Die Schöne und der Werwolf - Warren, C: Schöne und der Werwolf - She's no Faerie Princess (Others 02)
geht’s um was viel Ernsteres.«
»Klar tut es das«, bestätigte Fiona.
»Wenn Walker derjenige gewesen wäre, der versucht hat, mir an den Hals zu gehen, hätte er das ganz bestimmt selbst erledigt und es nicht dem Zufall in Form eines offensichtlich unfähigen Dämons überlassen oder einem alles andere als tödlichen Zauber, der von einem Tor ausging, von dem er vorher gar nicht wissen konnte, ob ich es benutzen würde.«
Walker sah, wie sich der Ausdruck auf dem Gesicht seines Leitwolfs nach und nach veränderte, während Graham sich bemühte, durch Fionas wortreiche Apologie hindurchzusteigen und zu ergründen, was genau sie damit eigentlich gesagt hatte, und man brauchte kein Gedankenleser zu sein,
um es deutlich zu merken, als bei den Worten »Dämon« und »Tor« endlich der Groschen bei ihm fiel, vor allem nicht, da Graham jeden Schritt seines Erkenntnisprozesses mit einem gemurmelten Fluch interpunktierte. Dann wandte er sich wieder Walker zu.
»Erzähl mir alles. Fang ganz von vorne an, meinetwegen am Beginn der Zeitgeschichte, wenn es sein muss«, quetschte er zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Das ließ Walker sich nicht zweimal sagen; die Aufforderung kam ihm sogar sehr gelegen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger als Beta-Tier des Rudels, der nach Connecticut übergesiedelt war, um dort die Rolle des Alphas in seinem eigenen Rudel einzunehmen, verspürte Walker keinerlei Bedürfnis, Rudelführer zu werden. Nachdem er mitangesehen hatte, wie sehr Graham die Ereignisse des vorangegangenen Jahres zugesetzt hatten, müsste er ja verrückt sein, um diese Position anzustreben. Er hatte schon so genug Scherereien. Als dessen Stellvertreter unterstand er ausschließlich dem Leitwolf, und dass dieser Leitwolf sein Vetter ersten Grades war, mit dem er zusammen seine Kindheit verbracht hatte und den er liebte wie einen Bruder, kam ihm noch mehr entgegen, denn er besaß fast die Autorität eines Rudelführers, musste sich aber nur mit einem Bruchteil von dessen Verantwortlichkeiten herumschlagen. Besser ging’s doch gar nicht.
So zumindest hatte er es bis zu diesem Tage gesehen. Bevor ihm eine Prinzessin in den Schoß gefallen war.
Walker gestaltete seine Zusammenfassung der Ereignisse knapp und klar, wobei er es allenfalls bei gewissen Details vermied, allzu präzise auf sie einzugehen – besonders, was die Einzelheiten über Fionas königliche Verwandtschaft betraf. Er ging davon aus, dass die Angelegenheit auch ohne
diese zusätzlichen Informationspartikel schon als ernst genug gewichtet würde. Und er sandte ein Dankgebet zum Himmel, dass der Stoß gegen den Kopf, den sich die Prinzessin an dem Tor zugezogen hatte, gerade schlimm genug gewesen war, um sie daran zu hindern, seinen Vortrag zu unterbrechen.
Graham hörte sich die ganze Geschichte an und richtete dann seine erste Frage unmittelbar an Fiona.
»Ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen, als Sie zum ersten Mal durch das Tor gekommen sind?«
»Außer dem großen, sabbernden Dämon, meinen Sie?« Sie zuckte die Achseln.
»Nein, das Tor hat funktioniert wie immer. Ich bin problemlos da durchgekommen. Das war das Einzige, worauf es mir ankam.«
»Es fällt mir schwer, zu glauben, dass der Dämon rein zufällig zugegen war. Während des letzten Jahrhunderts hat es nur drei nachgewiesene Begegnungen mit Dämonen in Nordamerika gegeben, und in allen drei Fällen hatten diejenigen, von denen der Dämon beschworen worden war, die Kreatur noch im Griff. Es kommt mir ein bisschen merkwürdig vor, dass die vierte Erscheinung eines Dämons ohne einen Zauberer weit und breit und dann zufällig auch noch gleich neben einem Tor in die Anderwelt stattgefunden hat.«
»Könnte der Dämon nicht auch durch das Tor gekommen sein?«, schlug Walker vor.
»Auf keinen Fall«, widersprach Fiona.
»Falls Sie glauben, dass es lange her wäre, seit Sie sich Sorgen wegen Dämonen in Ihrer Gegend machen mussten, haben Sie keine Ahnung davon, was bei uns Sache ist. Unsere Grenzen sind seit fast drei Jahrtausenden, nämlich seit dem Ende der Kriegshandlungen, vor Dämonen geschützt.«
Die Kriege zwischen Elfen und Dämonen hatten zur Vertreibung der Dämonen aus der Welt der Menschen und zu der tief verwurzelten Animosität zwischen den Elfen und ihren Widersachern geführt. Die Dämonen waren sehr schlechte Verlierer, doch waren sie danach für Äonen in ihr eigenes Reich verbannt worden. Weil es auch in der Welt der Menschen genügend Zauberer und
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