Die Schoene und der Milliardaer
genehmigte Namensänderung lässt sich kaum als Betrug bezeichnen.â
âHaben Sie eine vorgenommen?â
Sie überhörte seine Frage. âNehmen Sie doch Platzâ, lud sie ihn mit einer eleganten Handbewegung ein.
âSie scheinen sich hier wie zu Hause zu fühlenâ, sagte er spitz. Was Lucy wohl dazu gesagt hätte!
âAuf Marcusâ ausdrücklichen Wunsch hinâ, antwortete sie ebenso spitz. âSie hatten offenbar Schwierigkeiten, etwas Ãbles über mich in Erfahrung zu bringen. Das muss Sie sehr enttäuschen. Sind sie deshalb hier?â
âIch wollte nur Marcus besuchen. Sie habe ich hier nicht erwartet. Warum nehmen wir nicht beide Platz? Sie auf dem Sofa, ich im Sessel. Dann können wir gleich zur Sache kommen.â
Nachdem sie sich gesetzt hatten, fuhr er fort: âEs ist offensichtlich, dass mein Onkel Ihnen zutiefst zugetan ist. Und das ging sehr rasch. Finden Sie nicht, dass das Probleme aufwirft?â
âFür Sie vielleicht. Nicht für mich. Marcus ist ein liebenswerter Mann. Er hat mir noch nie irgendwelche Fragen gestellt. Er vertraut mir. Und Ihnen muss ich wirklich keine Auskunft erteilen.â
Er beugte sich vor. âSehen Sie, genau das ist mein Problem. Denn ich möchte gern wissen, wer und was Sie sind, Sonya. Auch Ihre Absichten würde ich gerne kennen.â
âWer sagt denn, dass ich Absichten hege?â Durch das groÃe Fenster fiel die Abendsonne und tauchte ihr Haar und ihre Haut in goldenes Licht.
âSie haben zur Gala den Diamanten- und Smaragdschmuck von Tante Lucy getragen.â
Sie errötete. Holt sah es mit Genugtuung. Schämte sie sich? War sie zornig? Jedenfalls hatte seine Bemerkung sie nicht kalt gelassen.
âSie ziehen voreilig Schlüsse. Marcus hat mich gebeten, den Schmuck zu tragen. Mehr noch: Er bestand darauf, nachdem er nach der Farbe meines Abendkleides gefragt hatte. Seien Sie versichert, Kette und Ohrringe liegen längst wieder im Safe.â
âKennen Sie zufällig die Kombination?â Diese Gehässigkeit hatte er sich nicht verkneifen können.
âNein? Sie etwa?â
âIch könnte ihn mit verbundenen Augen öffnen. â Tut mir leid, Sonya. Ich wollte Sie nicht beleidigen.â
âEs ist Ihnen ohnehin nicht gelungenâ, sagte sie hochmütig. Kerzengerade saà sie da, die langen Beine damenhaft übereinandergeschlagen.
Wo sie diese Haltung wohl gelernt hatte? âIhr Kleid war übrigens sehr geschmackvoll. Hat Marcus es Ihnen gekauft?â
âDa muss ich Sie enttäuschen.â Sie rümpfte die Nase. âIch trug es, weil ich nichts Besseres besitze und mir nichts Besseres kaufen konnte. Das Kleid ist viele Jahre alt.â
Er betrachtete sie und kam zu der Ãberzeugung, dass sie die Wahrheit gesagt hatte.
âGebrauchte Haute Couture eben.â Sie machte eine undeutbare graziöse Handbewegung.
âDas hat man ihm angesehenâ, sagte er und lieÃ, um sie zu provozieren, offen, ob er damit das Gebrauchte oder die Haute Couture meinte.
Sie zuckte die Schultern. âAber Sie sind wohl kaum hier, um mit mir über mein schönes altes Abendkleid zu diskutieren.â
Holt fragte sich, woran sie dachte, denn über ihr Gesicht huschte ein trauriger Ausdruck.
âIch bin hier, um meinen Onkel zu sehen. Ihm gehört meine Liebe und Loyalität. Das begreifen Sie doch?â
Sie lachte auf. âAber David, das gibt Ihnen nicht das Recht, sich in sein Leben einzumischen. Marcus ist Mitte fünfzig und äuÃerst klug.â
âAber es hat nur eine Frau in seinem Leben gegeben: Lucy. Bis jetzt jedenfalls. Ich möchte verhindern, dass er verletzt wird, Sonya. Was Frauen angeht, ist er geradezu naiv. AuÃerdem steht es mit seiner Gesundheit nicht zum Besten. Wir hatten viele Jahre Angst, dass er an gebrochenem Herzen stirbt. Er hängt sehr an seiner Frau.â
Sie schob wieder eine Locke hinter das Ohr. âIch verstehe seinen Schmerz. Marcus hat mir viel von seiner geliebten Lucy erzählt.â
âWirklich?â Auch das beunruhigte Holt.
âSind Sie noch nie in Ihrem Leben auf einen Menschen gestoÃen, zu dem Sie sofort Vertrauen fassten?â
Sie schauten sich fast feindselig in die Augen. Nein, aber ihn hatte schon auf Anhieb Misstrauen erfasst, als er sie das erste Mal sah. âSie können Lucys Platz nicht einnehmenâ, sagte er fest. âDas
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