Feuer in Gang gebracht. Wenig später konnte sie ihre Mahlzeit auf dem Tisch anrichten: Schalen voll heißem Haferbrei und Becher mit warmem Heidekrautbier.
    »Es ist vielleicht nicht das delikateste Mahl, aber zumindest wird es uns sättigen und dafür sorgen, daß uns warm wird«, sagte sie.
    Beim Essen unterhielten sie sich, und Catriona hätte darüber beinahe den Sturm vergessen, der draußen tobte. Gelegentlich fuhr ein vielzackiger Blitz durch den Himmel, der sich pechschwarz verdunkelt hatte, und erleuchtete grell die zwei kleinen Fensterchen, die in die Mauern eingelassen waren. Bald befand der Sturm sich genau über ihnen und erschütterte mit seinem grimmigen Getöse das winzige Häuschen bis in die Grundfesten.
    »Der Donner erinnert mich an meine Zeit in Spanien«, sagte Robert und lehnte sich im Stuhl zurück.
    Catriona stellte einen Wasserkessel aufs Feuer. »Ich habe über den Krieg in den verschiedenen Nachrichtenblättern gelesen, die Ihr Vater nach seinen Besuchen auf Rosmorigh zurückgelassen hatte. Viele der umliegenden Kleinbauern haben ältere Söhne, die in den Hochlandregimentern gedient haben und jetzt wieder in die Armee zurückgekehrt sind, als die Kunde von Napoleons Rückkehr sie erreichte.«
    Robert nickte. »In Spanien nennt man diese Art von Sturm
    tempestad .«
    »Auf gälisch heißt er gailleann nan sliabh.«
    »Gälien-an-sleia«, versuchte Robert ein wenig unsicher nachzusprechen.
    »Nicht ganz«, sagte Catriona. »Es kommt darauf an, wie man die Worte mit den Lippen formt.« Sie nahm seine Hand. »Kommen Sie ein wenig näher.« Dies tat er und beugte sich vor, so daß ihre Gesichter einander ganz nah waren. Dann drückte Catriona seine Fingerspitzen fest gegen ihre Lippen und wiederholte leise: »Gailleann nan sliabh.«
    Keine Berührung war Robert je so verführerisch erschienen. Er rührte sich nicht, auch nicht, als sie seine Hand schon wieder losgelassen hatte. Er fühlte sich wie gelähmt. So hielt er seine Finger weiter fest gegen ihre Lippen gepreßt und versuchte dabei, seiner in ihm aufkeimenden Gefühle Herr zu werden.
    Eine ganze Weile sprach keiner von ihnen ein Wort. Draußen wütete der Sturm. Im Kamin knisterte das Feuer. Catrionas Herz pochte wie verrückt. Unverwandt schaute sie im Schein des Kaminfeuers Roberts Gesicht an, in dem sich Zögern und Unschlüssigkeit abzeichneten. Auch sie saß da und rührte sich nicht. Als er sich vorbeugte und statt seiner Finger seine Lippen auf ihren Mund legte, schmolz sie förmlich dahin und erwiderte seinen Kuß. Es war, als würden sie beide von einer rasenden Strömung mitgerissen, als müßten sie gemeinsam einen Sturm überstehen, der zwischen ihnen losgebrochen war — ein Sturm, grimmiger und stärker als der, welcher gerade draußen tobte.
    Als er sich schließlich wieder von ihr löste, fühlte Catriona sich wie benommen. Auch die Sprache hatte es ihr verschlagen. Hatte sie sich nicht gelobt, sich diese Glückseligkeit nicht zu gestatten? Nun war dieses Gelübde auch schon hinfällig. Gerne hätte sie etwas gesagt, aber ihr fiel nichts ein. Leicht hätte das Schweigen zwischen ihnen peinliche Züge annehmen können, wenn nicht der Trunk aus vergorener Molke, den Catriona auf dem Feuer gelassen hatte, in genau jenem Moment übergekocht wäre.
    Rasch sprang sie von ihrem Stuhl auf, griff nach einem Topfhaken neben dem Kamin und hob den Kessel vom Feuer.
    Als sie an den Tisch zurückkehrte, runzelte Robert die Stirn.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Das hätte ich nicht tun sollen.« »Mir tut es nicht leid«, erwiderte sie. »Ganz und gar nicht.«
    Als er darauf nichts antwortete, stand sie auf und trat ans

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