Die schönste Zeit des Lebens
auf seinem Gesicht, dann hellt es sich auf, er schnauft und gluckst vor Lachen.
Er erkennt mich wieder, sagt Marita. Gregor, ich bin’s: Marita.
Klar erkennt er dich, sagt Andy. Er kennt sogar deinen Namen. Das ist Marita, Gregor. Marita.
Gregor lacht übers ganze Gesicht.
Ita, sagt er. Ita, Ita.
Auf einmal ist der Kellner da, ein hünenhafter Kerl, steht da, stumm, abweisend, mit versteinertem Gesicht.
Eine Cola und einen Cappuccino, sagt Andy.
Sie bekommen hier nichts, sagt der Kellner. Bitte verlassen Sie sofort das Lokal.
Andy schiebt den Stuhl mit einem Ruck zurück, will aufspringen, aber Marita hält ihn zurück.
Bitte, Andy!
Eine Cola und einen Cappuccino, zischt Andy.
Der Kellner rührt sich nicht von der Stelle.
Dies hier ist ein Café, sagt er, keine Behindertentagesstätte. Bitte verlassen Sie sofort das Lokal.
Einen Augenblick lang sieht es so aus, als füge Andy sich in sein Schicksal. Aber dann reißt er sich mit einem Ruck los, erhebt sich langsam, steht ganz dicht vor dem einen Kopf größeren Kellner, sein Gesicht ist weiß, seine Nasenflügel zittern. Rundum sind alle Gespräche verstummt. Die Gäste an den anderen Tischen schauen gebannt herüber.
Andy, lass, ruft Marita.
Aber da taumelt der Kellner schon, greift sich ans Kinn, an seinen Händen Blut. Ein ungläubiges Staunen in seinem Blick, geht er langsam auf die Knie.
Kommt, wir gehen, sagt Marita.
Aber Gregor will nicht, will sich nicht die Jacke anziehen lassen.
Cola, sagt er.
Du kriegst deine Cola, sagt Fari. Komm jetzt. Sei lieb.
Als sie endlich draußen sind und Richtung Sparkasse gehen, wo Andy den Wagen geparkt hat, ist plötzlich ein Polizeiwagen neben ihnen.
Scheiße, sagt Andy.
Robert, der neben Andy geht, spürt, wie er ihm etwas Hartes, Metallisches in die Tasche steckt. Die beiden Beamten sind schon ausgestiegen, versperren ihnen den Weg.
Ihre Papiere bitte!
Andy muss seinen Ausweis vorzeigen, der Beamte schaut hinein, reicht ihn dann seinem Kollegen, der ihn zur Überprüfung mit ins Auto nimmt. Auf einmal ist auch der Kellner da, hält sich noch immer das mittlerweile monströs angeschwollene Kinn.
Das da ist der Kerl. Er hat mich mit einem Schlagring niedergeschlagen.
Auf der Polizeiwache wird ein Protokoll aufgenommen.
Name? Vorname?
Ein Beamter, der im Hintergrund an einem Computer sitzt, wird aufmerksam, kommt näher, baut sich drohend vor Andy auf.
Ach, wen haben wir denn da? Dich kenn ich doch, Freundchen. Du warst doch neulich schon mal hier, als es um den Unfall mit Fahrerflucht ging. Die perfekte Unschuld, nichts getan, nichts gesehen, nichts gehört. Und was willst du jetzt wieder nicht gewesen sein?
Es ist Andy klar, dass sie ihn diesmal nicht davonkommen lassen werden. Robert, Fari und Marita haben längst ihre Aussage gemacht, alle drei haben sie geschildert, wie der Kellner sich geweigert habe, Andy und seinen Bruder zu bedienen.
Er hat seinen Bruder beleidigt. Er hat ihn provoziert.
Jetzt sitzen sie schon seit einer halben Stunde draußen auf dem Flur auf einer Bank und warten. Gregor ist auch dabei, er ist unruhig, schnauft und rollt mit den Augen, weil Andy immer noch nicht wieder da ist und weil er die versprochene Cola nicht bekommen hat. Als Andy schließlich aus der Tür tritt, ist er bleich.
Und, sagt Marita.
Die wollen mich fertigmachen, sagt Andy. Den Urlaub in Kroatien, den können wir uns abschminken.
Er nimmt Gregor in den Arm, drückt ihn an sich, lange steht er da, das Gesicht an Gregors Schulter gepresst. Als er wieder aufschaut, sehen die anderen, dass er geweint hat.
Ich bring dich nach Haus, sagt Andy zu Gregor. Dann trinkst du deine Cola eben zu Haus.
39
ROBERT SITZT AUF DER KANTE seines Bettes und hält den silbrig glänzenden Schlagring in der Hand. Das Beweisstück. Schwer ist es und glatt, wenn man die Finger durch die Augen steckt und die Hand zur Faust ballt, fühlt es sich angenehm warm an. Wären sie auf der Polizei darauf gekommen, ihn zu durchsuchen, hätten sie es in seiner Jackentasche gefunden. Dann wäre er vermutlich mit dran und für Andy stünde die Sache womöglich noch schlechter. Es wird ein Gerichtsverfahren geben, das ist so gut wie sicher, wegen Körperverletzung, vielleicht wegen schwerer Körperverletzung; das hängt davon ab, ob der Kiefer des Kellners wirklich gebrochen ist. Und wer weiß, vielleicht ziehen sie nun auch noch einmal die andere Geschichte hoch, die mit der Zeitungsausträgerin.
Nein, die anderen hätten damit
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