Die schoenen Hyaenen
Lila. Neil hörte, was sie sagte, und das hatte sie ja auch beabsichtigt. »Schmeiß den Kerl raus!« Doch diesmal schüttelte Marty den Kopf und ließ sie stehen. Jesus, was soll ich nur machen? dachte Neil verzweifelt. Er wußte, daß alle ihn ansahen, jede seiner Bewegungen beobachteten. Und in dieser Minute schwor er sich, daß er Lila Kyle eines Tages töten würde.
»Nicht genug damit, daß ich heute wegen Birth of a Star vorspreche, ich muß mich auch noch mit diesem Arschloch befassen. Marty, ich stehe vor einem Nervenzusammenbruch. Ich kann nicht arbeiten, wenn er neben mir ist. Der macht mir Streß.« Sie legte die Hand an die Stirn, als litte sie unter Kopfschmerzen.
»Gut. Dann wollen wir sehen, daß wir fertig werden, damit du rechtzeitig zu deinem Termin kommst. Vergiß den Mann, Lila.«
»Das kann ich nicht, verdammt noch mal, Marty. Er ist ein Schwein, das mich runtermacht, mich mit Tori Spelling vergleicht. Der bringt doch jeden auf die Palme. Sieh dir mal Jahne an.«
Marty wandte sich Jahne zu. Sie wirkte verstört. »Du hast recht, Lila. Okay, jetzt machen wir diese Szene, dann helfe ich dir mit deinem Text für das Vorsprechen.«
»Schmeiß ihn erst raus!« verlangte sie so laut, daß es jeder hören konnte. Sie wollte ja, daß dieser miese Wurm es auch mitbekam, wem er den Rauswurf verdankte.
Marty schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht, Lila. Ich stehe da in einer Schuld. Für eine Serie muß ich ihn mindestens behalten.« Damit ließ er sie stehen.
Lila fühlte sich blamiert. Jeder hatte ja gehört, was sie verlangt hatte. Doch Marty hatte ihren Wunsch nicht erfüllt. Das war für ihn ungewöhnlich. Gerade jetzt durfte Lila das nicht dulden. Er wagte es, sich auf die Seite dieses Typen zu stellen! Dieses Frettchen. Jeder kannte doch seine Satire. Lila hatte gehört, wie die Techniker sich mitunter über manche von Neils Witzen amüsierten und sie weitererzählten. Sie verfluchte Neil, und sie verfluchte Marty.
Doch dann verdrängte sie das. Sie mußte sich an diesem Tag auf Wichtigeres konzentrieren. Die Rolle ihres Lebens. Mit den Neil Morellis dieser Welt konnte sie anschließend abrechnen. Nachdem sie die Rolle hatte. Denn nach diesem heutigen Tag würde ihr Ruhm heller strahlen als der ihrer Mutter. Wenn April Irons mich sieht, wird sie schon einsehen, daß ich die einzig richtige Besetzung bin. Marty sagt ja, daß ich gut sein würde. Doch das genügt mir nicht. Ich will ganz groß, ich will einmalig sein. Dann zertrete ich diese Kakerlaken hier.
17.
Michael McLain hatte die Fotos von Sharleen bereits Sy übergeben. Als nächstes schickte er Sy das Videoband von Jahne Moore und ihm. Doch Michael wußte, daß er entweder bald mit Lila schlafen oder eine Fotomontage herhalten mußte, damit er weder sein Gesicht noch seine Vorrangstellung vor Ricky Dunn verlor.
Immerhin waren die beiden anderen Beweise legitim. Also machte es nicht viel aus, wenn der dritte Beweis gefälscht war.
Dennoch hinterließ das ganze Unternehmen bei Michael ein flaues Gefühl. Nicht daß er Gefühle für Lila oder Sharleen aufbringen würde. Doch Jahne hatte er gemocht. Sie war klug und besaß Humor. Er hatte indessen gemerkt, daß sie entweder nicht in ihn verliebt war oder ihr nicht allzu viel daran lag, ihm zu gefallen. Dazu kamen die Narben. Sie waren gespenstisch und gleichzeitig so geheimnisvoll, daß sie schon fast erotisierend wirkten. Michael glaubte keine Sekunde daran, daß sie die Folge eines Unfalls waren. Dafür verliefen sie zu gerade und befanden sich an den falschen Stellen. Offenbar hatte sie sich also plastischer Chirurgie unterzogen. Doch ein Mädchen dieses Alters ist eigentlich zu jung für solche Operationen.
Er krauste die Stirn — und glättete sie sofort wieder. Die Frage lohnte keine zusätzliche Kollagenbehandlung. Er konnte Jahne Moore natürlich fallenlassen. Kein Problem. Doch dann sollte er sich auf Lila konzentrieren. Zumindest muß er es Sy irgendwie beweisen, daß sie miteinander ausgingen.
Sie benahm sich komisch. Einerseits lag ihr mit Sicherheit nichts an ihm, andererseits bemühte sie sich, nett zu sein. Michael kannte das und vermutete, daß sie, wie die meisten Frauen dieser Art, seine Hilfe oder seinen Einfluß brauchte. Allerdings schien sie nicht bereit zu sein, für den Gefallen, den sie verlangte, auf die übliche Weise zu zahlen. Michael war versucht, sie mit zwei Ködern zu locken: Einer Rolle in Birth of a Star und dem Ricky-Dunn-Film. Sie schien an
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