Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
Wind stehen muss!“
Die Burschen zogen lachend weiter und kamen gut daheim an. Doch der Erste bekam in der Nacht furchtbare Zahnschmerzen und konnte kein Auge zutun. Gleich am nächsten Tag ging er mit einer dicken Backe zum Doktor, doch der konnte überhaupt nichts feststellen. So ging er zum nächsten Doktor, und auch dieser wusste sich keinen Rat. Da ging der Leidende, dem schon in der gleichen Nacht seine Worte über das Christusbild am Stephansdom eingefallen waren, zu dem verehrten Bildnis und bat kniend um Vergebung. Schon kam auch sein Kamerad, mit dem er den vorherigen Abend verbracht und der seinem Witz beigepflichtet hatte, ebenfalls mit einem geschwollen Mund. Das erregte natürlich Aufsehen unter den Passanten, wie zwei gestandene Mannsbilder vor dem Christusbild beteten und noch dazu, weil alle beide dem geschmückten Christuskopf so ähnlich sahen. Da sie jedoch von echter Reue erfüllt waren, wurden die nächtlichen Zechbrüder bald von ihren Zahnschmerzen erlöst. Seit diesem Vorfall aber hat sich in der Bevölkerung der Glaube ausgebreitet, dass dieses Christusbild besonders bei Zahn- und Mundkrankheiten helfe und es wird seitdem als „Zahnwehherrgott“ bezeichnet. Die echte Abbildung steht mittlerweile an der Westwand der Nordturmhalle, wo sie nicht mehr Wind und Wetter ausgesetzt ist.
Von der Gräfin Salamanka
Bei Spittal an der Drau in Oberkärnten liegt auf einer Anhöhe unter dem Goldeck die Ruine der Ortenburg, welche der Stammsitz der Grafschaft Ortenburg war. Als Graf Georg vor vielen hundert Jahren die fremde und stolze Katharina von Salamanka auf seine Burg führte, da war es um den Glanz seiner Familie geschehen. Das mächtige Geschlecht der Ortenburger war immer sehr reich und ebenso großzügig gegenüber den einfachen Leuten gewesen, doch nun war die Zeit der habgierigen und herrschsüchtigen Katharina gekommen. Es gab nur einen Menschen, den sie in blinder Liebe verwöhnte, und das war ihr einziger Sohn Johann.
Als die gräfliche Familie einmal ein großes Fest feierte, hatten sich viele arme Menschen aus der Spittaler Bevölkerung im Burghof versammelt, um die Reste der festlichen Tafel zu erbetteln. Doch die hartherzige Salamanka befahl ihnen, unverzüglich die Burg zu verlassen.
Die Menschen waren sehr enttäuscht, sie waren so weit gelaufen und nun bekamen sie nichts zu essen, nicht einmal die Reste. Nur sehr langsam machten sie sich auf, um den Burghof wieder zu verlassen, und da das der Gräfin nicht schnell genug ging, hetzte sie die großen Hunde ihres Sohnes auf sie. Erschreckt flohen alle von der Ortenburg, nur ein Greis konnte nicht mehr so schnell laufen, es war der alte Mesner von Spittal an der Drau. Die Doggen fielen über ihn her und zerfleischten ihn. Sterbend rief er zu der grausamen Gräfin:
„So wie ich jetzt sterbe, so soll auch Euer Sohn Johann einmal enden!“
Wenige Wochen später machten spanische Reiter auf ihrem Weg nach Wien in Villach Station und Johann ließ seinen Rappen satteln. Er wollte die Landsleute seiner Mutter treffen und nahm als Begleitung lediglich seine Doggen mit auf den Weg. In Villach angekommen, wurde er von einem spanischen Reiter angesprochen, der in Wirklichkeit aus Spittal und der Sohn des auf der Ortenburg so grausam gestorbenen Mesners war. Der Reiter war schon lange nicht mehr in der Heimat gewesen, und so stellte er viele Fragen an den Junker Johann, vor allem aber wollte er wissen, wie es seinem Vater ging. Johann aber hatte nicht den Mut, ihm die Wahrheit zu sagen und schüttelte sich gekonnt ein paar Lügen aus dem Ärmel, die dem Reiter sehr gefielen. Erfreut über die ihm so wertvolle Auskunft beschenkte er Johann mit zwei edlen Rassehunden, die den Wert seiner Doggen bei Weitem überstiegen.
Voll Freude streichelte er die wertvollen und edlen Tiere, doch nun begannen seine eigenen Hunde eifersüchtig zu knurren. Als ihr Herr sich dann immer noch um die Rivalen kümmerte und ihnen keine Aufmerksamkeit schenkte, da sprangen sie die fremden Hunde an und begannen wild zu beißen und zu kämpfen. Johann vergaß alle Regeln der Hundehaltung und warf sich zwischen die kämpfenden Tiere, um sie zu trennen, doch nun fielen alle vier ihn an. Ehe auch nur einer der Umstehenden ihm helfen konnte, war er schon tot.
So hatte sich der Fluch des alten Mesners erfüllt.
Als die schlechte Nachricht nach Baldramsdorf auf die Ortenburg kam, da erlitt Georg von Ortenburg einen Herzinfarkt und verstarb ebenfalls am gleichen Tag wie
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