Die Schokoladendiät
eine Scheiße.
Zum Glück kommt endlich der Nachtisch: Schmelzschokoladenkuchen mit Vanillecreme. Au ja, au ja. Ich riskiere einen Blick zu Mr. Sexys Tisch und sehe, dass er tatsächlich genau dasselbe bestellt hat. Marcus hat Summer Pudding gewählt, eine Art Rote Grütze, die ohne jeden Krümel Schokolade auskommt. Das soll ein Nachtisch sein? Ich frage mich, wie viel mich eigentlich wirklich mit meinem Zukünftigen verbindet. Wie kann jemand, der auch nur halbwegs bei Verstand ist, dämliches Beerenobst wählen, wenn auch köstliche Schokolade im Angebot ist?
Mr. Sexy schaufelt der schönen Miss Laufsteg einen Löffel von seinem Schokokuchen in den Mund. Das macht er nur, weil ich gerade hingucke. Wie kindisch. Dann schau ich halt nicht mehr da rüber.
Und dann, gerade als ich mich über meinen Schokokuchen hermachen will, spüre ich eine Hand auf meinem Oberschenkel. Ich presse die Beine zusammen – was die Hand aber nur dazu veranlasst, sich noch ein Stück höher zu wagen. Ich schaue zu Marcus hinüber, doch der scheint überhaupt nichts mitzubekommen. Dann sehe ich David an, und der lächelt breit zurück. Ach du meine Güte! Ich werde vom Vater meines Verlobten sexuell belästigt!
«Entschuldigung.» Ich lasse meinen Nachtisch stehen. «Ich muss zur Toilette.»
Ich stürme durchs Restaurant und flüchte mich aufs Klo. Hier drinnen ist alles aus vornehmem Edelholz mit kirschroten Farbeffekten. Obwohl das mein Make-up ruiniert, klatsche ich mir Wasser ins Gesicht und halte dann die Handgelenke unter den Wasserhahn. Während ich noch darüber nachdenke, wie ich mich jetzt verhalten soll, klopft es behutsam an der Tür, und ich höre Mr. Sexys Stimme: «Lucy? Bist du da drin?»
O mein Gott, ich kann mich nirgends verstecken und sehe keinen Hinterausgang. Aiden Holby öffnet die Tür einen Spaltbreit. «Alles klar mit dir?»
«Bestens», antworte ich mit erstickter Stimme. Aus irgendeinem Grund wage ich nur zu flüstern: «Was machst du hier?»
«Hier auf der Toilette?», fragt Mr. Sexy. «Oder überhaupt hier im Restaurant?»
«Beides!»
«Ich bin im Restaurant, weil ich mit einer reizenden Dame verabredet bin. Und hier drinnen bin ich, weil ich nachsehen wollte, ob mit dir alles in Ordnung ist. Du kamst mir reichlich fertig vor, als du wie von der Tarantel gestochen durchs Restaurant geflitzt bist.»
«Ich
bin
auch vollkommen fertig.»
«Willst du darüber reden?»
«Hier?»
Er zieht mich in die hinterste Toilettenkabine und macht die Tür hinter uns zu. Ich klappe den Deckel auf die Kloschüssel und setze mich darauf. Mr. Sexy lehnt an der Wand. «Hat es irgendwas mit mir zu tun?»
Ich verschränke die Arme vor der Brust und gebe mir Mühe, überlegen auszusehen. «Warum glaubst du eigentlich, das sich alles in der Welt immer nur um dich dreht?»
Er grinst mich an. «Das hat dich ganz schön genervt, mich hier mit einer anderen Frau zu sehen.»
«Überhaupt nicht!»
«Ich bin ein paar Mal mit ihr ausgegangen», erzählt Mr. Sexy, obwohl mich das nun wirklich nicht im Geringsten interessiert. «Das ist schon alles. Sie ist Italienerin. Ein Model, das kurzfristig hier engagiert ist.»
Ich fasse es nicht: Sie sieht nicht nur aus wie ein Model, sie ist auch noch eins! Das Leben ist so verdammt ungerecht. Wahrscheinlich ist sie auch noch eine von diesen Zicken, die «gar nicht so wild auf Schokolade» sind. Mein Gott, ich verachte sogar die Luft, die sie atmet.
«Du scheinst dich ja bestens zu amüsieren.» Ich bemühe mich, nicht bitter und kratzbürstig zu klingen.
«Du dagegen wirkst ausgesprochen unglücklich.»
Ich ziehe es vor zu schweigen.
«Wer ist eigentlich diese alte Schachtel mit den Botoxlippen und der Haarsprayorgie auf dem Kopf?»
«Das ist Hilary», antworte ich. «Marcus’ Mutter.»
«Oho», macht Mr. Sexy. «
Die
wird also das nächste Vierteljahrhundert oder so deine Schwiegermutter sein.»
Ich sacke auf meinem Klositz in mich zusammen. «Erinneremich nicht
daran.»
Ich schüttele den Kopf und versuche, den Gedanken an Davids Hand auf meinem Bein zu verdrängen. «Wenn es nur das wäre. Hör zu, ich bring dich um, wenn du das, was ich dir jetzt erzähle, irgendjemandem verrätst.» Ich schaue ihn finster an, damit er kapiert, dass es mir ernst damit ist. «Gerade hat Marcus’ Vater mich begrapscht.»
Mr. Sexy lacht laut auf.
«Lach nicht», stöhne ich. «Das ist überhaupt nicht komisch.»
Dann höre ich, wie die Tür aufgeht, und bringe
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