Die Schoene und der Milliardaer
geschah. Er beugte den Kopf und streifte flüchtig mit den Lippen ihre Wange. Die Berührung jagte ihr einen heiÃen Schauer durch den Körper. Doch als sie ihn anschaute, verriet sein Blick nichts als Gleichgültigkeit.
Marcus war inzwischen von zwei alten Freunden beiseitegenommen worden, Dominic und Elizabeth Penry-Evans, er Richter am Obersten Gerichtshof, sie eine bekannte Anwältin, und David rührte sich noch immer nicht vom Fleck. âWie schön, Sie hier zu sehen, Sonya.â
Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln und tat dann so, als vertiefte sie sich in den herrlichen Blick auf die Bucht, bis sich ihr Atem wieder beruhigt hatte. âWirklich herrlich, die Aussichtâ, sagte sie dann. âSie wohnen auch in dieser Gegend, habe ich gehört?â
Holt bekämpfte den Wunsch, Sonya das Tuch aus dem Haar zu ziehen. Es war wundervoll. Es sollte ungebändigt um ihr Gesicht und ihre Schultern fallen. âEines Tages werden Sie mein Apartment bestimmt kennenlernen.â
âDas hat keine Eile.â Sie schaute ihn noch immer nicht an.
âDabei weià ich nicht einmal, wo Sie wohnen. Da Sie eine Geheimniskrämerin sind, werde ich das wohl nie erfahren.â
Sie schaute ihn an und hob das Kinn. Geradezu gebieterisch, fand Holt. âWer sind Sie?â, fragte er.
âAch, das wissen Sie doch längst. Es ist ein Wunder, dass ich noch nicht über ihre Spione gestolpert bin.â
Er lachte. âIch habe nicht spioniert, nur ein paar Erkundigungen eingezogen.â
âDann dürfte es Ihnen nicht entgangen sein, dass ich aus einer anderen Welt komme.â Die Luft zwischen ihnen schien zu vibrieren.
âZweifellos aus einer viel vornehmerenâ, spottete er.
âSehr freundlich von Ihnen.â
âWarum sind Sie eigentlich so empfindlich, Sonya?â
âIch bin nicht empfindlich, ich bin überempfindlich. Aber gewiss aus anderen Gründen, als Sie annehmen. Gewiss nicht, weil ich mich schäme, wenig Geld zu haben oder nicht in Ihren erlauchten Kreisen zu verkehren, David.â
Es gelang ihm nicht, sich zurückzuhalten. âDas lieÃe sich ganz schnell ändern.â
âWenn, dann sollen Sie es als Erster erfahrenâ, zischte sie ihm zu.
âMarcus hat sich in Sie verliebt. Aber um Sie mache ich mir keine Sorgen, Sonya. Sie sind eine junge Frau, die sehr gut für sich sorgt.â
Ihre grünen Augen blitzten zornig auf. âIst das etwa verwerflich? Frauen mussten schon immer lange und hart für ihre Unabhängigkeit kämpfen. Und der Kampf ist noch nicht vorbei.â
âIhrer war wohl besonders hart und lang.â Zumindest hätte das einiges über sie erklärt.
âWas geht es Sie an?â, wehrte sie sich.
âIch verstehe Ihre Feindseligkeit nichtâ, sagte er. âHat Sie ein Mann so sehr verletzt?â
Darauf hätte er allzu gern eine ehrliche Antwort erhalten. Doch sie wandte schon wieder das Gesicht ab und zeigte ihm nur das Profil, sodass er ihre Augen nicht sehen konnte. Diese Frau wollte ihr Geheimnis nicht preisgeben, und sein Bedürfnis, es ihr zu entreiÃen, war ihm selbst suspekt. Für wen tat er das? Für Marcus oder vielleicht doch eher für sich? Der Gedanke beschämt ihn.
âMir sind schwierige, aber auch gefährliche und erschreckende Männer begegnetâ, sagte sie tonlos. âBeantwortet das Ihre Frage? Bei Marcus brauche ich mich nicht vorzusehen. Bei ihm fühle ich mich sicher.â
Er runzelte die Stirn. âHeiÃt das, Sie müssen sich in einer Beziehung sicher fühlen können?â
âGenau.â
âUnd wenn Sie sich wahnsinnig verliebten, würde Ihnen das die Sicherheit rauben?â
Sie rümpfte die Nase. âWahnsinnig verlieben?â
Er hatte also einen wunden Punkt getroffen. Sie misstraute Männern.
âWer sagt denn, dass wahnsinnige Verliebtheit für eine gute Ehe wichtig ist? Es gibt ganz andere, viel wichtigere Voraussetzungen. Warum überlassen Sie es nicht Marcus, darüber nachzudenken? Er ist ein erwachsener Mann. Oder geht es Ihnen ums Geld. Sind Sie sein Erbe?â
âVorsicht, Sonyaâ, warnte er sie.
âDann habe ich also ins Schwarze getroffen.â Sie schaute ihn triumphierend an.
âGar nichts haben Sieâ, log Holt. Denn in der Tat hatte Marcus ihn als Haupterben eingesetzt.
âEs heiÃt ja, dass man nie genug Geld besitzen
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