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Die Schönen und Verdammten

Die Schönen und Verdammten

Titel: Die Schönen und Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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reichten.
    »Post für die Fans«, erklärte der fettleibige Mann. »Bilder der Stars, die für Films Par Excellence arbeiten.«
    »Oh.«
    »Jedes ist von Florence Kelly, Gaston Mears oder Mack Dodge signiert…« Er zwinkerte vertraulich. »Jedenfalls glaubt Minnie McGlook unten in Sauk Centre, es sei signiert, wenn sie das Bild bekommt, um das sie gebeten hat.«
    »Nur ein Stempel?«
    »Sicher doch, auch nur die Hälfte davon zu signieren würde gut und gern einen Achtstundentag dauern. Es heißt, Mary Pickfords Fanpost kostet sie fünfzigtausend im Jahr.«
    »Was Sie nicht sagen!«
    »Aber ja. Fünfzigtausend. Aber es ist die beste Werbung, die’s gibt…«
    Sie begaben sich außer Hörweite, und fast im selben Augenblick erschien Bloeckman – Bloeckman, ein dunkler, zuvorkommender Gentleman, ein eleganter Mittvierziger, der sie mit verbindlicher Herzlichkeit begrüßte und ihr sagte, sie habe sich in den drei Jahren nicht im Geringsten verändert. Er ging voraus in einen großen Saal, der geräumig wie eine Exerzierhalle war, hier und da mit Kulissen und blendenden Reihen befremdlicher Scheinwerfer bestückt. Jedes Bühnenbild war mit großen weißen Lettern beschriftet: Gaston Mears Company, Mack Dodge Company oder auch einfach Films Par Excellence.
    »Schon mal in einem Filmstudio gewesen?«
    »Noch nie.«
    Es gefiel ihr. Hier herrschte nicht die stickige [515] Atmosphäre von Bühnenschminke, hier roch es nicht nach beschmutzten, flitterhaften Kostümen, welche sie vor Jahren hinter den Kulissen eines Musicals angeekelt hatten. Hier wurde säuberlich an Vormittagen gearbeitet; die Ausstattung kam ihr üppig, prachtvoll und neu vor. In einem mit mandschurischen Wandbehängen geschmückten Szenenaufbau spielte, Anweisungen aus einem Megaphon folgend, ein Chinese überzeugend eine Szene durch, und die große Traumfabrik drehte ihr altgewohntes Lehrstück zur Erbauung der Nation ab.
    Ein rothaariger Mann näherte sich ihnen und sprach mit vertraulicher Ehrerbietung Bloeckman an. Dieser erwiderte: »Hallo, Debris. Darf ich Ihnen Mrs. Patch vorstellen… Ich hatte Ihnen schon erklärt, Mrs. Patch möchte gern zum Film… Also gut, wohin gehen wir?«
    Mr. Debris – der große Percy B. Debris, dachte Gloria – führte sie zu einem Szenenaufbau, der das Innere eines Kontors darstellte. Vor die Kamera, die davor aufgebaut war, hatte man einige Stühle gerückt, und die drei setzten sich.
    »Schon mal in einem Filmstudio gewesen?«, erkundigte sich Mr. Debris und warf ihr einen Blick zu, der gewiss die Quintessenz des Eifers darstellte. »Nein? Nun, ich erkläre Ihnen genau, was sich abspielt. Wir machen eine sogenannte Probeaufnahme, um zu sehen, wie gut Ihre Gesichtszüge sich aufnehmen lassen, ob Sie eine natürliche Bühnenpräsenz haben und wie Sie auf Regieanweisungen eingehen. Sie brauchen deswegen nicht nervös zu werden. Ich lasse den Kameramann so um die hundert Meter filmen – eine Episode, die ich hier im Szenario markiert habe. Daraus lässt sich ziemlich gut entnehmen, was wir wissen wollen.«
    [516] Er holte ein maschinegeschriebenes Drehbuch hervor und erläuterte ihr die Episode, die sie spielen sollte. Es ging darum, dass sich eine gewisse Barbara Wainwright heimlich mit dem Juniorpartner der Firma verheiratet hatte, deren Kontor dargestellt war. Als sie eines Tages zufällig das verlassene Kontor betritt, ist sie natürlich daran interessiert zu sehen, wo ihr Mann arbeitet. Das Telefon läutet, und nach anfänglichem Zögern nimmt sie den Hörer von der Gabel. Sie erfährt, dass ihr Mann von einem Auto überfahren wurde und auf der Stelle tot war. Ihre Gefühle überwältigen sie. Zunächst ist sie außerstande, die Wahrheit zu fassen, doch endlich begreift sie und fällt ohnmächtig zu Boden.
    »Mehr wollen wir nicht«, schloss Mr. Debris. »Ich werde hier stehen und Ihnen in etwa sagen, was Sie tun müssen, und Sie müssen so spielen, als wäre ich gar nicht hier, und einfach Ihren Eingebungen folgen. Sie brauchen keine Angst zu haben, dass wir Sie zu harsch beurteilen. Wir wollen uns einfach nur einen allgemeinen Eindruck von Ihrer Leinwandpersönlichkeit verschaffen.«
    »Verstehe.«
    »Im Raum hinter den Kulissen finden Sie Schminke. Nehmen Sie nicht zu viel. Sehr wenig Rouge.«
    »Verstehe«, wiederholte Gloria und nickte. Mit der Zungenspitze fuhr sie sich nervös über die Lippen.
    [517] Die Probeaufnahme
    Als sie die Kulissen betrat und die Tür aus echtem Holz sorgfältig hinter sich

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