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Die Schönen und Verdammten

Die Schönen und Verdammten

Titel: Die Schönen und Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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Swimmingpools.«
    [183] »Dutzenden davon. Und mit privaten Flüssen. Ach, ich wünschte, es wäre schon so weit.«
    Merkwürdige Übereinstimmung – er hatte sich gerade genau das Gleiche gewünscht. Wie Taucher stürzten sie sich in die dunkel strudelnde Menge, und als sie in Höhe der ruhigen Fünfziger wieder auftauchten, bummelten sie müßig heimwärts und wirkten unendlich romantisch aufeinander… in einem nüchternen Garten wandelten beide für sich allein, neben einem Schemen, den sie in einem Traum gefunden hatten.
    Glückliche Tage gleich Booten, die auf einem träge fließenden Fluss dahintreiben; Frühlingsabende voll wehmütiger Melancholie, welche die Vergangenheit schön und bitter erscheinen ließen und sie dazu einluden, zurückzuschauen und zu erkennen, dass die Geliebten anderer, längst vergangener Sommer zusammen mit den vergessenen Walzern jener Jahre weggestorben waren. Die pikantesten Augenblicke waren immer dann, wenn eine künstliche Barriere sie trennte: Im Theater stahlen sich ihre Hände zueinander und verschränkten sich, und in der langen Dunkelheit tauschten sie einen sanften Händedruck; in überfüllten Räumen formten sie mit den Lippen Worte, die nur für ihre Augen bestimmt waren – und sie wussten nicht, dass sie damit nur in die Fußstapfen zu Staub zerfallener Generationen traten, begriffen jedoch undeutlich, dass Wahrheit das Ende, Glück aber eine Form des Lebens ist, die in dem kurz aufzitternden Augenblick ihrer Dauer in Ehren gehalten werden muss. Und dann, in einer Feennacht, wurde der Mai zum Juni. Sechzehn Tage noch – fünfzehn – vierzehn…
    [184] Drei Abschweifungen
    Kurz vor Bekanntgabe des Verlöbnisses war Anthony nach Tarrytown gefahren, um seinen Großvater zu besuchen, der, noch ein wenig verhutzelter und grauhaariger, da die Zeit ihre letzten kichernden Spielchen mit ihm trieb, die Nachricht mit größtem Zynismus aufnahm.
    »So, so, dann willst du also heiraten?« Er sagte dies mit so zweideutiger Nachsicht und nickte so heftig mit dem Kopf, dass Anthony nicht wenig niedergedrückt war. Obwohl er die Absichten seines Großvaters nicht kannte, nahm er doch an, dass ein Großteil seines Geldes ihm zufallen würde. Eine ganze Menge würde natürlich irgendwelchen Stiftungen zugute kommen; eine ganze Menge der Fortführung der Reform.
    »Wirst du dir eine Arbeit suchen?«
    »Wieso?«, wollte sich Anthony, leicht beunruhigt, herausreden. »Ich arbeite doch. Du weißt doch…«
    »Pah, ich meine Arbeit«, sagte Adam Patch nüchtern.
    »Ich weiß noch nicht genau, was ich tun werde. Ich bin nicht gerade ein Bettler, Opapa«, erklärte Anthony mit einigem Elan.
    Mit halbgeschlossenen Augen sann der Alte darüber nach. Dann fragte er beinahe schüchtern: »Wie viel sparst du jährlich?«
    »Bisher noch gar nichts…«
    »Dann bist du also, nachdem du es gerade mal geschafft hast, mit deinem Geld auszukommen, zu dem Schluss gelangt, dass ihr wie durch ein Wunder zu zweit damit auskommen werdet?«
    [185] »Gloria hat ihr eigenes Geld. Genug, um sich Kleider davon zu kaufen.«
    »Wie viel?«
    Anthony beantwortete die Frage, ohne sie ungehörig zu finden.
    »Um die hundert im Monat.«
    »Das macht zusammen rund siebentausendfünfhundert im Jahr.« Dann fügte er sachte hinzu: »Das sollte reichlich sein. Wenn ihr vernünftig seid, sollte es reichlich sein. Aber die Frage ist, ob ihr vernünftig seid oder nicht.«
    »Ich denke, es reicht.« Es war schmachvoll, die gutgemeinten Einschüchterungsversuche des Alten ertragen zu müssen, und aus Eitelkeit klangen seine nächsten Sätze schärfer. »Ich kann sehr gut auskommen. Sie scheinen der Überzeugung zu sein, dass ich vollkommen nichtsnutzig bin. Im Übrigen bin ich nur deswegen hierhergekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass ich mich im Juni verheiraten werde. Auf Wiedersehen, Sir.« Mit diesen Worten wandte er sich um und ging zur Tür. Er ahnte nicht, dass sein Großvater ihn in diesem Augenblick zum ersten Mal richtig gern hatte.
    »Warte!«, rief Adam Patch. »Ich will mit dir reden.«
    Anthony machte kehrt.
    »Sir?«
    »Setz dich. Bleib doch über Nacht.«
    Ein wenig besänftigt, nahm Anthony wieder Platz.
    »Es tut mir leid, Sir, aber heute Abend treffe ich mich mit Gloria.«
    »Wie heißt sie weiter?«
    »Gloria Gilbert.«
    [186] »Ein New Yorker Mädchen? Jemand, den du kennst?«
    »Sie kommt aus dem Mittleren Westen.«
    »In welcher Branche arbeitet ihr Vater?«
    »In Zelluloid, in einer Aktiengesellschaft

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