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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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Aperitifs, und ich stand gleich wieder auf, um die beiden Suppenterrinen hereinzutragen, froh, meiner Unruhe nachgeben zu können. Gut, dass meine Mutter mich geschirrtechnisch so gut ausgerüstet hatte. Zwar hatte ich die meisten Schüsseln und Saucieren aus Kartons im Keller herauskramen müssen, aber zumindest machte es jetzt einen hübschen kompletten Eindruck – bis auf mein eigenes Gedeck. Denn schließlich wird Porzellan immer zwölfteilig gekauft. Niemand lässt dreizehn Leute zum Abendessen zusammenkommen. Niemand, außer ich.
    Als die erste Kelle in die Suppe getaucht wurde, war mir so, als hörte ich einen Startschuss. Der Abend, den ich herbeigesehnt und vor dem ich mich so gefürchtet hatte, begann.
    Gemäß der Vorspeise lief auch alles ganz langsam an.
    Die Unterhaltung plätscherte leise dahin, und auch ich entspannte mich ein wenig.
    Angela sah mich nicht an. Sie unterhielt sich anfangs mit Ulli und Jan, die sie flüchtig zu kennen schien, und natürlich mit Lena. Es ging um das geplante Geburtstagsgeschenk für eine Nachbarin. Während ich mich mit Frauke über ihren letzten Dreh unterhielt und Nancy gespannt an unseren Lippen hing, nahm ich aus dem Augenwinkel immer mal wieder wahr, wie Angela den Kopf wandte. Mal wollte sie sich scheinbar im Raum genauer umschauen, dann wieder musste sie dringend ihre Frisur ordnen. Immer wanderte dabei ihr Blick wie zufällig zu mir herüber, huschte über mein Gesicht und war schon wieder verschwunden. Wie eine kleine Maus auf dem Getreidespeicher, auf dem es vor Katzen nur so wimmelt.
    Außerdem registrierte ich mit Wohlgefallen, dass sie, im Gegensatz zu den heimlichen Ausflügen ihrer grünen Augen in meine Richtung, ihren Ex-Mann kaum eines Blickes würdigte. Seine Augen hingegen klebten regelrecht an ihr und fielen meiner Meinung nach viel zu häufig ins verführerische Dekolleté. Als er die Vergeblichkeit seiner Flirterei begriffen zu haben schien, wandte er sich Ellen zu. Die feenhafte Tischnachbarin in dem hellblauen Kleid schaffte es innerhalb weniger Minuten, Volkers Verkrampftheit zu lösen und ihm mehr als ein heiteres Lachen zu entlocken.
    Dass Angela daraufhin auch Volker zu beobachten begann, passte mir natürlich gar nicht.
    Von den Gesprächen um mich herum bekam ich anfangs so gut wie nichts mit. Ich war bereits mit der nonverbalen Kommunikation restlos überfordert. Also legte ich mir die geistigen Scheuklappen an und fokussierte meine Suppe.
    »Nancy«, trällerte Frauke gerade neben mir. »Nun probier doch endlich mal diesen tollen Wein. Du hast noch keinen einzigen Schluck genommen.«
    Nancy fächelte sich ein wenig Luft zu. »Ich trinke nicht oft Wein. Und ich muss sagen, dieser Sherry gerade hat mich schon fast angeschwipst.«
    »Sherry ist ja auch etwas ganz anderes«, mischte sich Karolin von gegenüber ein. »Dieser Wein ist Spitzenklasse. Du wirst ihn kaum merken.« Frederike und sie prosteten sich liebreizend zu. Als auch Frauke ihr Glas hob, wollte Nancy nicht zurückstehen. Sie kostete einen großen Schluck.
    »Mmh. Gar nicht so trocken«, meinte sie dann. »Ich mag trockene Weine nicht so gern.«
    »Ach, der hier geht runter wie Wasser!«, versicherte Frauke zufrieden und stellte ihren Weinkelch vorsichtshalber wieder ab, während sie Nancy zu einem weiteren Schluck ermunterte. Anscheinend war es ein detektivischer Trick, eine widerstrebende mutmaßliche Zeugin zunächst betrunken zu machen.
    »Wie läuft es denn gerade so auf der Arbeit?«, hörte ich Volker in Angelas Richtung fragen.
    Nur Lena und ich bekamen mit, dass Angela scheinbar so interessiert Ulli und Jans Diskussion über Kabelfernsehen lauschte, dass sie sich nicht angesprochen fühlte.
    Lena zog die Mundwinkel herunter und sah mich nervös an. Ich lächelte unergründlich.
    Ellen und Lothar lachten laut über Jackies Witze. Wenn jemand durchs Fenster hätte hereinschauen können, hätte er dies für eine gemütliche Runde gehalten, in der alle Beteiligten sich überaus mochten und wohlgesonnen waren. Darüber musste ich nun meinerseits fast lachen.
    Als der erste Gang erledigt war, räumten Lena und ich gemeinsam die Suppenteller ab.
    In der Küche stieß sie mich in die Seite. »Hast du mitbekommen, wie sie versucht, ihn zu ignorieren?«
    »Meinst du?«, fragte ich unschuldig.
    »Logo! Sie führt sich auf wie ein Kindergartenmädchen. Aber ich finde, dadurch verrät sie sich!«
    Ich war irritiert. »Wieso denn das? Offenbar will sie einfach nicht mit ihm

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