Die Schokoladendiät
der Hitze raus zu sein. Dann sah sie Toby. Er stand jenseits des Geländers, sein Haar war zerzaust, und in seinen Augen war eine wilde Verzweiflung. Neben ihm hockte ein Polizist und sprach leise auf ihn ein.
«Wir haben hier jemanden, der möchte mit Ihnen reden», sagte der Polizist, und Nadia wurde näher geschoben.
«Toby …» Sie musste sich räuspern, denn ihre Kehle war plötzlich so trocken wie die Wüste unter ihnen. «Egal was du gemacht hast, wir kriegen das wieder hin.»
«Nadia.» Er fing an zu weinen. «Ich habe alles versaut», rief er ihr zu. «Ich sehe keinen anderen Ausweg.»
Ihre Knie hatten angefangen zu zittern. «Es gibt immer einen Weg. Denk an Lewis. Denk an mich.»
«Ich habe alles verloren», heulte er. «Ich habe online neunzigtausend Pfund verspielt. In weniger als einer Stunde.» Er kicherte hysterisch. «Weißt du, wie lange ich brauchen würde, um so viel Geld zu verdienen?»
Das wusste Nadia nur zu gut. Sie war wie erstarrt. Neunzigtausend Pfund. Der Boden schwankte unter ihr, und sie hatte das Gefühl, die Knie würden unter ihr nachgeben.
Neunzigtausend Pfund
. Irgendwie fand sie ihre Stimme wieder. «Das ist unwichtig», sagte sie zitternd. «Ich bin hier, um dich mit nach Hause zu nehmen.»
Der Polizist bedeutete ihr, sich langsam vorwärts zu bewegen, also machte sie winzige Schritte auf ihren Mann zu.
«Ich bin hergekommen, um es zurückzugewinnen», fuhr Toby fort. «Ich wollte dir das Geld schicken, aber dann habe ich hier noch mehr verloren», beichtete er. «So viel mehr. Es gibt einfach keinen Ausweg. Es tut mir leid.»
«Komm erst einmal mit rein», drängte sie. «Wir können darüber reden. Tu’s für mich. Ich liebe dich.»
Toby sah nach unten. Nadia glaubte, Unentschlossenheit in seinen Augen flackern zu sehen. Er wandte sich ihr zu, und sie streckte ihre zitternden Hände nach ihm aus.
«Ich liebe dich auch», sagte er.
Und dann musste sie zusehen, wie ihr Mann das Geländer losließ und rücklings ins Nichts stürzte.
43
Marcus
fläzt mit hochgelegten Füßen auf meinem Sofa und schaut Fußball.
«Marcus», sage ich. «Du hörst mir nicht zu.»
«Doch.»
Er tut es nicht.
«Doch, wirklich», beharrt er und schreit dann «Oh!», als ein Spieler im Fernsehen das Tor verfehlt.
«Und was meinst du dann dazu?» Die Spitze meines Stifts ruht auf dem Notizblock.
Mein Verlobter reißt sich vom Bildschirm los. «Wozu?»
Ich greife nach einem Kissen und schmeiße es ihm an den Kopf. «Siehst du, du hörst mir eben nicht zu.»
Er kichert, als ich vor Frust auf ihn einschlage. «Es war irgendwas mit Blumen», rät er. «Oder Kleidern.»
Ich verdrehe ihm das Ohr. «Au, au, ich ergebe mich», wimmert er. «Vielleicht hab ich wirklich nicht zugehört.»
«Du kümmerst dich kein bisschen um diese Hochzeit», sage ich anklagend und verschränke die Arme vor der Brust. «Ich weiß eigentlich gar nicht, warum wir das machen.»
Marcus zieht mir die Arme auseinander, ergreift meine Hände und küsst sie. «Wir machen das, weil wir uns lieben.»
«Wenn du mich liebtest, würdest du mir unter die Arme greifen. Es gibt so viel zu tun.» Irgendwie wird der Druck immer größer, und ich wage gar nicht, an all das zu denken, was ich noch organisieren muss.
«Weil ich dich liebe, hab ich was gemacht, was sogar noch viel besser ist», erklärt er mir selbstzufrieden. Er zieht mich zu sich aufs Sofa.
«Was denn?» Ich schmolle immer noch, damit er merkt, dass ich mir nicht alles gefallen lasse.
«Ich habe einen Hochzeitsmanager engagiert.»
«Oh.»
«Ich habe mit ihm ausgemacht, dass ihr beide euch trefft und du nach Herzenslust alles mit ihm durchgehst, was dir wichtig ist.»
Ich rücke von Marcus ab. «Mit ihm?»
Marcus zuckt die Schultern.
«Er ist doch nicht etwa schwul, oder?»
«Keine Ahnung», räumt Marcus ein. «Spielt das denn eine Rolle?»
«Wenn er schwul ist, packt er mich in ein riesiges, rosa Schaumbaiser von Brautkleid.» Ich kenne doch Tristan und Clive. Ihr Modegeschmack geht niemals in Richtung Understatement. Wahrscheinlich müsste ich als i-Tüpfelchen noch ein Paar Elfenflügel anlegen. Daneben würde die Hochzeit von Jordan, alias Katie Price, richtig bescheiden aussehen.
«Der Mann hat gerade die Hochzeit eines Arbeitskollegen organisiert. Und es heißt, die war wirklich vom Feinsten. Es war die Hochzeit des Jahrhunderts, und unsere wird nicht weniger großartig werden. Schwul oder nicht, er kommt jedenfalls mit den allerbesten
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