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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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strahlte gute Laune aus. Irgendetwas irritierte mich daran.
    »Hast du nie Probleme damit?«, wollte ich verwundert wissen.
    »Womit? Beim ersten Mal gleich zu kommen? Nö. Aber so viel Erfahrung habe ich ja auch noch nicht. Ich hatte doch erst vier … Und du? Mit wie vielen Frauen hast du schon geschlafen?«
    »Das ist wirklich ein sehr romantisches Thema, das du hier für ›danach‹ ausgesucht hast«, bemerkte ich trocken. Sie wirkte so aufgeräumt und klar. Etwa so, als hätte sie gerade eine schwierige Klassenarbeit mit einer Zwei zurückbekommen. Diese gerade Fröhlichkeit stand ganz im Gegensatz zu dem Gemütszustand, in den ich normalerweise nach dem Lieben verfiel. Der schwankte dann, je nach Tagesform, zwischen himmelschreiender Euphorie und tränenbedrohter Melancholie. Aber diese Gelassenheit, die sie jetzt zeigte, war mir ganz fremd. Es war fast so, als hätten wir uns gemeinsam einen netten Kinofilm angesehen und würden jetzt darüber reden.
    Keine Ahnung, womit ich gerechnet hatte. Vielleicht hatte ich gehofft, dass Lena mir nach diesem netten kleinen Orgasmus ihre Liebe gestehen würde? Aus Dankbarkeit, da ich schon beim ersten Mal alles aus ihr herausgelockt hatte?! Ihre heitere Plauderei beunruhigte mich. Es schien mir wie die Unverbindlichkeit derer, die nach der Intimität des Sex’ Zugeständnisse tiefer Gefühle lieber nicht zulassen möchten – aus Angst, verbindlich zu werden.
    Wollte Lena etwa nicht verbindlich mit mir werden?
    Der Verdacht keimte in mir auf, dass Lena dieser Begegnung womöglich nicht so viel Bedeutung beimaß, wie ich es vor einer Stunde noch bereit gewesen war zu tun.
    Gerade wollte ich den Mund öffnen und sie vorsichtig danach fragen, da grinste sie mich neckisch an und sagte: »Hoffentlich hat dich das jetzt von der Idee abgebracht, mit meiner Mutter etwas anzufangen?«
    Und mir blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen.
    »Wie kommst du denn darauf, dass ich mit deiner Mutter …?«, wollte ich entgeistert wissen.
    »Vorhin im Auto hast du doch gesagt, dass du sie attraktiv findest. Und du hast ein echtes Plädoyer dafür gehalten, dass der Altersunterschied zwischen euch kein Hinderungsgrund sei«, argumentierte Lena.
    Mir wurde plötzlich sehr seltsam zumute. Leicht strich ich mit der Hand an ihrer Seite hinunter.
    »Zehn Jahre sollten einen wirklich nicht abschrecken«, sagte ich dann ernst und sah sie herausfordernd an. »Oder hat es uns jetzt abgehalten?«
    Lena guckte groß zurück. »Du hast vorhin uns damit gemeint? Dich und mich?«
    »Sicher.«
    Lena machte ein wenig den Eindruck auf mich, als habe ich ihr falsche Tatsachen vorgegaukelt.
    »Das ist mal wieder typisch für mich«, grummelte sie. »Mama sagt immer zu mir, ich höre Flöhe husten.« Doch da fiel ihr etwas ein, und ein Ruck ging durch ihren Körper. »Aber vor einem Jahr, als das mit der Trennung war, da habe ich das auch im Gefühl gehabt, und damals meinte Mama auch, dass ich mir alles nur einbilde.«
    »Das kann ich leider nicht beurteilen«, versuchte ich sie und auch ein bisschen mich selber zu beruhigen. »Eines kann ich dir aber ganz sicher sagen: Jetzt und in diesem Falle waren es wirklich nur Flöhe mit einem leichten Reizhusten.«
    » Reiz husten?«, wiederholte Lena, drehte sich aufmerksam zu mir herum und ließ ihre linke Hand unauffällig mein Rückgrad hinaufschleichen. »Ich finde, das Wort klingt in diesem Zusammenhang irgendwie obszön.« Und dann begannen ihre Hände zu tanzen, in sehr angenehmer Weise. Fingerkuppen kreisten, Daumen neckten, Zungenspitzen umwarben frech meine Brüste.
    Ich fand es wunderschön, was sie mit mir tat. Aber trotzdem blieb es dabei. Der Höhepunkt im eigentlichen Sinne blieb ausgeschlossen.
    Ich vermisste ihn nicht, sondern genoss Lenas Spiele, genoss ihren heißen Atem und das Zittern ihrer Arme, als auch ihre Erregung sich steigerte. Aber schließlich wurde ihr Körper neben mir wieder weich und entspannte sich. Sie sah an die Decke und schwieg. Ich hatte den Eindruck, dass es sie wurmte, dass bei all ihren wundervollen Bemühungen nichts herausgekommen war, das in Büchern immer gern mit Verben wie »schmelzen«, »beben« oder auch »markerschütternd schreien« beschrieben wird.
    Dieser Eindruck, zusammen mit meinem buntfarbigen Meer an Gefühlen, die sich wie der Deckel auf einen Schnellkochtopf über uns gestülpt hatten und mich zum Brodeln brachten, veranlasste mich zu dem Wunsch, Lena über ihr scheinbares Unvermögen

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