Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
Vom Netzwerk:
sie das warme Bett verlassen. Sie suchte ihre Kleider zusammen und zog sich im Badezimmer an. Dean schlief indessen weiter.
    Sharleen fehlte der innere Friede. Auch wenn sie im Bett lag, fand sie oft keinen Schlaf. Sorgen wurden zu ihren ständigen Begleitern. Sie hatte noch immer Angst, träumte noch immer von Daddys Tod und daß die Polizei ihr und Dean auf die Spur kommen könnte. Sie sorgte sich darum, daß sie ihren Text vergaß oder sich auf andere Weise blamierte oder den Laufpass bekam. Sie sorgte sich um die dämliche Platte. Doch am meisten Kopfzerbrechen bereitete ihr ihre Momma. Bisher hatte sie Dean noch kein Wort von ihr gesagt. Das Komische an der Sache war, daß sie immer gebetet hatte, ihre Stiefmutter wiedersehen zu dürfen, damit sie ihr Glück mit ihr teilen und auch einen Teil der Last auf sie abwälzen konnte, weil sie sich von ihrer Momma Schutz und Trost erhoffte.
    Inzwischen achtete Sharleen genauer auf das, worum sie den lieben Gott bat, denn er erhörte ihre Gebete zu oft. Sharleen betrachtete sich im Spiegel. Sie sah verheerend aus. Die schlaflosen Nächte hatten Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen. Sie hätte sich Jahne gern rückhaltlos anvertraut. Doch dazu schämte Sharleen sich zu sehr. Sie füllte das Waschbecken mit eiskaltem Wasser und tauchte ihr Gesicht hinein. Das brachte Farbe auf ihre Wangen, und die Schwellung unter den Augen ging zurück.
    Das wiederholte sie, warf aber zusätzlich Eiswürfel in das Becken. Dabei dachte sie über Flora Lee nach. Warum hatte sie zur Flasche gegriffen? Denn sie war eindeutig alkoholabhängig. Damit kannte Sharleen sich aus. Ihr Daddy war das beste Beispiel gewesen. Momma war einfach fortgegangen, hatte die beiden Kinder dem Trunkenbold überlassen und nichts unternommen, um die Jugendlichen später zu sich zu holen und sich um sie zu kümmern. Sie hatte nur getrunken.
    Das schmerzte, besonders auch wegen Dean. Denn Dean war Flora Lees Baby, und er war ein so lieber Kerl. Wie konnte man so einen Sohn im Stich lassen? Obwohl Dean nicht der Gescheiteste war, wußte Sharleen, daß auch Dean sich diese Frage stellen würde.
    Sie hob ihr Gesicht aus dem eiskalten Wasser. Plötzlich fiel ihr ein, daß sie ja gar nicht drehten. Es war einer der wenigen Tage, an denen sie frei hatte. Allerdings mußte sie heute diesen Auftrag für Dobe erledigen. Seufzend begriff sie, daß sie sich das Eiswasser hätte sparen können.
    Bei all ihren Sorgen hätte Sharleen den Termin bei der Zollauktion fast vergessen. Sharleen konnte von Glück sagen, daß der freie Tag mit dem Auktionstermin zusammenfiel. Sie hatte Dean eingeschärft, niemandem zu sagen, wo sie an diesem Morgen war.
    Mit einer schwarzen Langhaarperücke, einem geblümten Kopftuch darüber, großer Sonnenbrille a la Jacky Onassis, einem zerknautschten Trenchcoat aus dem Fundus und Deans ausgebeulten Cordhosen würde sie nicht erkannt werden.
    Sie ließ sich zum Federal Building fahren. Dort folgte sie den Hinweisschildern zu der Versteigerungshalle. Sie trug sich unter falschem Namen ein. Niemand nahm Notiz von ihr. Um sie herum herrschte lautes Stimmengewirr. Sie erhielt einen Zettel mit Anweisungen und eine Katalog über die Artikel, die zur Versteigerung gelangten. Sharleen blätterte in dem Katalog nach der Nummer 604. Sie hatte Angst. Denn sie hatte keine Ahnung, was sie ersteigern sollte. Tat sie etwas Illegales? Sharleen mochte Dobe sehr, doch sie wußte auch, daß er kein sonderlich honoriger Geschäftsmann war.
    Sharleen schwitzte. Sie fürchtete sich davor, verhaftet zu werden. Nun trug sie nicht nur die Verantwortung für Dean, sondern auch für Momma, die sie vorerst mit Geld für eine Wohnung und für die Ausbildung zur Friseuse versorgt hatte. Wenn man nun aber von Daddy erfuhr! Sharleen betete das Vaterunser und zur Sicherheit noch den Psalm 23. Seufzend blätterte sie in dem Katalog.
    Sie hatte die Beschreibung des Artikels noch nicht gefunden, als der Auktionär die Nummer aufrief. Er eröffnete mit hundert Dollar. Sharleen erstarrte. Sie wußte nicht, was sie tun sollte. Also tat sie nichts. Dobe hatte ihr gesagt, sie dürfe höchstens fünfundsiebzig Dollar ausgeben.
    Als keine Gebote gemacht wurden, ging der Auktionator auf fünfzig Dollar zurück. Also hatte Sharleen es richtig gemacht. Ihre Handflächen wurden feucht. Nun mußte sie die Hand heben. Doch ihr Herz klopfte zu schnell. Überall standen Sicherheitsbeamte. Endlich hob Sharleen die Hand.
    Ihr Gebot wurde genommen. Der

Weitere Kostenlose Bücher