Die schoenen Hyaenen
Mädchen konnte spielen.
»Nicht schlecht«, gab sie zu.
»Wir brauchen ein neues Gesicht für die Rolle.«
»Eine Möglichkeit wäre es.«
Sie ließen das Band schneller durchlaufen. Am Ende kam die Besetzungsliste. April fiel Sams deutliche Erregung auf. »Ist das wegen ihr oder wegen mir?« fragte sie mit Blick auf seine Shorts.
»Wegen dir.« Er nahm ihre linke Brust in die Hand. »Aber ich schlage vor, daß wir sie mal vorsprechen lassen.«
»Sam, ich halte es für unwahrscheinlich, daß wir es uns leisten können, einen Fernsehstar zu nehmen, auch wenn wir sie mit Michael McLain koppeln. Wir brauchen eine vom Film.«
»Dann besorg mir Kikki Mansard. Die ist gut. Oder Julia Roberts. «
»Ich bitte dich! Die Einsiedlerin von Hollywood? Unerreichbar. Und ihre Leute fordern zuviel. Ich gebe nicht sechs Prozent vom Gesamtbudget für einen einzelnen aus. Aber lassen wir das jetzt und kommen endlich im Bett zur Sache.« Sie griff nach seiner Männlichkeit und schaltete mit der anderen Hand den Fernseher aus.
25.
Seit Jahne Neil auf Aras Party gesehen hatte, suchte sie ihn. Natürlich unauffällig. Sie versuchte es mit der Fernsprechauskunft. Doch seine Nummer war nicht eingetragen. Sie sah in den Gelben Seiten nach. Fehlanzeige. Sie ging zur Zentralbibliothek der Stadt und blätterte das letztjährige Telefonbuch auf der Suche nach einem Morelli durch. Ebenso verfuhr sie mit den Telefonbüchern von Orange County und den umliegenden Bezirken. Sie ging zwei Jahre zurück. Nichts. Hatte er eine Geheimnummer? Schlimmer noch, hatte er überhaupt keinen Telefonanschluss? Ein arbeitsloser Schauspieler ohne Telefon konnte keine Arbeit bekommen. Hätte Neil also schon aufgegeben?
Jahnes Hoffnung, Neil je zu finden, schwanden. Sie vermißte Neil, machte sich aber noch mehr Sorgen um ihn. Was sie jedoch tun sollte, wenn sie ihn fand, wußte sie auch nicht. Sich zu erkennen geben? Nein. Dazu war es zu früh. Vielleicht konnte sie ihm indirekt helfen, ihm Geld schicken oder Marty bitten, ihm eine kleine Rolle in der Serie zu geben.
Sie wünschte sich einen Freund wie Neil. Pete war nett gewesen. Doch eigentlich hatte sie ja nichts verbunden. Er begegnete ihr noch immer freundlich, aber nicht mehr als Freund. Sharleen war nett, aber beschränkt. Jahne fühlte sich einsam. Ihr fehlten Neils scharfzüngige Bemerkungen, die Gespräche von Frau zu Frau, die sie mit Molly gehabt hatte, die tiefschürfenden Unterhaltungen mit Sam.
Natürlich machte es Spaß, die Serie zu sehen und mitzuerleben, wie sie sich entwickelte. Doch abgesehen von ihrer Arbeit besaß Jahne kein Privatleben. Die Arbeit bereitete ihr keine Probleme. Dazu besaß sie zuviel Routine. Sie kam auf dem Bildschirm gut heraus, sogar bei Nahaufnahmen. Sie hatte ihr Gesicht beim Fotografen in New York getestet. Doch Fotos und ein Film ließen sich nicht vergleichen. Das eine war ein kaltes Medium, das andere ein heißes. Anfangs hatte sie sich am meisten vor den starken Lampen gefürchtet. Fernsehlampen sind greller als Bühnenlampen. Das Licht drang ihr in jede Pore ein, ließ sie wie Krater in der Haut erscheinen, wenn die Maske nicht korrekt aufgetragen war. Auf der Bühne brachte die Beleuchtung bestimmte Effekte hervor. Da gab es keine Nahaufnahmen, kein gebündeltes Licht. Bei der Fernsehaufnahme ging es darum, die Sonne mitunter direkt auf die Schauspieler zu konzentrieren. Durch Lichteffekte. Manchmal, wenn sich Jahne in dem scharfen Licht bewegte, wußte sie genau, daß die winzigen Narben, die sie in ihrem Schlafzimmer nur als haarfeine Linien sehen konnte, wie tiefe rote Schnittwunden erscheinen mußten. Hesters scharlachroter Buchstabe. Jedesmal hielt Jahne die Luft an, wenn der Kameramann die Aufnahme durchlaufen ließ. Sie wartete darauf, daß jemand die unausweichliche Entdeckung machte und entsetzt aufschrie. Dieser Aufschrei erfolgte zwar nie, doch Jahnes Wachsamkeit ließ auch nie nach. An sich konnte sie nichts gegen die Beleuchtung ausrichten. Sie mußte sich ihr aussetzen.
Nur bei der Maske konnte sie mitbestimmen. Ihre Sorgfalt beim Make-up ging weit über die übliche Sorgfalt eines Profis hinaus. Jahne verlangte die absolute Perfektion. Ganz bewußt hatte sie sich mit dem Mann, der für ihr Make-up zuständig war, angefreundet. Sie stimmten darin überein, daß die Flandersprodukte nicht genug aushielten. Er schmuggelte also MAC herein und etwas aus seinem eigenen Vorrat. Trotz des Vertrages, den Jahne unterzeichnet hatte.
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