Die schönsten Dinge
Jahrzehnten ein beliebtes Ausflugsziel. In Reisesendungen sieht man Wanderer, Surfer und Angler, die den Elementen trotzen, unter den Sternen schlafen und sich an der majestätischen Natur erfreuen. Ich frage mich immer, warum diese Leute überhaupt in Häusern schlafen, wenn Zelten so wunderbar ist. Während ich noch versuche, mir alles ins Gedächtnis zu rufen, was ich über den Park weiÃ, sind wir schon zu Hause angelangt.
Noch beim Aussteigen sehe ich etwas, das jeden Gedanken an den Prom vertreibt. Die Haustür steht offen.
Mein Herz rast plötzlich. Etwas Schreckliches ist geschehen, meinem Vater, meiner Familie. Wir lassen nie die Haustür offen. Unter dem Sperrholz besteht die Tür aus Stahl, mein Vater hat sie extra anfertigen lassen, bevor ich geboren wurde. In unserem Haus können wir uns keine unangenehmen Ãberraschungen leisten.
Ich sehe mich um. In der Auffahrt stehen keine fremden Autos, auch auf der StraÃe nicht. Das Haus liegt still da, aber hinter den Apfelbäumen und Schuppen und durchhängenden Veranden könnte sich eine ganze Armee von Polizisten oder Schlimmerem verstecken, ohne dass wir etwas bemerken. Ich sehe Beau an. Er zuckt wortlos mit den Schultern. Um sicherzugehen, sollten wir wieder einsteigen und wegfahren, wie abgesprochen. Aber dann würden wir sie mit dem Problem alleinlassen.
»Lass den Motor laufen«, flüstere ich. Er nickt.
Von der Auffahrt aus wirkt das Haus unverändert. Es ist alt und groÃ, drei Stockwerke plus mein Dachzimmer. Die Kamine sind gemauert, der Rest ist aus Holz und weià getüncht, wobei das Holz in verschiedenen Richtungen verläuft. An der rechten Seite kann ich das Gewächshaus sehen, aber dort rührt sich nichts hinter den verschmierten Glasscheiben. Ich schleiche mich auf die Veranda, drücke mich gegen die Wand und schiebe mich vorbei an den zerschlissenen weiÃen Korbmöbeln, den verblassten Kissen, den schlaffen Pflanzen in Töpfen aus lackierter Terrakotta und buntem Plastik. Schmiedeeiserne Gartendekorationen stehen herum, hier ein verrosteter Hahn, dort eine verbeulte Eidechse. FuÃabdrücke sind nicht zu sehen, die Tür zeigt weder Spuren von Stiefeln noch von einem Rammbock. Die Angeln sind unbeschädigt. Ich spähe in den Flur. Auf dem verschossenen Perserläufer stehen Pappkartons. Als ich weiterschleiche, entdecke ich im Wohnzimmer Spitzhacken und Schaufeln, Leinensäcke, Seile, Kisten und Netze.
»Dad.« Zuerst rufe ich leise, aber als er nicht antwortet, versuche ich es lauter.
SchlieÃlich kommt er mit einem Trockentuch über der Schulter aus der Küche. Ruby folgt ihm auf den Fersen. »Ah, meine Kriegerkönigin kehrt heim«, begrüÃt er mich mit ausgestreckten Armen. »Was hat der junge Metcalf gesagt?«
»Dad, die Haustür war offen. Sperrangelweit. Jeder könnte einfach hereinkommen.«
»Wirklich? Seltsam.« Heute hat er sich besonders schick gemacht. Er trägt ein neues blau-grünes Seidentuch im weiÃen Hemdkragen, darüber einen Tweedblazer, und seine Haare glänzen. Ich glaube, er hat sogar ein wenig abgenommen. Er geht durch den Flur und schlieÃt die Tür, nachdem Beau hereingekommen ist. »Das war bestimmt dein Bruder«, sagt er. »Ich werde gleich mal mit ihm reden.«
Mein Bruder. Sam ist ja in vielen Dingen schlampig, aber darin nicht. »Dad. Die Schlösser.«
»Die Schlösser? Natürlich.« Erst jetzt schlieÃt er demonstrativ zu. »Du brauchst mich gar nicht so anzusehen, junge Dame. Wenn die Tür offen war, hättest du nicht hereinkommen sollen. Du hättest dir Beaufort schnappen und sofort zu unserem Versteck fahren sollen. Das hätte auch eine Ãbung sein können, um den Ablauf zu trainieren, falls wir mal kompromittiert werden. Es ist durchaus angebracht, das ab und an zu üben.«
Erst war Sam schuld, dass die Tür offen stand. Jetzt hat er sich schon fast eingeredet, dass es Absicht war. Ich bücke mich, um in einen der Kartons zu sehen. »Und was ist das alles?«, frage ich.
»Das?« Er kichert, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen, und schiebt mich an den Schultern zurück. »Nicht gucken. Noch nicht. Das ist der Höhepunkt meiner Karriere, Della. Der gröÃte, fabelhafteste Plan, den ich je ersonnen habe.«
»Rede du mit ihm«, sagt Ruby. »Auf mich hört er nicht.«
Ich setze mich auf die
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