Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schönsten Dinge

Die schönsten Dinge

Titel: Die schönsten Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Jordan
Vom Netzwerk:
schwimmen.«
    Â»Da lassen Sie sich aber was entgehen«, sagt Daniel und sprintet ins Wasser, dass es spritzt. Als es tief genug ist, stürzt er sich hinein. Glänzend wie ein Otter kommt er wieder hoch, schüttelt das Haar und taucht erneut ab.
    Ich funkle Julius und Greta an, die meinen bösen Blick erwidern. »Na los«, sage ich. »Ab ins Wasser.«
    Â»Du zuerst«, antworten sie wie aus einem Mund.
    Â»Es würde sehr seltsam aussehen, wenn wir drei abgehärteten Camper Angst vor ein bisschen kaltem Wasser hätten, während Mr Toorak eine Runde schwimmen geht. Also los.«
    Greta geht in die Hocke und hält einen Ellbogen ins Wasser. »Nicht mal für eine Viertelmillion. Da hole ich mir ja den Tod.«
    Â»Greta hat recht. Die Strömung kommt direkt vom Südpol«, meint Julius. »Außerdem ist das dein Projekt, Chefin.«
    Â»Na schön«, sage ich. »Danke. Vielen Dank auch.«
    Ich wate weiter hinein. Ich werde nicht kreischen oder jammern aber weil sie hinter mir stehen, können sie nicht sehen, dass ich mit den Zähnen knirsche. Als mir das Wasser endlich bis über die Schultern reicht, kommt es mir wärmer vor, und ich bin froh, dass ich reingegangen bin. Ohne den Schweiß und den Dreck vom Wandern kann ich heute Nacht auch besser schlafen, rede ich mir ein. Meinen müden Muskeln wird es auch guttun. Dann blicke ich auf und sehe Daniel, der sich auf dem Rücken treiben lässt und träge mit den Beinen schlägt.
    Und mit einem Mal wird mir klar, warum ich ihn nicht gerne berühre, warum ich nicht mit ihm geflirtet habe, wie ich es sonst tun würde. Etwas stimmt mit ihm nicht, das hätte ich schon früher merken müssen. Daniel Metcalf lügt.
    Es ist Morgen, und ich habe die halbe Nacht über Daniel Metcalf nachgegrübelt. Und die Nacht war lang und kalt. In einem Schlafsack sind die Beine eingezwängt und die Arme wie gefangen. Das Zelt war nicht mehr als eine dünne Membran, die keinen ausreichenden Schutz vor der Welt bot.
    Ich muss einfach herausfinden, was hier los ist. Wenn die Sache den Bach runtergeht, will ich nicht die Angeschmierte sein. Ich habe mein Gedächtnis nach jedem Wort von ihm durchkämmt, nach jedem Ausdruck auf seinem Gesicht. Manchmal wirkt seine Miene bestimmt, entschlossen, als Reaktion auf irgendeinen Gedanken, aber solche Momente sind selten. Dann rollt er die Schultern und massiert sie, als wöge die Last auf ihnen zu schwer. Dann wieder werden seine Züge sanft: Er ist so unschuldig wie ein Kind, das Ganze hier ist nur ein Riesenspaß. Dann müssen wir wohl die Hosen runterlassen. Wie ein kleiner Junge. Meistens ist er zynisch, sarkastisch, ironisch. Aber er hat sich umgedreht, als ich ihn gebeten habe, es zu tun. Wollte er mich nicht halb nackt sehen? Findet er mich vielleicht nicht anziehend?
    Ich hätte schon früher merken müssen, dass etwas nicht stimmt. Mein Vater hat es doch gleich gesagt, als ich ihm erzählt habe, dass Daniel bei unserem ersten Gespräch eine Fachfrage gestellt hat. Normalerweise geben Millionäre nicht zu, dass sie irgendwas nicht wissen. Und tatsächlich: Unser außergewöhnlicher Millionär springt, ohne zu zögern in eisiges Wasser, während wir drei professionellen Schwindler in unseren Badesachen bibbern. Er schleppt einen schweren Rucksack zehn Kilometer durch steiles Gelände, und das nicht nur klaglos, sondern auch umsichtig. In jeder Situation denkt er an mein Wohlergehen, er reicht mir die Hand, wenn ich über Felsen klettern muss, und ist gleichzeitig sarkastisch und zynisch. Hier ist eindeutig irgendetwas faul.
    Es gibt zwei Arten von Millionären. Die einen sind selbst zu Geld gekommen, sei es durch harte Arbeit, durch Glück oder durch Talent. Das sind ganz verschiedene Menschen, und ihr Verhalten lässt sich nicht vorhersagen. Die anderen, so wie Daniel Metcalf, haben ihr Geld bekommen, ohne einen Tropfen Schweiß zu vergießen, und geben es schnell oder langsam aus. Und so benimmt er sich einfach nicht, dafür kenne ich zu viele von ihnen. Ihr Reichtum ist ihnen angeboren, sie kennen gar kein anderes Leben und betrachten eine Existenz ohne Geld als eine Art Makel. Sie benehmen sich nicht so locker wie Daniel.
    Aber am meisten hat er sich mit dem Scheck über 25 000 Dollar verraten. Er hat ihn mir gegeben und gesagt, ich könne ihn behalten oder versuchen, die Viertelmillion

Weitere Kostenlose Bücher