Die Schokoladendiät
knallte sie mit solcher Wucht hinter sich zu, dass das Glas darin brach und zu Boden fiel.
Alle Augen in der Werkstatt richteten sich auf den Scherbenhaufen.
Autumn versuchte zaghaft zu lächeln. «Wenn ich schon nicht die Scherben für Richard zusammenkehre, kann ich mich ja an diesen hier austoben.»
«Lass schon, ich mach das», hielt Addison sie zurück. «Geh ins Personalzimmer, ich komme gleich nach. Und setzWasser auf. Du siehst aus, als könntest du eine Tasse Tee vertragen.»
Und Schokolade, dachte Autumn.
«Ich helf dir, Kumpel.» Fraser ging zu Addison und machte sich gleich ans Aufräumen.
«Danke», sagte Autumn unter Tränen.
Addison nahm sie bei der Hand. «Richard kommt schon klar.» Seine Stimme war fest und tröstlich. «Du hast genau das Richtige gemacht.»
«Hab ich das wirklich?», fragte sie. «Ich kann’s nur hoffen.»
25
Ich
muss mich nach einem neuen Job umsehen. Sobald ich einen freien Moment habe, werde ich die Agentur anrufen und sie bitten, mich so schnell wie möglich anderweitig einzusetzen. Allerdings könnte es da Schwierigkeiten geben, weil ich mit meiner Vorgeschichte als nicht ganz so perfekte Angestellte in zahlreichen Londoner Büros unerwünscht sein dürfte.
Targa bietet mir zur Zeit kein zuträgliches Arbeitsklima. Meine Yoga-Lehrerin Persephone – deren Kurs ich viel zu oft schwänze – würde sagen, dass die negative Ausstrahlung mein Karma verpfuscht oder so, und sie hätte damit hundertprozentig recht. Hier drinnen ist so dicke Luft, dass man sie mit dem Messer schneiden könnte, und mein Magen flattert vor Nervosität. Wenn Persephone hier ein Wörtchen mitzureden hätte, müsste ich wahrscheinlich sehr lange auf dem Kopf stehen, um diese schlechte Aura auszugleichen.
Schon den ganzen Vormittag lang zischt Mr. Sexy wie eine wütende Wespe an meinem Schreibtisch vorbei, vermeidet jeden Blickkontakt und sieht ganz allgemein so aus, als würde er mich am liebsten am Marterpfahl rösten. Ich würde wirklich gerne mit ihm über den letzten Abend reden,aber er ist eindeutig nicht bereit, den Kommunikationskanal zu öffnen. Und so hocke ich nun hier und fühle mich nutzlos und jämmerlich.
Um mich vor seinen giftigen Seitenblicken zu schützen und ein wenig Zeit totzuschlagen, habe ich zwischen mir und dem Rest des Büros eine Wand aus Marsriegeln, Snickers und Double Deckers aufgebaut. Als die Leute in der Kantine von meiner Misere erfuhren, haben sie mir von jeder Sorte zwei große Packungen zum Einkaufspreis überlassen. Wenn ich mich etwas ducke, kann ich vollkommen hinter dieser Barrikade verschwinden. Ich muss einfach nur der Versuchung widerstehen, mich durch die Wand hindurchzuknuspern. Aber so ein mickriger, kleiner Marsriegel weniger würde bestimmt keinen Unterschied machen, oder? Auf jeden Fall würde er mein Immunsystem stärken. Ein Riegel Schokolade enthält mehr Proteine als eine Banane, und das kann ja nur gesund sein. Außerdem würden mich vielleicht ein paar Proteine dazu ermutigen, Mr. Sexy Auge in Auge gegenüberzutreten.
Gerade will ich die Verpackung aufreißen, da sehe ich Aiden Holby auf mich zukommen. Sein Gesicht ist voll grimmiger Entschlossenheit, und in seine Stirn hat sich eine tiefe Falte eingegraben. Das soll wohl böse wirken, sieht aber tatsächlich richtig süß aus. In diesem Moment liebe ich ihn mehr denn je. Ich lasse das Mars heimlich in meiner Schreibtischschublade verschwinden und tue so, als würde ich arbeiten – ein Täuschungsmanöver, das mir trotz ausgiebiger Übung immer noch nicht so recht gelingt.
Mr. Sexy bleibt vor meinem Schreibtisch stehen und nimmt die Pose eines aggressiven Alpha-Tiers ein.
«Hi», sage ich kläglich.
Mit einer einzigen Armbewegung wischt Mr. Sexy meinensorgfältig errichteten Schokoladenwall zu Boden. Eine Kriegserklärung also.
«Könnten Sie so freundlich sein, diese Zahlen für mich vorzubereiten, Miss Lombard?»
Miss Lombard?
Das kommt mir jetzt doch ein bisschen übertrieben vor.
«Ja,
Mr. Holby
», antworte ich. «Für wann brauchen Sie sie denn?»
«Für die Verkaufsbesprechung heute Nachmittag.»
«Sobald ich meine Schokolade vom Boden aufgehoben habe, fange ich sofort damit an.»
Mir scheint, als würde er ein bisschen rot. Aber nur ein winziges bisschen.
«Sie können einen Marsriegel von mir haben», schlage ich mit unsicherem Lächeln vor. «Wenn Sie mögen.»
Mr. Sexy schwankt einen Moment lang.
«Als Friedensangebot», sage ich.
Er nimmt
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