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Die schönste Zeit des Lebens

Die schönste Zeit des Lebens

Titel: Die schönste Zeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langen Müller
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dahin, die Hoffnung, dass es diesmal anders sein könnte, wenn er in die Küche kommt, weil der Vater gestern Abend zu viel getrunken hat, sich nicht wohlfühlt und im Bett bleibt, dass sie diesmal ein Gespräch führen werden wie Mutter und Sohn oder überhaupt nur ein Gespräch über irgendetwas, das sie beide interessiert oder nicht wirklich interessiert, etwas ganz Alltägliches, was, wenn man es ausspricht, zu etwas wird, das Mutter und Sohn verbindet.

4
    ER STELLT SEIN FAHRRAD im Unterstand an der Schule ab. Aus alter Gewohnheit sozusagen. Oder vielleicht, weil er nicht möchte, dass die andern ihn mit dem Fahrrad ankommen sehen, Andy, der schon ein Auto hat, und die anderen, die mit dem Moped herumfahren oder mit der Vespa. Er schließt das Fahrrad mit der Kette an, geht über die Straße, nimmt die Abkürzung durch den Park, vorbei an dem alten Mann mit den Plastiktüten, der auf einer Parkbank in der Sonne sitzt, um den Schwanenweiher herum, überquert das holprige Pflaster jenseits des Parks, nimmt den Durchgang zwischen dem Kino und der Reinigung und ist in der Fußgängerzone.
    Vor dem Schock stehen Tom und Martin. Als er sie sieht, verlangsamt er sein Tempo, schlendert lässig heran.
    Hi!
    Die beiden anderen drehen sich um, tun so, als sähen sie ihn erst jetzt, haben ihn aber natürlich längst kommen sehen.
    Hi!
    Was liegt an?, fragt Robert.
    Tom zieht die Schultern hoch, Martin hantiert mit seinem Handy, liest eine Nachricht auf dem Display.
    Andy und Marita müssen gleich hier sein, sagt er dann.
    Schweigen. Sie stehen da, schauen mal in die eine, mal in die andere Richtung in die menschenleere Fußgängerzone hinein. Vor dem McDonald’s ist das Transparent zerrissen, das quer über die Straße gespannt ist. Bei jedem Windzug knattert das gelb-rote Tuch wie die Fahne am Heck eines Ausflugsdampfers. Ausflugsdampfer? Robert hat keine Ahnung, wie das Wort in seinen Kopf kommt. Ein Sonntagswort vielleicht. Aber doch nicht hier, wo es weit und breit keinen Ausflugsdampfer gibt. Martin setzt sich auf die Stufen vor dem Eingang zum Schock und hält sein Gesicht in die Sonne. Von irgendwoher schallt Musik herüber, dumpf klopfende Bässe. Tom beginnt sich im Rhythmus zu bewegen, Roberts rechter Fuß wippt. Ausflugsdampfer. Die Musik kommt näher, als sie ganz nah ist, bricht sie plötzlich ab.
    Das ist Andy, sagt Tom. Parkt hinter der Sparkasse.
    Als Andy schließlich auftaucht, ist er allein. Robert sieht ihn, wie er an der Sparkasse um die Ecke biegt. Ohne Marita. Etwas in ihm sinkt zu Boden, fällt in sich zusammen, eine Spannung, eine freudige Erwartung. Wenn er Worte dafür hätte, würde er vielleicht Enttäuschung nennen, was er empfindet, obwohl es ganz diffus ist, eher eine vage Irritation, ein Anflug von Traurigkeit, wie er immer mal vorkommen kann, ohne besonderen Grund.
    Wo ist Marita?, fragt Tom.
    Kann nicht. Muss mit ihren Eltern auf eine Hochzeit.
    Blöde Tusse, sagt Tom und boxt Andy gegen die Brust. Sie tänzeln umeinander herum, aus der Deckung heraus mit der Führhand kurze Luftschläge, mit der Schlaghand ein angetäuschter Haken, ein Schwinger, eine Gerade. Zisch! Bumm! Peng! Bis Andy schließlich abwinkt.
    Drehen wir ’ne Runde, sagt er.
    Martin wälzt sich von den Stufen herunter, reckt sich, gähnt. Sie setzen sich in Bewegung, durch die Zangerstraße Richtung Rathausplatz, gehen nebeneinander, nehmen die ganze Breite des Bürgersteigs ein. Als sie gerade die Eisdiele passiert haben, kommen ihnen auf der anderen Straßenseite drei Mädchen entgegen. Robert kennt eine von ihnen, eine kleine, pummelige Blonde, sie war in der Schule zwei Klassen unter ihm, wohnt in seiner Straße. Sie hier zu treffen, ist ihm peinlich. Warum? Er weiß es nicht, er weiß nur, dass er froh wäre, wenn sie schon an ihnen vorbei wären. Aber Andy pfeift auf den Fingern, ruft zu den Mädchen hinüber: Was ist? Kommt ihr mit auf eine Spritztour ins Grüne?
    Tom und Martin lachen, die Mädchen tippen sich an die Stirn und gehen tuschelnd und sich dann und wann umschauend weiter. Blöde Tussen, sagt Tom. Martin ist stehen geblieben, schaut hinter den dreien her, schüttelt den Kopf. Lass!, ruft Andy ihm zu. Hat keinen Sinn. Die wissen doch gar nicht, was ihnen entgeht. Er ruft es so laut, dass die drei gleich wieder die Köpfe zusammenstecken und tuscheln, sich umschauen und sich an die Stirn tippen.
    Blöde Tussen, sagt Tom noch einmal. Aber da sind sie schon verschwunden, sind in eine Seitenstraße

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