Die schoenen Hyaenen
tun?
Ara war nicht mehr der Jüngste. Gerade jetzt fühlte er jedes seiner vierundachtzig Jahre. Vielleicht hatte sein Arzt recht, und es wurde für ihn Zeit, sich zurückzuziehen. Er hatte ein Haus in Palm Springs. Das lockte ihn. Denn er war zu alt und zu müde, um sich weiter mit all den Exzentrikern herumzuschlagen. Vielleicht blieben ihm ja noch zehn Jahre. Dann könnte er in der Sonne sitzen und es genießen, daß er den armenischen Holocaust und Hollywood überlebt hatte. Er könnte einige Runden Golf spielen und Wiedersehen mit Frank und Johnny und seinen anderen Freunden feiern.
Doch der Gedanke, das alles aufzugeben, verursachte ihm körperliche Übelkeit. Über fünfzig Jahre lang hatte er davon gelebt, Geschäfte zu machen. Er hatte den Niedergang der Studios überlebt. Stets war es ihm gelungen, seine Macht und seinen Einfluß zu mehren. In letzter Zeit hatte er einige Kunden an solche Haie wie Ortis verloren. Doch er war noch immer ein hochgeachteter Mann, noch, immer ein Spieler und noch immer ein Mensch, der Abwechslung brauchte.
Lila Kyles Auftritt ging allerdings zu weit. Das Mädchen war geistesgestört. Schlimmer noch als die Crawford. Und für Lila hatte er Theresa, eine alte Kundin, aufgeben müssen! Dabei hatte er Lila von dem Moment der Vertragsunterzeichnung an nicht mehr kontrollieren können. Er hätte ihr nie diesen Termin für Birth verschaffen sollen. Nicht einmal besänftigen hätte er sie sollen. Wie bei vielen dieser Stars zählten für Lila nur ihr Ego und ihr Ehrgeiz.
Die Party war vorbei. In gewisser Hinsicht mußte Ara dem Mädchen wohl dafür danken, daß es ihm diese Erkenntnis erleichtert hatte. Er würde sich zurückziehen und das Leben genießen. Kein Bedauern. Nur Erleichterung.
Das Telefon klingelte. Er griff nach dem Hörer. Wen stellte seine Sekretärin denn jetzt durch?
»Ara, es tut mir leid, daß ich Sie stören muß, aber das scheint wichtig zu sein. Es geht um Michael McLain. Er ist hochgradig aufgeregt und behauptet, er müsse Sie so schnell wie möglich sehen. Er erwägt, den Agenten zu wechseln.«
Ara tupfte sich über die Mundwinkel. Michael war sein Star, sein Schützling gewesen, seine Erfolgsstory. Doch Michael hatte ihn vor neun Jahren auf der Höhe seines Ruhmes verlassen und war zu Sy Ortis gewechselt. In letzter Zeit hatte man Ara zugetragen, daß das Verhältnis zwischen den beiden gestört war. Kehrte der verlorene Sohn etwa zurück? Konnte er Michael McLain unter Vertrag nehmen und ihn Sy Ortis wegnehmen? Das würde doch jedem beweisen, daß Ara Sagarian noch immer jemand war, der hoch zu pokern verstand. Ara seufzte. Du wärst besser in Palm Springs aufgehoben. Warum gibst du's nicht auf?
Ench bede nem?
Plötzlich lächelte er. »Sagen Sie ihm, er kann vorbeikommen. Es wäre mir eine Freude.«
21.
»Ich bin todmüde«, klagte Sharleen, als sie am Abend endlich gehen durften. »Kann ich trotzdem noch eine Minute mit dir sprechen?« Auch Jahne war müde bis auf die Knochen. Doch Sharleen tat ihr leid. Sie wirkte nicht nur erschöpft, sondern auch verstört.
»Gehen wir in meinem Wohnwagen.« Sie setzten sich in den engen Wohnbereich.
»Geht dir hier auch manches auf den Geist?« fragte Sharleen und machte eine alles umfassende Bewegung.
»Meinst du die Serie?«
»Die Serie, die vielen Menschen, die Fans, als Gefangene im eigenen Haus festzusitzen. Das alles.«
»Allerdings.«
»Das ist doch verrückt!« fuhr Sharleen fort. »Leute, die du gar nicht kennst, suchen deine Bekanntschaft. Verwandte, die du seit Jahren nicht gesehen hast, tauchen auf. Angebliche Freunde bitten dich um irgendeinen Gefallen. Außerdem bringt es mich auf die Palme, daß ich keine echten Freunde habe. Ich meine, ich habe ja dich und Mr. Ortis. Der ist wirklich nett zu mir. Aber die Crew benimmt sich so komisch. Als wäre ich plötzlich die Königin von England. Ich habe das mit Barry so gemacht, wie du mir geraten hast, und es hat geklappt. Er hat sich nie mehr über mich lustig gemacht. Wohl fühle ich mich nicht dabei. Diese Leute haben ihr Leben lang fürs Fernsehen gearbeitet. Wissen die denn nicht, daß das alles nur Schein ist, ohne was dahinter? Lieber Gott, wenn die es schon nicht wissen, muß ich ja fürchten, daß ich mich eines Tages selbst für eine Königin oder so was halte.«
»Vielleicht sollten wir beide einmal einkaufen gehen, Sharleen«, schlug Jahne vor, weil Sharleen so unglücklich wirkte. »Wir haben ja jetzt unsere
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