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Die schönste Zeit des Lebens

Die schönste Zeit des Lebens

Titel: Die schönste Zeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langen Müller
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abgebogen.
    Robert ist erleichtert, so erleichtert ist er, dass er ausholt und mit aller Kraft, juppiiii!, gegen eine auf dem Bürgersteig liegende Bierdose tritt. Im hohen Bogen fliegt sie über die Straße, prallt gegen die Tür eines parkenden Autos, kullert zurück und bleibt mitten auf dem Fahrdamm liegen.
    Scheiße! Robert schaut sich erschrocken um.
    Hat doch keiner gesehen, sagt Tom, und Andy sagt: Warum parkt der auch so blöd hier auf der Straße. Selber schuld.
    In der Clique ist alles einfach. Wenn er mit Tom, Andy, Martin und den anderen zusammen ist, hat Robert keine Angst, etwas Falsches zu sagen, etwas falsch zu machen. Außer vielleicht, wenn es zu solchen Begegnungen kommt wie gerade eben mit der kleinen Pummeligen aus der Bredowstraße, bei deren Eltern sein Vater und seine Mutter schon einmal auf eine Grillparty eingeladen waren, bevor der Vater den Unfall hatte und sie ihn im Betrieb nicht mehr gebrauchen konnten. In solchen Fällen ist es besser, wenn Marita dabei ist. Wenn sie dabei ist, ist Andy anders, nicht so unruhig, berechenbarer. Und wenn Andy anders ist, sind auch die anderen anders.
    Am Brunnen auf dem Rathausplatz Georg und Sebo. Sie sitzen auf den Stufen, die zum Brunnenbecken hinaufführen.
    Hi, sagt Andy, und: Was liegt an?
    Erst mal sich auf die Stufen setzen, die Arme, die Beine ausstrecken, gähnen, das Gesicht in die Sonne halten, wieder gähnen. Robert weiß, was zu tun ist, alle wissen es. Wie ein Vogelschwarm, der im Flug plötzlich die Richtung ändert, alle auf einmal, wie auf Kommando, setzen sie sich, strecken sich, gähnen, halten das Gesicht in die Sonne.
    So, denkt Robert, müsste es immer sein, so selbstverständlich, so fraglos richtig.
    Es ist schon Mittag vorüber, da sitzen sie immer noch da. Sie haben Sebos neues iPhone bestaunt, mit dem man Fotos und Filme machen, ins Internet gehen und E-Mails abrufen und verschicken kann, und haben über den kleinsten Camcorder der Welt gesprochen, den sie jetzt auf der CeBit präsentiert haben.
    Matchbox, sagt Andy, und: Die Auflösung ist besser als bei einer richtigen Fernsehkamera.
    Sie haben in der Sonne gesessen, sich geräkelt und gelacht, als Georg ins Brunnenbecken gepinkelt hat. Jetzt ist es nach halb eins, und Robert müsste eigentlich nach Hause, wo die Mutter mit dem Mittagessen wartet.
    Er kramt sein Handy aus der Hosentasche, geht wie in Gedanken ein paar Schritte abseits, wählt, wartet. Die Stimme des Vaters: Ja? Sie klingt weich, unsicher, ganz anders als sonst. Robert spürt einen Stich in der Brust, der ihm den Atem nimmt. Er will sagen, dass er später kommt, in einer halben Stunde vielleicht. Eigentlich möchte er noch etwas ganz anderes sagen. Aber er bringt kein Wort heraus. Und der Vater am anderen Ende wartet, schweigt endlose zwei, drei Sekunden lang, dann fragt er gereizt, weil sich niemand meldet, gereizt und seltsam verloren: Wer ist denn da? Melden Sie sich doch! Robert erschrickt, legt auf, steckt das Handy in die Hosentasche zurück.
    Er schaut sich um, seine Augen schweifen über den weiten, leeren Platz. Die Stimme des Vaters, wie eine Stimme aus einer anderen Welt klang sie. Brüchig, verlassen, fast wie ein Hilferuf von einem fernen, öden Planeten. Eine Weile sieht er den Tauben zu, die nach den Krümeln picken, die Georg ihnen hinwirft. Dann setzt er sich wieder zu den anderen auf die Stufen, sitzt eine Weile da mit in sich gekehrtem Blick, steht aber gleich wieder.
    Ich muss nach Haus. Mittagessen.
    Ich komm mit, sagt Martin, der offenbar nur auf das Signal zum Gehen gewartet hat.
    Robert und Martin gehen über den Platz, unter den Augen der anderen gehen sie langsam davon, vorbei an der Alten Wache, biegen in die Zangerstraße ein, sind nicht mehr zu sehen. Sie gehen schweigend nebeneinander, bis sie den Durchgang an der Reinigung erreichen. Bis dann, sagt Robert, Martin schnalzt mit den Fingern, dreht sich nicht nach ihm um, geht geradeaus weiter Richtung Christuskirche, wo er sein Moped unter den alten Linden geparkt hat.

5
    WIR HABEN SCHON ANGEFANGEN , sagt die Mutter. Hast du dir die Hände gewaschen?
    Er setzt sich auf seinen Platz, dem Vater gegenüber, die Mutter gibt ihm auf: Sauerbraten, Salzkartoffeln, Karottengemüse.
    Was hast du gemacht?
    Nichts weiter. Pause. Hab ein paar Freunde getroffen.
    Tom und Martin?
    Robert nickt, kaut, schaut zum Vater hinüber. Der Vater ist mit dem Essen beschäftigt, so beschäftigt ist er, dass er gar nicht wahrzunehmen scheint, was um ihn

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