Die Schokoladendiät
einen Stich.
Ich mochte Jacob, ich mochte ihn wirklich sehr. Und ich frage mich, ob Chantal mich vor allem deshalb zu ihm als Hochzeitsmanager ermutigt hat, weil sie hofft, dass zwischen uns wieder irgendetwas in Gang kommen könnte, was meine Hochzeit mit Marcus vereitelt. Zutrauen würde ich ihr das schon – diese Amerikanerin hat es manchmal faustdick hinter den Ohren. Aber da liegt sie falsch. Für mich gibt es von jetzt an nur noch Marcus.
«Vielen Dank, dass du mich nun doch engagieren willst, Lucy», sagt Jacob. «Du wirst es nicht bereuen, das verspreche ich dir. Ich werde eine ganz großartige Hochzeit für dich organisieren.»
Aber nicht die großartige Hochzeit macht mir Sorgen. Sondern die Frage, ob es hinterher auch eine großartige Ehe wird.
45
«Beeil
dich mal ein bisschen, du Trödelliese.» Marcus tritt hinter mich, hebt mein Haar an und küsst meinen Hals. «Wir kommen noch zu spät.»
Er hat ja recht, ich bummele ganz schön vor mich hin. Heute Abend sind wir zum Essen mit Marcus’ Eltern verabredet, und ehrlich gesagt würde ich mir stattdessen lieber die Zähne ziehen lassen. Alle auf einmal. Meinetwegen auch ohne Betäubung.
«Wie ist deine Besprechung mit dem Hochzeitsmanager gestern gelaufen?»
«Oh, prima», antworte ich. Ich werde ihm auf keinen Fall erzählen, dass unser Weddingplaner Ex-Callboy und Ex-Freund in einem ist.
«Taugt er was?», fragt Marcus. «Ich möchte schließlich nur das Beste für meinen Schatz.»
«Ja, klar, die Hochzeit wird bestimmt wunderschön», weiche ich aus. Selbst ich muss zugeben, dass Jacob einige großartige Ideen hatte – unter anderem etwa ein Schokoladenbrunnen für den Abendempfang.
«Ich habe einen Tisch bei Alfonso’s reserviert», fährt Marcus fort. «Dein Lieblingslokal.» Eigentlich ist es gar nicht mein Lieblingslokal, Marcus geht nur seit eh und jeunerschütterlich davon aus. Ich frage mich, in wie vielen anderen Situationen er mich eigentlich noch vollkommen falsch einschätzt.
«Wunderbar», sage ich, klinge aber wenig überzeugend.
«Ich weiß, dass so ein Abend mit meinen Eltern eine Qual für dich ist, aber sie sind ganz
hingerissen
von dir», behauptet Marcus.
Sie sind überhaupt nicht
hingerissen
von mir. Marcus’ Mutter Hilary erträgt mich nur mit Müh und Not. Sie lässt eindeutig durchblicken, dass ich ihr ihren einzigen Sohn stehle, der ihrer Meinung nach jemand viel Besseren als mich verdient hätte. Je mehr ich rede, desto verbiesterter schaut sie mich an. Und wenn ich dann weniger rede, guckt sie, als wäre ich ein Vollidiot. Wie ich es mache, ist es verkehrt.
Marcus’ Vater David ist nicht ganz so schrecklich, aber trotzdem sitze ich nicht gerne in seiner Nähe. Vielleicht tue ich ihm da ja unrecht, aber er sieht aus wie einer dieser grässlichen Grapscher, die einem am liebsten heimlich die Hand unter den Rock schieben würden. Wissen Sie, was ich meine? Jetzt könnten Sie natürlich sagen, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – aber lassen wir das.
In den fünf Jahren, seit ich mit Marcus zusammen bin, habe ich seine Eltern kaum ein halbes Dutzend Mal gesehen, und das war eigentlich auch schon zu oft. Die beiden würden mir da sicher zustimmen.
Endlich bin ich fertig. Wenn auch nicht unbedingt bereit.
«Du siehst einfach toll aus», sagt Marcus. Seine Hände wandern über meinen Körper. «Am liebsten würde ich dich an Ort und Stelle vernaschen.»
Ich trete einen Schritt zurück. «Dann kommen wir aberwirklich zu spät.» Und Marcus’ Mutter würde garantiert den Grund dafür erahnen.
«Dann eben später, meine kleine Sexbombe», knurrt er scherzhaft und kneift mich in den Hintern.
Nicht einmal im Taxi kann Marcus die Hände von mir lassen, und ich frage mich, was ihn so verdammt scharf macht. Ehrlich gesagt haben wir derzeit so viel Sex, dass es mir fast schon zu viel ist. Ich zähle schon gar nicht mehr, wie oft er mich in den letzten Tagen über die Sofalehne geworfen und von hinten genommen hat. Ich weiß nicht, ob Marcus mir einfach nur zeigen will, wie sehr er mich liebt. Oder ob es daran liegt, dass er sich ausnahmsweise keine zweite Frau warm hält und darum erstmals ganz auf mich angewiesen ist. So kann das auf jeden Fall nicht weitergehen. Das ist unmenschlich.
Es ist in gewisser Weise schmeichelhaft, dass Marcus so scharf auf mich ist, aber als sein Finger unter meinen BH wandert, bemerke ich aus dem Augenwinkel, dass der Taxifahrer in den Rückspiegel schaut. Der hält mich
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