Die Schokoladendiät
wird ihn wohl kaum zurückfordern.»
Da hat sie vermutlich recht; er kann ihn ja schlecht der nächsten Frau schenken, mit der er sich verlobt. Ich lege ihn in meine Handtasche und sage mir, dass ich mich ja auch noch später mit dieser Frage beschäftigen kann.
«Steht der Hochzeitstermin schon fest?», wendet sich Nadia an Autumn.
Sie schüttelt den Kopf. «Irgendwie haben wir noch überhaupt keine Zeit gehabt, darüber zu reden. Aber eines ist sicher – es wird eine ganz bescheidene und stille Angelegenheit.»
«Hört, hört», mische ich mich ein.
«Auf bescheidene Hochzeiten», sagt Nadia, und wir stoßen alle mit unseren Bechern voll heißer Schokolade darauf an.
Dann ziehe ich Nadia an mich. «Du und Lewis, ihr habt euch an meinem Hochzeitstag wunderbar gehalten», lobe ich sie. «Ich bin schrecklich stolz auf euch.»
«Du warst aber auch sehr tapfer», erwidert sie.
«Das stimmt», gebe ich ihr recht und erröte ein bisschen vor Stolz. «Das war definitiv eine denkwürdige Hochzeit.»
«Bei mir hat sie auch einiges ins Rollen gebracht», erzählt Chantal. «Ted und ich haben beschlossen, es noch einmal miteinander zu versuchen. Ich gebe meine Wohnung auf und ziehe wieder nach Hause.»
«Hab ihr das besprochen, nachdem Ted Jacob k. o. geschlagen hat?», frage ich.
Chantal nickt mit bedauerndem Lächeln.
«Na, ich höre ja gerne, dass bei meiner Hochzeit wenigstens etwas Gutes herausgekommen ist.»
«Wir wollten alle nicht, dass du Marcus heiratest», gesteht Nadia. «Ohne ihn bist du besser daran.»
«Ich weiß», nicke ich weise. «Ihr hattet mich gewarnt.»
«Gibt’s sonst noch irgendwas Neues über die Nachwirkungen deiner Nicht-Hochzeit?», fragt Chantal.
«Meine Mutter zieht wieder bei meinem Dad ein», antworte ich seufzend. «Sie ist nur nach Spanien zurückgekehrt, um ihre Sachen wieder nach England zu holen.» Das dürfte in nächster Zeit wohl einer ganzen Flotte von Umzugswagen Arbeit verschaffen.
«Du klingst nicht so, als wärst du darüber sehr glücklich.»
«Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hält. Wahrscheinlich trennen sie sich bald wieder, und das ganze Desaster beginnt von vorne.» Tatsächlich mache ich mir große Sorgen, dass meine Mutter zum Schluss noch bei mir auf dem Wohnzimmersofa landet. Sie ist nicht gerade die angenehmste Mitbewohnerin, doch das hat mein Dad anscheinend vergessen, nachdem ihm der Champagner und ein paar schnulzige Songs zu Kopfe gestiegen sind. Mal sehen, wie lange ihre wiederentdeckte Leidenschaft hält, wenn meine Mutter zurück im kalten, windigen England ist und damit hadert, dass mein Vater sie finanziell kurzhält. Er hat zwar massenhaft Knete, wirft damit aber nicht gerne um sich – insbesondere nicht, wenn es um meine Mutter geht. Ich kann es schon förmlich vor mir sehen, wie diese rasch aufgeflammte Liebe noch schneller dahinschwindet als ihre Sonnenbräune, wenn sich meine Mutter nicht mehr mit dem spendablen Millionär am Pool ihrer Achtzimmervilla räkeln kann.
Und ich kann nur inständig hoffen, dass sie nicht etwa noch ein zweites Mal heiraten wollen, denn diesen Stress könnte ich nicht ertragen. Mit ein bisschen Glück verkrümelnsie sich zur Hochzeit ganz einfach auf eine einsame Insel, und ich muss ihnen nur ein paar Glückwünsche schicken. Künftig werde ich sowieso traumatisch auf den «Hochzeitsmarsch» reagieren.
«
Den Millionär
scheint die Abreise meiner Mutter nicht sehr getroffen zu haben», erzähle ich meinen Freundinnen. «Seit dem Empfang sind weder er noch Marcus’ Mutter auffindbar.»
Alle lachen.
«Das ist absolut nicht komisch!»
Ob die grässliche Hilary es wohl aufgegeben hat, Clive davon überzeugen zu wollen, dass er gar nicht schwul ist, und sich stattdessen auf den schütteren Playboy geworfen hat? Vielleicht sind sie ja in seinem Privatjet an irgendeinen wunderschönen Ort geflogen und beginnen dort gemeinsam ein neues Leben.
«Wie wohl Marcus’ Vater damit fertig wird?» Autumn hat aber auch wirklich mit jedem Mitgefühl. Ich selbst finde ja, dass Dave, der Grapscher, bekommen hat, was er verdient. Als ich ihn das letzte Mal sah, hat er noch immer mit
Der Friseuse
geknutscht. Vielleicht schwindet ja seine Begeisterung, wenn er herausfindet, dass sie zu keinem normalen Gespräch fähig ist, wenn es nicht gerade um Glätteisen oder Volumenshampoo geht.
«Und von Marcus hast du nichts mehr gehört?», fragt Nadia.
«Nein.» Ich schüttele traurig den Kopf. «Irgendwie finde ich es
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