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Die schönsten Dinge

Die schönsten Dinge

Titel: Die schönsten Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Jordan
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wir das Geld mal für einen Moment.« Daniel reibt sich über das Kinn, dass seine Bartstoppeln knistern. »Sie wollen mir also sagen, dass Sie nicht auf mich stehen.«
    Â»Na ja. Na ja.« Ich streiche meine Hose glatt, dann falte ich die Hände, als würde ich beten. »Ich meine, das sagt ja nichts über Sie aus. Es gibt bestimmt viele Frauen, die, wie Sie es ausdrücken, auf Sie stehen.«
    Â»Aber?«
    Â»Aber ich nicht.«
    Â»Ist es wegen Timmy? Sind Sie noch nicht über ihn hinweg? Vielleicht brauchen Sie noch etwas Zeit.«
    Â»Daran liegt es nicht. Timothy und ich … wir hatten nicht … mit Zeit hat das nichts zu tun.«
    Â»Na gut. Nur, damit wir uns richtig verstehen. Kein Interesse. Gar keines. Totale Gleichgültigkeit.«
    Â»Absolut.«
    Â»Ist das allgemein so? Gilt dieses mangelnde Interesse allen jüngeren Söhnen von Familien, die Gelder für wissenschaftliche Forschung vergeben? Oder trifft es nur mich?«
    Ich runzle die Stirn. »So schwierig ist das doch nicht. Aber ich will versuchen, mich ganz klar auszudrücken, damit Sie es verstehen. Ich interessiere mich nicht für hundert Prozent aller Söhne von Familien, die Gelder für wissenschaftliche Forschung vergeben, wobei der Umfang der Stichprobe eins beträgt.«
    Â»Wenn Sie also in Ellas Wörterbuch unter ›stehen auf‹ nachschlagen würden, stünde da: Verb, das den Wunsch nach Sex beschreibt, nicht in Verbindung mit Daniel Metcalf anzuwenden.«
    Â»So in etwa.«
    Â»Wenn ich also, sagen wir mal, dicht vor Ihnen stehen würde.« Daniel kommt bis auf wenige Zentimeter heran. »Das würde Ihnen überhaupt nichts ausmachen.«
    Ich schlucke schwer und recke das Kinn. So eine dämliche Idee hatte ich seit Ewigkeiten nicht mehr. Warum habe ich auf einem einsamen Parkplatz damit angefangen, meilenweit von allem entfernt, ohne eine Menschenseele in der Nähe? Ich hätte mir einen Ort aussuchen sollen, an dem man mit Unterbrechungen rechnen kann. Dann wäre ich aus der Nummer rausgekommen und hätte so tun können, als hätte ich nicht gewollt, dass er aufhört. Dabei will ich das natürlich. Bestimmt. Ganz sicher will ich, dass er aufhört. Ich bringe ein abfälliges Schnauben heraus.
    Â»Natürlich nicht. Ich arbeite schließlich auf einem Campus mit Scharen von Studenten. In einem Büro mit anderen Leuten. Ich fahre mit dem Zug. Und mit Aufzügen. Körperliche Nähe zu Menschen, für die ich mich nicht interessiere, macht mir nichts aus.«
    Â»Verstehe.« Er zieht eine Augenbraue hoch. »Und wenn ich Ihr Gesicht berühre, etwa so.« Er streicht mir eine Haarsträhne aus der Stirn, dann lässt er seinen Handrücken sanft und langsam über meine Wange gleiten, bis er mein Kinn erreicht und mit dem Daumen fast meine Unterlippe berührt. Er neigt den Kopf vor und sagt leise, beinahe flüsternd: »Dabei würden Sie nichts fühlen.«
    Aus einem unerfindlichen Grund bekomme ich kaum Luft. Es muss der lange Weg vom Strand sein. Die ganze Anstrengung. »Wie bei einem Bruder.«
    Â»Bei einem Bruder. Ach ja. Und Ihre Handgelenke. Sie sind sehr zart, nicht wahr?« Langsam streicht er mir mit beiden Händen über die Arme, von den Schultern bis zu den Handgelenken. Er legt sie über Kreuz und hält sie fest. »Sehen Sie? Ich kann beide mit einer Hand umfassen. So etwas würde ein Bruder wohl auch tun. Fühlt sich ganz unschuldig an, oder? Fast wie unter guten Bekannten.«
    Ich kann die Hände nicht bewegen, er hält meine Handgelenke fest gepackt. »Dass ich nichts von Ihnen will… heißt noch lange nicht… dass Sie… so mit mir umgehen können.«
    Â»Nein, natürlich nicht«, sagt er. »Aber dann würde Ihr Herz nicht hämmern, oder? Ihre Blutdruck würde nicht steigen.«
    Er geht rückwärts, bis er wieder an dem Auto lehnt, und zieht mich mit. Hilflos muss ich ihm folgen. Ich bin wie betäubt, sprachlos und benommen, und ich weiß, dass ich der Sache ein Ende machen muss, im Moment würde ich mich sogar über Timothy freuen, aber ich kann nicht aufhören, ich bin nicht stark genug. Jetzt berühre ich ihn. Meine Oberschenkel drücken sich gegen seine. Wäre es wirklich so schrecklich, wenn ich mich an ihn lehnen würde? Mit dieser Berührung durch den Stoff hindurch würde ich doch sicher nicht

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