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Die Schönen und Verdammten

Die Schönen und Verdammten

Titel: Die Schönen und Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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Jinks. Niedlich, was? Finden Sie nicht?« Ihr kindlicher Mund stand offen und rechnete mit einer Erwiderung.
    »In der nächsten Generation«, ließ Dick sich vernehmen, »werden alle Peter oder Barbara heißen, weil zur Zeit sämtliche pikanten literarischen Figuren Peter oder Barbara heißen.«
    Anthony setzte die Prophezeiung fort: »Und natürlich werden Gladys und Eleanor – Namen, die die vergangene Generation von Romanheldinnen zieren und derzeit in voller gesellschaftlicher Blüte stehen – an die nächsten Generationen von Verkäuferinnen weitergegeben…«
    »…und Ella und Stella ablösen«, unterbrach ihn Dick.
    [83] »…und Pearl und Jewel«, fügte Gloria höflich hinzu, »und Earl und Elmer und Minnie.«
    »Und dann komme ich des Wegs«, bemerkte Dick, »greife den altmodischen Namen Jewel wieder auf, lege ihn irgendeiner drolligen und charmanten Figur bei, und er beginnt seine Laufbahn wieder von vorn.«
    Sie griff den Faden auf und spann ihn fort. Dabei zog sie, wie um jeder Unterbrechung vorzubeugen, am Ende eines jeden Satzes ihre Stimme halb scherzhaft in die Höhe und ließ hin und wieder ein unbestimmtes Lachen anklingen. Dick hatte ihr gesagt, dass Anthonys Bursche Bounds hieß – das fand sie wundervoll! Dick hatte irgendeinen kläglichen Kalauer über Bounds und Patchwork gemacht, aber sie sagte nur, wenn es etwas Schlimmeres als einen Kalauer gebe, dann einen Menschen, der darauf unweigerlich mit einem gespielt vorwurfsvollen Blick reagiere.
    »Wo stammen Sie her?«, erkundigte sich Anthony. Er wusste es bereits, aber ihre Schönheit ließ keine Gedanken zu.
    »Aus Kansas City, Missouri.«
    »Man hat sie zu der Zeit in die Welt gesetzt, als Zigaretten verboten wurden.«
    »Man hat Zigaretten verboten? Da hatte wohl mein frommer Großvater seine Hand im Spiel.«
    »Er ist ein Reformer oder so etwas Ähnliches, nicht wahr?«
    »Ich erröte für ihn.«
    »Ich auch«, bekannte sie. »Ich verabscheue Reformer, besonders solche, die mich reformieren wollen.«
    »Gibt es denn viele davon?«
    »Dutzende. Immer heißt es: ›Oh, Gloria, wenn du so viele [84] Zigaretten rauchst, geht dein hübscher Teint flöten!‹ Oder: ›Oh, Gloria, warum heiratest du nicht und lässt dich häuslich nieder?‹«
    Anthony pflichtete ihr entschieden bei. Zugleich fragte er sich, wer die Kühnheit besaß, mit einer solchen Persönlichkeit so umzugehen.
    »Und dann«, fuhr sie fort, »gibt es all die raffinierten Reformer, die einem erzählen, was für wilde Gerüchte sie über einen gehört haben und wie sehr sie für einen eingetreten sind.«
    Endlich sah er, dass ihre Augen grau, sehr ruhig und kühl waren, und wenn sie auf ihm ruhten, verstand er, was Maury gemeint hatte, als er sagte, sie sei sehr jung und sehr alt. Wie ein ganz reizendes Kind redete sie unablässig von sich, und ihre Bemerkungen über ihre Vorlieben und Abneigungen waren ungekünstelt und ungezwungen.
    »Ich muss gestehen«, sagte Anthony würdevoll, »dass selbst mir etwas über Sie zu Ohren gekommen ist.«
    Mit einemmal hellwach, setzte sie sich aufrecht. Ihre Augen, von der grauen Unvergänglichkeit einer weichen Granitklippe, suchten seinen Blick.
    »Sagen Sie’s mir. Ich werde Ihnen glauben. Ich glaube immer alles, was man mir über mich sagt – Sie etwa nicht?«
    »Aber sicher!«, stimmten die beiden Männer ihr wie aus einem Munde zu.
    »Also, nun sagen Sie schon.«
    »Soll ich wirklich?«, spannte Anthony sie auf die Folter und musste gegen seinen Willen lächeln. Sie war so offensichtlich erpicht darauf, es zu erfahren, befangen in einem Zustand fast lachhafter Selbstverliebtheit.
    [85] »Er meint deinen Spitznamen«, sagte ihr Cousin.
    »Was für einen Spitznamen?«, fragte Anthony höflich verwirrt.
    Sie verspannte sich sofort – dann aber lachte sie, lehnte sich in die Kissen zurück und verdrehte die Augen. »Coast-to-Coast-Gloria.« Ihre Stimme war von Lachen erfüllt, von einem Lachen, das ebenso unbestimmt war wie das Schattenspiel, das Feuer und Lampe auf ihr Haar warfen. »Ach Gott!«
    Anthony war immer noch verwirrt.
    »Was meinen Sie?«
    »Mich meine ich. Den Namen haben sich ein paar alberne Bengel für mich ausgedacht.«
    »Verstehst du denn nicht, Anthony«, erklärte Dick, »sie ist im ganzen Land als Reisende berüchtigt. Das ist es doch, was du gehört hast. Der Name wurde ihr schon vor Jahren verpasst – schon mit siebzehn.«
    Anthonys Augen füllten sich mit traurigem Humor.
    »Wer ist dieser weibliche

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