Die Schoene und der Milliardaer
arrangiert sie mit nur einem einzigen grünen Blatt.â
âRowena, das passt gewiss vorzüglich zusammen.â Er war mit seiner Geduld am Ende. âAber ich möchte mit dir über etwas anderes sprechen. WeiÃt du, was Sonya vorhat? Kannst du dir vorstellen, dass sie und Marcus eine glückliche Ehe führen könnten? Mit diesem Altersunterschied? Eine Scheidung würde Marcus ein Vermögen kosten und ihm das Herz brechen. Ich bin deshalb in groÃer Sorge.â
âAlles ist möglich, David. Aber niemand kann voraussehen, ob eine Ehe gelingt.â
âDu weichst mir ausâ, rief er. âDu und Rolly, ihr wart doch glücklich verheiratet, Mum und Dad sind es noch.â
âDas kann man nicht vergleichen. Deine Mutter hat viel Geld mit in die Ehe gebracht. Ich war auch vermögend. Wir beide standen nie im Verdacht, des Geldes wegen zu heiraten. Das machte vieles leichter.â
âAuÃerdem ist Mum nur vier Jahre jünger als Dad.â
âMein geliebter Rolly war zwölf Jahre älter als ich.â
âJeder von euch hat etwas zum Gelingen der Ehe beigesteuert. Aber was könnte Sonya beisteuern, wenn sie Marcus heiratet?â
Rowena begann zu kichern. Zu lange und zu zweideutig für Holts strapazierte Nerven.
âVerstehe. Aber was ist, wenn sie mit guten Gewinnaussichten nur kurzfristig investiert? Eine solche Demütigung könnte Marcus nicht verkraften. Sie liebt ihn nicht. Das ist das Tragische daran. Sie hat ihn nur um den Finger gewickelt. Im Moment macht ihn das glücklich, sehr glücklich. Ich wünschte, es würde so bleiben.â
âIch mache mir auch Gedankenâ, sagte Rowena plötzlich sehr ernst. âUm beide. Ich fürchte, Sonya trägt eine schwere Bürde. Trotz ihrer Selbstsicherheit kommt sie mir irgendwie verloren vor.â
âVerloren?â Er musste etwas gründlich missverstanden haben.
âNimm es nicht so schwerâ, sagte Rowena. âIch weiÃ, dass du nur das Beste für Marcus willst. Du liebst ihn und bist sehr einfühlsam. Auch ich nehme die Angelegenheit nicht auf die leichte Schulter. Aber wir wissen beide auch, wie unglücklich Marcus war, bis er Sonya kennenlernte.â
âDas ist ja das Dilemmaâ, gab er zu. âMarcusâ Glück steht auf dem Spiel. Mit oder ohne Heirat.â
âDas stimmtâ, gab Rowena zu.
3. KAPITEL
Sonya stand vor dem Spiegel, befestigte ihre Ohrringe und führte, wie so häufig in letzter Zeit, Selbstgespräche.
Was tue ich eigentlich? Was mache ich bloà aus meinem Leben. Mir ging es doch schon recht gut. Und nun diese Verwirrung.
In den letzten Tagen kreisten ihre Gedanken fast ausschlieÃlich um David Holt Wainwright. Wenn sie die doch einfach abstellen könnte! Doch es gelang nicht. War das normal? Oder hatte sie von ihrem früheren Leben bleibende Schäden davongetragen?
Sie musste Distanz wahren! Sie durfte sich nicht in Gefühlen verlieren! Ihr Leben war ohnehin kompliziert genug. Mehr denn je benötigte sie Selbstbeherrschung.
Seit ihrem sechzehnten Lebensjahr war sie auf sich allein gestellt und konnte sich auf nichts als ihre innere Stimme verlassen. Doch so laut sie jetzt auch warnte und beschwor, die mächtige und lebendige Vorstellung von David Wainwright vertrieb sie nicht. Zum ersten Mal fühlte sie sich der gefährlichen Macht erotischer Anziehung ausgeliefert. Gleich würde sie David bei Lady Palmerston wiedersehen.
Wie sollte sie mit dieser Mischung aus Vorfreude und Angst umgehen? Beide Gefühle raubten ihr Kraft. Und je schwächer eine Frau war, desto mächtiger wurde der Mann. Sie wollte nicht, dass ein Mann ihre Gedanken beherrschte. Sie sehnte sich nach nichts mehr als Seelenfrieden. Seelenfrieden und Sicherheit.
Beides hatte sie in ihrer schwierigen Vergangenheit vermisst. Aber das sollte niemand wissen. Auch die Wainwrights nicht. Sie musste überlegen, was sie als Nächstes tun sollte. In einer knappen halben Stunde würde Marcus sie abholen. Er war ein echter Gentleman, ein Mensch mit gutem Charakter, wie ihr Vater einer gewesen war. In Marcusâ Gegenwart empfand sie Ruhe und Geborgenheit. Er drang nicht in sie, ihm müsste sie ihre wahre Identität nicht enthüllen. Doch seit sie seinen Neffen kannte und der ihr den Kopf verdreht hatte, fand sie es mit einem Mal verwerflich, ihre Beziehung mit Marcus in der Schwebe zu halten. Sie
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