Die schoenen Hyaenen
Sicherheitsleute.«
»Gut. Sehr lustig wird es nicht sein, mit diesen Kerls im Nacken«, fand Sharleen. »Daß ich nun ein Star bin, hat mir nur Probleme eingebracht, keinen Spaß.« Sie dachte an Momma, die aus dem Nichts aufgetaucht war und daß das keineswegs erfreulich war. Doch darüber wollte sie mit Jahne lieber nicht sprechen.
Sie setzten sich in den rückwärtigen Teil des Restaurants. Jahne hätte gern einen Fenstertisch genommen, mit Blick auf Melrose. Aber nach dem intensiven Gespräch mit Gerald La Brecque wußte sie, daß sie sich damit nur Ärger einhandelte. Also deponierten Sharleen und sie ihre Einkäufe neben sich und setzten sich so, daß sie das Restaurant im Rücken hatten.
Jahne war müde, hungrig und durstig. Sie beschloß, trotz der Kalorien, ein Bier zu trinken. »Ich nehme ein Beck's«, bestellte sie bei dem Kellner. Er erkannte sie sofort, ließ sich das aber nur sekundenlang anmerken. Ein Kellner in L.A. mußte diskret sein.
»Ja, Madam«, sagte er. »Und Sie, Miss Smith?«
»Ich auch.« Sharleen glühte vor Aufregung über ihren Einkaufsbummel. »Ach, Jahne, ich glaub es gar nicht, daß es solche Sachen gibt. Wie hast du die Geschäfte nur gefunden? War dieses rosa Ensemble nicht süß? Und erst dieser Lederladen! Mir hat dieser knallrote Lederbikini mit den Fransen am besten gefallen. Du, kann ich dich mal was fragen?«
»Frag nur«, antwortete Jahne.
»Machst du dir Sorgen um dein Aussehen? Weißt du, Lila ist so wahnsinnig hübsch und so. Aber sie scheint ewig Angst um ihr Aussehen zu haben.«
Jahne hätte fast laut gelacht. »Klar mache ich mir Sorgen.« »Du auch?«
»Moment mal, Sharleen. Machst du dir etwa welche? Du bist doch in jeder Hinsicht unübertrefflich. Deine Haut, dein Haar, deine Augen, alles. Sharleen, da wäre jede Sorge total überflüssig.«
Sharleen errötete. »Jedenfalls reiche ich an Lila nicht heran.«
Jahne war entsetzt. Sie drei, die reizendsten und begehrenswertesten Frauen des Landes, glaubten nicht an ihr gutes Aussehen. Sharleen war eine natürliche Schönheit. Dennoch fühlte sie sich unvollkommen. Die schönste von ihnen allen, Lila, war wohl auch die, die sich am unsichersten fühlte. Eine traurige Bilanz.
»Wie geht es mit deinen Plattenaufnahmen voran, Sharleen?«
»Alle behaupten, ich könne singen, was Quatsch ist. Aber was soll's? Zumindest ist das Album fast fertig. Dann kann ich mich eine Weile richtig ausruhen. Dean und ich besorgen uns einen Wohnwagen und fahren nach Yellowstone oder vielleicht nach Montana. Wir nehmen die Hunde mit und natürlich die Sicherheitsleute. Und du? Was machst du?«
»Wahrscheinlich einen Film.«
»Du willst in den Ferien arbeiten?« Sharleen faßte das nicht. »Mr. Ortis will mich auch zu einem Film überreden, aber das mache ich nicht mit. Bist du denn nicht müde?«
»Doch. Aber den Film will ich machen.«
»Mann, mit einem Film und einer Fernsehserie bist du dann wirklich ganz oben.«
Jahne lachte. »Berühmter als wir sind, können wir nicht werden. Wenn der Film gut läuft, komme ich wahrscheinlich gar nicht zu Three for the Road zurück«
Sharleens Hochstimmung sank in sich zusammen. »Bitte nicht! Ach, Jahne, du darfst mich nicht mit Lila alleinlassen. Die macht mich doch fertig.«
»Ich bitte dich! Wir müssen alle abgebrühter werden. Sag ihr einfach, sie soll abzischen. Du bist eine erwachsene Frau, kein kleines Mädchen mehr. Also nimm deinen Mut zusammen und wehre dich. So, wie du angegriffen wirst.«
Nach dem Essen mit Sharleen entließ Jahne die Sicherheitsbeamten und fuhr zu Mais Wohnung, um mit Mai die Garderobe für den nächsten Tag zu besprechen. Bei Mai gab es keinen Pförtner. Jahne konnte unbelästigt in das zweistöckige Gebäude mit den dunkelgrünen Rollläden gehen und an Mais Tür klopfen.
Mai freute sich über Jahnes Besuch. »Geht's Ihnen gut? Sie sehen so aus.«
»Ja.« Das stimmte auch. Denn endlich winkte das Ende der Einsamkeit. Das Mittagessen mit Sharleen hatte ihr gefallen, nun machte ihr der Besuch bei Mai Freude. Außerdem stand der Lunch mit Sam bevor.
»Setzen Sie sich.« Mai wies auf einen Stuhl. Sie bewohnte drei große Zimmer, alle blitzsauber, alle vom Boden bis zur Decke weiß gestrichen. Die wenigen Polstermöbel waren mit weißem Leinen bezogen. Durch die Rollläden wurde der Sonnenschein gefiltert. Außer großen Farngewächsen in weißen Übertöpfen gab es keinen Zierrat. Nichts hing an den Wänden, keine Andenken standen herum. Trotzdem
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