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Die Schönen und Verdammten

Die Schönen und Verdammten

Titel: Die Schönen und Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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zynische Dutzend gewitzigter Männer an der Spitze, waren es zufrieden, diesen Chor aus weißen Krawatten und Kragenknöpfen zu leiten, in einer erstaunlich dissonanten Hymne, die durch das Hin und Her zwischen Reichtum als Lohn der Tugend und Reichtum als Beweis des Lasters nur noch hässlicher klang, und in dem fortgesetzten Hurragebrüll, das man auf Gott, die Verfassung und die Rocky Mountains ausstieß!
    Lord Verulam! Talleyrand!
    Als er in seinem Apartment war, holte ihn erneut das Grau ein. Die Cocktails hatten ihre Wirkung verloren und machten ihn schläfrig; er war leicht benebelt und neigte zur Verdrießlichkeit. Lord Verulam – er? Allein der Gedanke war bitter. Anthony Patch ohne jeden Leistungsnachweis, [80] ohne Courage, ohne die Kraft, sich mit der Wahrheit zurechtzufinden, wenn sie ihm zuteil würde. Oh, er war ein prätentiöser Narr, der aus Cocktails Karrieren zusammenbraute und unterdessen klammheimlich den Zusammenbruch eines unzulänglichen, erbarmungswürdigen Idealismus bedauerte. Er hatte seine Seele nach dem raffiniertesten Geschmack eingekleidet, und jetzt sehnte er sich nach dem alten Krempel. Es sah ganz so aus, als sei er leer, leer wie eine alte Flasche.
    Es klingelte an der Tür. Anthony sprang auf und hob das Hörrohr ans Ohr. Es war Richard Caramel, der geschraubt witzelte: »Darf ich präsentieren – Miss Gloria Gilbert.«
    Die bildhübsche Dame
    »Einen guten Tag«, sagte er lächelnd und hielt die Tür auf.
    Dick verbeugte sich.
    »Gloria, das ist Anthony.«
    »Ah!«, rief sie und reichte ihm ihre kleine behandschuhte Hand.
    Das Kleid unter ihrem Pelzmantel war blassblau, um ihren Hals kräuselte sich steife weiße Spitze.
    »Legen Sie ab.«
    Anthony streckte die Arme aus, und die braune Pelzmasse sank auf sie herab.
    »Danke.«
    »Wie findest du sie, Anthony?«, wollte Richard, dieser Barbar, wissen. »Ist sie nicht bildhübsch?«
    [81] »Ah!«, rief das Mädchen herausfordernd – und das ganz ungerührt.
    Sie sah blendend aus – sie leuchtete geradezu. Es war qualvoll, ihre Schönheit mit einem Blick erfassen zu wollen. Gegen die winterliche Farbe des Zimmers wirkte ihr Haar, voll himmlischen Glanzes, überaus lebhaft.
    Anthony schritt wie ein Zauberer umher und verhalf der Pilzbirne der Lampe zu orangefarbener Pracht. Das geschürte Feuer brünierte den kupfernen Kaminbock…
    »Ich bin zum Eisblock gefroren«, murmelte Gloria nebenhin und blickte sich um mit Augen, deren Iris das zarteste und durchsichtigste Weißblau waren. »Was für ein flottes Feuerchen! Wir sind da an einem Plätzchen vorbeigekommen, wo man auf einer Art eisernem Rost stehen kann, aus dem einem warme Luft entgegenbläst – aber Dick wollte nicht auf mich warten. Ich habe ihm gesagt, er soll schon vorgehen und mich meinem Glück überlassen.«
    Ziemlich konventionell war das. Sie schien zu ihrem eigenen Vergnügen zu reden, ohne Anstrengung. Anthony, der an einem Ende des Sofas saß, betrachtete eingehend ihr Profil hinter der Lampe: die exquisite Regelmäßigkeit der Nase und der Oberlippe, das beinahe energische Kinn, das auf einem ziemlich kurzen Hals saß. Auf einem Foto hätte sie nachgerade klassisch gewirkt, beinahe kalt – doch der Schimmer ihres Haars und ihrer blühenden und zugleich zarten Wangen ließ sie zum lebendigsten Menschen werden, der ihm je untergekommen war.
    »Sie haben so ziemlich den besten Namen, den ich je gehört habe«, sagte sie, anscheinend immer noch zu sich selbst; ihr Blick blieb einen Moment lang auf ihm ruhen, dann [82] huschte er an ihm vorbei – zu den italienischen Lampen, die wie leuchtendgelbe Schildkröten in Abständen an den Wänden klebten, zu den Bücherreihen, dann zu ihrem Cousin auf der anderen Seite. »Anthony Patch. Anthony Fleck. Anthony Flicken. Eigentlich sollten Sie aussehen wie ein Pferd, mit einem langen, schmalen Gesicht – und Sie sollten in Lumpen gehüllt sein.«
    »Das ist aber nur der zweite Teil des Namens. Wie sollte ein Anthony aussehen?«
    »Sie sehen aus wie ein Anthony«, versicherte sie ihm ernsthaft – dabei hatte sie ihn kaum wahrgenommen –, »ziemlich majestätisch«, fuhr sie fort, »und feierlich.«
    Anthony gestattete sich ein beunruhigtes Lächeln.
    »Allerdings mag ich Namen mit Stabreim«, fuhr sie fort, »nur meinen nicht. Meiner ist zu extravagant. Aber ich habe früher einmal zwei Mädchen namens Jinks gekannt, und man stelle sich nur vor, sie hätten andere Namen bekommen als die ihren – Judy Jinks und Jerry

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