Die Schönen und Verdammten
ziemlich regelmäßig ausgefüllt. Na, und heute bin ich auf die Bank gegangen, um einen Scheck einzulösen, und da kommt doch dieser Halloran auf mich zu und sagt, sie müssten mein Konto auflösen. Zu viele ungedeckte Schecks, hat er gesagt, und nie hätte ich ein Guthaben von mehr als fünfhundert – und auch das immer nur ein, zwei Tage lang. Und was, bei Gott, glaubst du, hat er dann gesagt?«
»Was?«
»Er hat gesagt, es sei gerade der richtige Moment dazu, weil ich nicht einen verdammten Penny auf dem Konto hätte!«
»Nicht einen Penny?«
»Hat er gesagt. Anscheinend habe ich den Leuten von Bedros für die letzte Kiste Whisky einen Scheck über sechzig Dollar gegeben – dabei waren nur noch fünfundvierzig auf dem Konto. Die haben fünfzehn Dollar auf mein Konto eingezahlt und dann den Gesamtbetrag abgehoben.«
In ihrer Unwissenheit beschwor Gloria ein Bild von Haft und Schande herauf.
»Ach, die werden mir schon nichts tun«, beruhigte er sie. »Alkoholschmuggel ist ein zu riskantes Geschäft. Die [550] werden mir ’ne Rechnung über fünfzehn Dollar schicken, und ich werde sie bezahlen.«
»Oh.« Sie dachte einen Augenblick lang nach. »Wir könnten doch eine Anleihe verkaufen.«
Er lachte höhnisch.
»O ja, das ist immer leicht. Wo doch die paar Anleihen in unserem Besitz, die überhaupt noch Zinsen abwerfen, nur mehr zwischen fünfzig und achtzig Cent pro Dollar wert sind. Jedesmal, wenn wir eine verkaufen, verlieren wir die Hälfte des Wertes.«
»Was können wir denn sonst tun?«
»Ach, wir werden schon was verkaufen – wie immer. Wir haben Papiere zu einem Nennwert von achtzigtausend Dollar.« Wieder lachte er unangenehm. »Auf dem offenen Markt bringen die an die dreißigtausend ein.«
»Ich habe diesen Zehn-Prozent-Anlagen nie getraut.«
»Von wegen!«, sagte er. »Du hast nur so getan, damit du auf mir herumhacken könntest, wenn sie den Bach runter gehen, aber du wolltest es genauso wie ich darauf ankommen lassen.«
Einen Augenblick lang blieb sie stumm, als denke sie nach, dann rief sie plötzlich: »Anthony, zweihundert im Monat ist schlimmer als gar nichts. Komm, wir verkaufen alle Wertpapiere und tun die dreißigtausend Dollar auf die Bank – und wenn wir den Prozess verlieren, können wir drei Jahre lang in Italien leben und dann einfach sterben.« In ihrer Erregung wurde sie, während sie sprach, einer leisen Gefühlsregung inne, der ersten, die sie seit vielen Tagen empfunden hatte.
»Drei Jahre«, sagte er nervös, »drei Jahre! Du bist [551] verrückt. Wenn wir verlieren, wird uns Mr. Haight mehr als das berechnen. Glaubst du etwa, der arbeitet aus Gutherzigkeit?«
»Das hatte ich vergessen.«
»Und heute ist ausgerechnet Samstag«, fuhr er fort, »ich habe nur noch einen Dollar und etwas Kleingeld, und wir müssen bis Montag, wenn ich zu meinem Börsenmakler gehen kann, damit auskommen… Und kein Tropfen Alkohol im Haus«, schickte er vielsagend nach.
»Könntest du nicht Dick anrufen?«
»Hab ich schon. Sein Butler sagt, er sei nach Princeton gefahren, um eine Rede vor einem Literaturverein oder so etwas zu halten. Kommt nicht vor Montag zurück.«
»Lass mal sehen – hast du keinen Freund, an den du dich wenden könntest?«
»Ich hab’s bei zweien versucht. War niemand da. Ich wünschte, ich hätte den Brief von Keats verkauft, was ich schon letzte Woche vorhatte.«
»Was ist mit den Männern, mit denen du im Sammy’s Karten spielst?«
»Glaubst du wirklich, die würde ich fragen?« Seine Stimme drückte selbstgerechtes Entsetzen aus. Gloria fuhr zusammen. Er würde eher ihr unverhohlenes Unbehagen ertragen als schaudernd um einen unangemessenen Gefallen bitten. »Ich dachte an Muriel«, schlug er vor.
»Die ist in Kalifornien.«
»Wie wär’s mit ein paar von diesen Herren, mit denen du dich so gut amüsiert hast, als ich bei der Armee war? Man sollte meinen, die wären froh, dir einen kleinen Gefallen zu tun.«
[552] Sie sah ihn verachtungsvoll an, aber er beachtete sie nicht.
»Oder wie wär’s mit deiner alten Freundin Rachael – oder mit Constance Merriam?«
»Constance Merriam ist vor einem Jahr gestorben, und Rachael würde ich nicht fragen.«
»Und was ist mit diesem Herrn, der früher so darauf erpicht war, dir zu helfen, dass er sich kaum beherrschen konnte, Bloeckman?«
»Oh…!« Endlich hatte er sie getroffen, und so abgestumpft oder gleichgültig war er nicht, dass es ihm entgangen wäre.
»Warum nicht der?«, beharrte er
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