Die Schönen und Verdammten
in Gottes Namen hat Bungalows zur Sprache gebracht? Aber ihr werdet nie ein Haus finden, wenn ihr nicht hingeht und danach sucht.«
»Wo denn? Du sagst ›hingehen und danach suchen‹, aber wo?«
Würdevoll winkte Maury mit seiner pfotengleichen Hand im Zimmer herum.
»Überall. Auf dem Land. Es gibt eine Menge Häuser.«
»Danke.«
»Schaut her!« Richard Caramel brachte keck sein gelbes Auge ins Spiel. »Das Problem bei euch beiden ist, dass ihr so [228] unorganisiert seid. Kennt ihr euch im Staat New York überhaupt aus? Halt den Mund, Anthony, ich rede mit Gloria.«
»Nun ja«, gestand sie endlich ein, »ich bin zwei-, dreimal auf mehrtägigen Partys in Portchester und in Connecticut gewesen – aber das ist natürlich nicht im Staat New York, oder? Und Morristown auch nicht«, endete sie mit schläfriger Beiläufigkeit.
Lautes Gelächter.
»Herr im Himmel!«, rief Dick. »›Und Morristown auch nicht.‹ Nein, und Santa Barbara auch nicht, Gloria. Jetzt hör mir mal zu. Zunächst einmal: Sofern ihr kein Vermögen besitzt, hat es keinen Sinn, Orte wie Newport, Southampton oder Tuxedo in Erwägung zu ziehen. Die kommen nicht in Frage.«
Feierlich stimmten ihm alle zu.
»Und ich persönlich hasse New Jersey. Dann gibt’s natürlich noch das obere New York, oberhalb von Tuxedo.«
»Zu kalt«, sagte Gloria kurz angebunden. »Da war ich mal mit einem Automobil.«
»Mir scheint, zwischen New York und Greenwich gibt’s eine Menge Städtchen wie Rye, wo ihr euch ein kleines graues Haus kaufen könntet…«
Triumphierend stürzte sich Gloria auf diese Formulierung. Zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr in den Osten wusste sie, was sie wollte. »Au ja!«, rief sie. »Au ja! Ich hab’s: ein kleines graues Haus mit Weiß drumherum und einer Menge Ahornbäume, genauso braun und golden wie ein Oktoberbild in einer Galerie. Wo können wir eins finden?«
»Leider hab ich meine Liste kleiner grauer Häuser mit Ahornbäumen drumherum gerade verlegt – aber ich werde [229] versuchen, sie wiederzufinden. In der Zwischenzeit nimmst du ein Stück Papier und schreibst die Namen von sieben in Frage kommenden Städtchen auf. Und diese Woche macht ihr jeden Tag einen Ausflug zu einem dieser Städtchen.«
»Menschenskinder!«, protestierte Gloria und brach innerlich zusammen. »Warum kannst du das nicht für uns besorgen? Ich hasse Züge.«
»Mietet euch einen Wagen und…«
Gloria gähnte. »Ich bin die Diskussion leid. Mir scheint, dass wir ständig nur darüber reden, wo wir wohnen sollen.«
»Meine exquisite Frau ist des Nachdenkens überdrüssig«, bemerkte Anthony ironisch. »Sie muss ein Tomatensandwich haben, um ihre angegriffenen Nerven zu beleben. Lasst uns irgendwo Tee einnehmen.«
Das bedauerliche Ergebnis dieses Gesprächs war, dass sie Dicks Ratschlag wörtlich nahmen und zwei Tage später nach Rye hinausfuhren, wo sie, wie verwirrte große Kinder, mit einem gereizten Grundstücksmakler herumstiefelten. Der zeigte ihnen Häuser für hundert pro Monat, die dicht an andere Häuser für hundert pro Monat angrenzten; er zeigte ihnen abgelegene Häuser, gegen die sie unweigerlich heftige Abneigung verspürten, auch wenn sie sich willensschwach dem Wunsch des Maklers fügten, einen Blick auf den Herd zu werfen – »ein Gedicht von einem Herd!« –, und ihn heftig an Torpfosten rütteln und an Wände klopfen ließen, was offensichtlich zum Beweis dienen sollte, dass das Haus nicht auf der Stelle einstürzen werde, wie überzeugend es auch den gegenteiligen Eindruck vermittelte. Durch Fenster blickten sie in Interieurs, die entweder »handelsüblich« eingerichtet waren, mit totenbankähnlichen Stühlen [230] und harten Sofas, oder »gemütlich«, mit den melancholischen Nippsachen vergangener Sommer – gekreuzten Tennisschlägern, körpergerechten Liegesofas und deprimierenden Gibson-Mädchen. Schuldbewusst sahen sie sich ein paar wirklich schöne Häuser an, reserviert, würdevoll und gelassen – für dreihundert pro Monat. Dann reisten sie, nicht ohne sich bei dem Grundstücksmakler bedankt zu haben, aus Rye ab.
Den Sitz hinter ihnen im überfüllten Zug nach New York nahm ein lautstark schnaufender Latino ein, dessen letzte Mahlzeiten offensichtlich ausschließlich aus Knoblauch bestanden hatten. Dankbar, fast hysterisch gelangten sie zum Apartment, und Gloria stürzte ins makellose Badezimmer, um ein heißes Bad zu nehmen. Was die Frage eines künftigen Wohnsitzes anging, so waren sie beide eine Woche
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