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Die schönste Zeit des Lebens

Die schönste Zeit des Lebens

Titel: Die schönste Zeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langen Müller
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hatte, sondern zu sechst. Faris zwei Jahre älterer Bruder Faraj, von dessen Existenz Robert bisher nichts gewusst hatte, seine Freundin, eine ziemlich aufgedonnerte Gans, und ein Herr Gedlich, wohl so etwas wie der Hausfreund oder der Freund der Mutter, saßen auch noch am Tisch. Den ganzen Abend wurde Robert das Gefühl nicht los, einem Test unterzogen zu werden. Was er machen wolle, wenn er den Zivildienst hinter sich habe? Für welche Musik er sich interessiere? Ob er ein Instrument spiele? Was sein Vater von Beruf sei? In Rente, ach so. Und die Mutter?
    Da sagt Robert und weiß selbst nicht recht, warum: Meine Mutter arbeitet als Sekretärin. Halbtags.
    Es ist Herr Gedlich, der die Frage gestellt hat. Jetzt zieht er die buschigen Augenbrauen hoch, nickt dann bedächtig, als bestätige sich ihm, was er von Anfang an vermutet hat. Keine weiteren Fragen. Er hat sich offenbar sein Urteil über den Gast gebildet: durchschnittlich, bestenfalls. Wie Roberts Abiturzeugnis.
    Faris Bruder hat schon länger das Interesse an Robert verloren. Bob Marley? Das war doch vor dreißig Jahren mal in. Faraj ist ein Goa-Fan.
    Dröhnt dich direkt ins Nirwana, sagt er.
    Fari greift unter dem Tisch nach Roberts Hand, drückt sie, hält sie lange fest.
    Und wozu braucht ihr dann noch Ecstasy?, fragt sie.
    Faraj schaut seine Schwester herablassend an.
    Was verstehst du von Ecstasy? Du kriegst doch schon einen Hustenanfall, wenn du mal an einem Joint ziehst.
    Kinder, streitet euch nicht!
    Frau Sahabi kommt mit dem Nachtisch aus der Küche.
    Wer Drogen braucht, um sich gut zu fühlen, der kann einem doch nur leid tun. Ist es nicht so, Robert?
    Warum zieht sie mich da jetzt hinein, denkt Robert. Wahrscheinlich hat Fari ihr erzählt, dass er Nichtraucher ist. Ein Muttersöhnchen, das sich vom Vater tyrannisieren lässt und artig Alkohol und Zigaretten meidet. Der kleine Robert, der es allen recht machen will und der trotzdem nirgends wirklich akzeptiert wird.
    Ich weiß nicht, sagt er. Ich habe mit Drogen keine Erfahrung.
    Meine Mutter auch nicht, sagt Faraj. Aber trotzdem glaubt sie, dass sie da mitreden kann.
    Er steht auf, geht ins Nebenzimmer, um zu telefonieren. Seine Freundin verdreht die Augen und schweigt. Als er zurückkommt, flüstern die beiden miteinander. Wir müssen noch auf eine Party, verkündet Faraj dann. Ohne ein weiteres Wort stehen die beiden auf und gehen zur Tür.
    Und der Nachtisch?, ruft Frau Sahabi ihnen hinterher.
    Essen wir, wenn wir zurückkommen, antwortet Faraj.
    Puh!
    Fari, die Robert zur Tür begleitet, verzieht das Gesicht.
    Das war stressig, sagt sie. Wenn der Gedlich da ist, ist Mama immer so angestrengt. Und mein Bruder kann es nicht lassen, sie zu provozieren.
    Sie stehen auf den Stufen vor der Eingangstür, die Nacht ist warm, dann und wann ein plötzlicher Windstoß, der die Baumkronen schüttelt, als ginge irgendwo in der Nähe ein Gewitter nieder.
    Ich fand deine Mutter ganz nett, sagt Robert.
    Fari schaut ihn an, mit ernsten großen Augen, in denen tief innen vielleicht doch ein milder Spott aufblitzt. Dann nimmt sie seinen Kopf in beide Hände und küsst ihn auf den Mund.
    Komm, wir gehen noch ein Stück, sagt sie. Die Nacht ist zu schön, um schon schlafen zu gehen.
    Sie wandern durch die Straßen, schweigend zumeist, erst ein Stück in seine Richtung, dann wieder zurück. Das Rauschen in den Baumkronen, die warme Luft, die ihnen die Gesichter fächelt. Die Straßen sind menschenleer, in den meisten Häusern die Lichter gelöscht. Auf einer Bank am Fichte-Denkmal sitzen sie lange schweigend nebeneinander, während über ihnen die Bäume brausen, als bereite sich etwas Gewaltiges vor. Plötzlich nimmt Fari Roberts Hand und legt sie auf ihre Brust. Er fühlt die weiche Fülle, die sich unter dem Stoff der Bluse spannt. Ein Schreck durchfährt ihn, als hätte jemand ihm das Herz aufgerissen.
    Hast du Angst?
    Nein, sagt er. Es ist so schön … Du bist so schön.
    Komm, sagt sie und zieht ihn auf den Rasen hinunter.
    Ihre Zunge in seinem Mund. Ihre Hand führt die seine, der Verschluss ihres Büstenhalters löst sich wie von selbst. Das Rauschen des Windes in den Baumkronen über ihnen verschluckt ihren kleinen Schrei, als er in sie eindringt …
    Als Robert auf dem Fahrrad durch die Dunkelheit nach Haus fährt, ist er wie berauscht. Er möchte Freudenschreie ausstoßen, so erleichtert ist er. Er hätte nicht gewusst, wie er es hätte anfangen sollen. Und nun ist es einfach geschehen, so, wie es in

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