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Die schönsten Dinge

Die schönsten Dinge

Titel: Die schönsten Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Jordan
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Armlehne des Sofas und stütze die Ellbogen auf die Knie. Bisher ist es mir nie aufgefallen, aber das Leder ist brüchig, und das Seitenteil löst sich vom Gestell. Nach all den Jahren bricht es vielleicht bald unter unserem Gewicht zusammen. »Was für ein Plan?«
    Â»Ah«, macht er und verschränkt die Arme. »Dann müsste ich ihn dir ja verraten.«
    Â»Ja, Dad«, sage ich. »Müsstest du. Deshalb frage ich.«
    Â»Siehst du?«, fragt Ruby. »Er ist unmöglich.«
    Â»Bei solchen Dingen darf man nichts überstürzen. Sie müssen von sich aus zur Reife gelangen. Ich muss noch ein wenig an meiner Strategie feilen. Beaufort hilft mir, nicht wahr, mein Junge?«
    Â»Ja, Onkel Laurence«, sagt Beau und richtet sich vor Stolz auf, weil er etwas weiß und ich nicht. Genau wie mein Vater verschränkt er die Arme und sieht mich leicht trotzig an. Ich hätte seine Fragen im Auto wohl doch beantworten sollen.
    Â»So funktioniert das nicht«, sage ich. »So hast du uns das nicht beigebracht. Jeder Plan wird bei den wöchentlichen Treffen vorgestellt, und dann entscheiden wir zusammen, ob wir ihn ausführen. Wir unternehmen nichts allein, hast du immer gesagt. Das sei nicht klug und nicht sicher. Das ist eine von deinen Regeln.«
    Er weicht meinem Blick aus. Ein Pappkarton steht ein Stückchen offen. Dad bückt sich und klappt ihn zu, damit ich nicht hineinsehen kann, und als er sich aufrichtet, hält er sich mit einer Hand das Kreuz und pustet, als würde er Kerzen ausblasen.
    Â»Frag ihn mal, wie das ganze Zeug hierhergekommen ist«, sagt Ruby.
    Das muss ich nicht erst fragen. Rubys Gesichtsausdruck verrät es mir schon.
    Â»Dad. Hast du die ganzen Sachen hierher liefern lassen? An unsere Adresse?«
    Er fuhrwerkt an den Kartons herum und scheint mich erst nicht zu hören. »Hm? Das ist eine einmalige Gelegenheit. Da gelten die üblichen Regeln nicht. Ruby macht sich unnötige Sorgen.« Dann flüstert er: »Das sind die Wechseljahre. Davon wird sie nervös.«
    Ruby wirft die Arme hoch und stampft zurück in die Küche.
    Wir benutzen nie unsere eigene Adresse für Geschäfte, niemals. Wir arbeiten mit Postfächern und Lagerräumen und leeren Grundstücken, mit leer stehenden Häusern und noch nicht vermieteten Geschäftsräumen, aber niemals mit unserer eigenen Adresse. Man darf unsere Spur nicht zurückverfolgen können. Und wir sind unglaublich vorsichtig. Onkel Syd ist für unsere Requisiten zuständig, und im Haus dürfen nur Sachen bleiben, die absolut unauffällig oder leicht zu verstecken sind. Uniformen, Aufkleber für Lieferwagen von Telefon- und Versorgungsunternehmen, Firmenausweise, Ersatzhandys, Scanner, Drucker, Unterlagen aller Art – solche Sachen können hierbleiben, wenn man sie flach zusammenfalten kann oder sie unverfänglich sind. Aber sonst nichts.
    Sogar in den glorreichen Achtzigern, als mein Vater palettenweise Schlankheitstees verkauft hat, wir vom Profit in Portsea Urlaub gemacht haben und jeden Abend schick essen gegangen sind, wurde der Tee nie hierher geliefert. Er wurde immer in einem staubigen, unscheinbaren Lagerhaus aufbewahrt, wo die ganze Familie an Tapeziertischen wie am Fließband gearbeitet hat. An einem Tag haben wir Kartons gepackt, adressiert und frankiert, um sie in die ganze Welt zu verschicken, am nächsten haben wir Schecks und Zahlungsanweisungen und Bargeld bearbeitet. Von dem Schlankheitstee hat es nur so viel in die Cumberland Street geschafft, wie Ruby in ihrer Handtasche mitgenommen hat, um ihn gewissenhaft jeden Abend zu trinken.
    Nie ist etwas von den Geschäften meines Vaters bis in dieses Haus vorgedrungen. Nicht der Benzinzusatz, der den Verbrauch halbierte. Nicht die Versicherungsbroschüren, die Anlageprospekte, die Dokumente und Flyer für die Grundstücke auf einer Insel vor Queensland, die bei Flut überschwemmt wurde. Nichts davon kam ihm ins Haus.
    Nur Sachen, die klein genug sind, dass man sie in die Tasche stecken oder in der Toilette runterspülen kann, so lautet die Regel. Mein ganzes Leben lang habe ich mich an die Regeln gehalten. Und jetzt sagt er einfach, hier würden die üblichen Regeln nicht gelten.
    Zögernd kommt er auf mich zu. Ich hocke mit verschränkten Armen auf der Sofalehne und sehe ihn böse an.
    Â»Mach dir keine Sorgen, Liebes«, sagt er und zerzaust mir das Haar, so wie

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