Die Schöpfungsmaschine
gemeinsam begannen sie, tiefer reichende Folgen der Theorie auszuloten. Dies waren Bereiche, über die Clifford seit seiner Zeit beim FEK kaum mehr nachgedacht hatte. Aus den Quasar-Modellen der Japaner ergab sich, dass es sich bei diesen Objekten um Schauplätze einer Masse-Vernichtung von wahrhaft phänomenalen Ausmaßen handeln musste. Gemäß den neuen Erhaltungsgesetzen musste das Energieäquivalent für die vernichteten Massen in den Normalraum zurückkehren, wobei der größere Anteil in der Umgebung der Quasare auftreten würde; der Rest wurde überallhin verstreut. In diesem „überall“ musste also ein ständiger Fluss von Partikelvernichtungen existieren, den man den fernen Quasaren zuschreiben konnte. Aber alle Partikelvernichtungen, die in gewöhnlichen Massen und Schwarzen Löchern stattfanden, trugen nach den Erhaltungsgesetzen ebenfalls zu diesem Fluss bei. Es gab also drei bekannte Ursachen für die Vernichtung von Materie: die Quasare, die Schwarzen Löcher und die spontanen Vernichtungen, die besonders konzentriert innerhalb von Massen vorkamen. Und es gab eine Quelle für die Entstehung von Materie: den universalen Hintergrund der spontanen Partikelentstehung. Die Frage, auf die es ankam, lautete: Glichen diese beiden Phänomene sich aus?
Es war wichtig, dies zu wissen, denn es betraf das Gesamtgebilde der Raumzeit selbst – der U-Bereich von Cliffords K-Funktionen trat hier in die Gleichungen ein. Es war nämlich möglich, dass eine dieser Mengen die andere überstieg, ohne gegen die Erhaltungsgesetze zu verstoßen, wenn man davon ausging, dass sich das Gesamtvolumen des Weltalls dem Prozess anpasste und so eine gleichmäßige durchschnittliche Dichte aufrechterhielt. Mit anderen Worten: War ein Universum dicht bevölkert von Quasaren, dann würde die Rate der Materievernichtung so stark anwachsen, dass das Gleichgewicht durch die Rückkehr-Energie allein nicht mehr aufrechterhalten werden konnte. Der Raum selbst musste sich ausdehnen, um den Überschuss aufzufangen. Also konnte man die Ausdehnung des Raumes direkt von der K-Theorie ableiten. Hiernach war sie ein Ergebnis einer vorangegangenen kosmischen Epoche mit einem außerordentlich hohen Anteil von Quasaren.
Dehnte sich das Universum noch immer aus? Das wusste niemand, denn alle Daten, die man darüber hatte, die Rotverschiebung ferner Galaxien zum Beispiel, gehörten in eine Vergangenheit, die Millionen Jahre zurücklag. Gab es heute überhaupt noch Quasare? Auch das wusste niemand – aus dem gleichen Grund. Konnte man das kosmische Gleichgewicht überprüfen? Wie viele Schwarze Löcher entfielen auf einen durchschnittlichen Teil des Universums? Niemand wusste es. Doch die neue Wissenschaft der K-Astronomie, die von Aub und Morelli mit freudiger Erwartung und großem Enthusiasmus vorangetrieben wurde, versprach die Mittel zur Beantwortung all dieser Fragen zu liefern.
Was die Kosmologen besonders faszinierte und was auch Clifford immer stärker fesselte, wenn er mit ihnen sprach, war die Aussicht auf ein neues, revolutionäres kosmologisches Modell. Zu jenem Zeitpunkt war es völlig hypothetisch, doch auf Luna hatte jemand die Behauptung aufgestellt, dass es heute keine Quasare mehr gab. Als Folge daraus hatte die Expansion aufgehört, und wenn nun die Partikelentstehungen das Gleichgewicht zu ihren Gunsten veränderten, würde als Konsequenz hieraus eine neue Epoche der Quasare anbrechen. Es formte sich ein neues Bild der Kosmologie, in dem Phasen der Quasardominanz und der Ausdehnung sich mit Phasen der Entstehung von Materie abwechselten … und das auf ewige Zeit. So wurde das Wellenmodell des Universums geboren. Wenn man es wissenschaftlich beweisen könnte, würde es sowohl die Theorie von der ständigen Entstehung als auch das Urknall-Modell verdrängen. Das neue Modell war nicht auf die Einzigartigkeit physikalischer Gesetze angewiesen. Dies war ein Charakteristikum der Urknalltheorie, das vielen Physikern leichtes Unbehagen verursachte. Es ging auch nicht davon aus, dass sich das Universum niemals veränderte, wie es die Theorie von der ständigen Entstehung forderte, die ja inzwischen durch Beobachtungen widerlegt worden war.
Alles in allem hatte sich also eine Menge interessanter Arbeit angehäuft, die auf die Fertigstellung des Mark II wartete.
Aber während sich Mark II der endgültigen Fertigstellung näherte und die ersten Tests seiner Teilsysteme begannen, warfen die Weltgeschehnisse einen düsteren Schatten über
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