Die Schokoladendiät
Aiden zum Schweigen. Gleich darauf säuselt Hilary: «Lucy? Lucy? Alles in Ordnung? Du warst so lange verschwunden. Marcus bat mich, mal nach dir zu sehen.»
«Alles bestens, Hilary», sage ich.
Mr. Sexy schiebt mich nach hinten und steigt lautlos vor mir auf den Klodeckel. Was soll denn das? Ich schaue ihn verwirrt an, woraufhin er mir bedeutet, den Mund zu halten, und zeigt dann auf den Spalt unter der Klotür. Ich muss ihn an den Oberschenkeln festhalten, damit er nicht wackelt. Sein Schritt ist bedenklich dicht vor meinem Mund. Das Herz hämmert mir in der Brust, und das nicht nur, weil Bluthund Hilary vor der Tür lauert.
Tatsächlich taucht jetzt der Kopf von Marcus’ Mutter auf Fußbodenhöhe auf. Verdammt, sie versucht wirklich, unter der Klotür durchzuschauen. Was denkt die sich eigentlich – dass ich mit einem Mann hier drinnen bin? Na ja gut. Ganz falsch läge sie damit ja nicht.
«Geht es dir auch wirklich gut?», fragt sie unter der Tür hindurch.
«Mir ist ein bisschen komisch im Magen», antworte ich rasch.
«Das muss an all der Aufregung liegen», gibt sie zurück.
Oder daran, dass dein Mann mir an die Wäsche wollte.
«Alles halb so wild, ich bin gleich so weit», rufe ich ihr zu. «Sag Marcus, dass ich gleich wieder bei euch bin.»
Dann geht sie raus, und Sie glauben gar nicht, wie erleichtert ich bin, dass sie nicht die Gelegenheit genutzt hat, und noch schnell aufs Klo gegangen ist. Das hätte mich endgültig ruiniert. Kein Mensch sollte gezwungen sein, seiner künftigen Schwiegermutter beim Pinkeln zuzuhören.
Als die Tür hinter ihr zugeht, springt Mr. Sexy vom Klodeckel herunter. Ich falle fast in Ohnmacht vor Erleichterung.
«Nun, das war jetzt wirklich mal ein bizarres Erlebnis», sagt er.
«Woher wusstest du, dass sie unter der Tür durchgucken würde?»
«Diese Sorte Frau macht das immer», erklärt Mr. Sexy – wobei mir nicht ganz klar ist, woher er diese Kenntnisse nimmt.
«Heilige Scheiße.» Ich halte den Kopf mit den Händen. «In was für eine Familie heirate ich da eigentlich ein?»
«Ich muss jetzt los», sagt Mr. Sexy. Und obgleich wir auf der Toilette sind, küsst Aiden Holby mich rasch und fest auf den Mund. «Viel Spaß noch heute Abend», meint er grinsend und verlässt die Kabine. Er weiß nur allzu gut, was für ein hehrer Wunsch das ist.
47
Keine
von uns weiß, was sie sagen soll. Wir sitzen im Chocolate Heaven, aber nicht einmal ein Teller mit Clives besten Champagnertrüffeln kann uns trösten. Wir sind voller Mitgefühl für unsere Freundin, und die Stimmung ist düster.
Nadia trägt schwarz. Ihr Gesicht ist bleich und erschöpft. Sie krümelt appetitlos mit einem Stück Schokolade herum und schiebt den Teller dann schließlich ganz von sich fort. «Tobys Leiche trifft heute im Laufe des Tages ein», sagt sie in das Schweigen hinein. «Könnte mich eine von euch begleiten?»
«Wir kommen alle mit», versichere ich ihr. «Wir hätten dich von vorneherein nicht allein nach Las Vegas fliegen lassen dürfen. Wie furchtbar das alles für dich ist.»
«Ich glaube, so richtig habe ich es noch gar nicht begriffen», räumt Nadia ein. «Und ich weiß nicht, wie ich das ohne euch hätte durchstehen sollen.»
Ich selbst habe nicht viel getan, um diesen Dank zu verdienen, aber Chantal war ein absoluter Schatz. Sie hat sich um Lewis gekümmert und Nadia geholfen, die Beerdigung zu organisieren. Warum muss man ausgerechnet dann, wenn man sich kaum noch aufrecht halten kann, einensolchen Papierkrieg bewältigen? Für Nadia war das alles ein Albtraum, aber sie hält sich unglaublich tapfer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in ihrer Lage dermaßen stoisch geblieben wäre.
«Heißt das, dass Tobys Schulden damit vom Tisch sind?», frage ich. Eine ziemlich pietätlose Frage, aber sie liegt uns allen auf der Zunge. Der Gedanke, dass Nadia nun auch noch von finanziellen Sorgen erdrückt wird, wäre wirklich unerträglich.
«Schön wäre es.» Nadia seufzt. «Heute Morgen war ich bei meinem Anwalt. Wenn die Bank es darauf anlegt, kann sie Tobys Schulden bis auf den letzten Cent von mir zurückfordern. Mein Anwalt wird jetzt versuchen, mit denen auszuhandeln, dass ich nur einen Teil der Schulden abbezahle.»
«Wie kann die Bank nur so herzlos sein?», will Autumn wissen.
«Geschäft ist Geschäft», antwortet Nadia mit einem müden Achselzucken. «Das Problem ist nur, dass nicht mal aus dem Haus irgendwas rauszuschlagen wäre. Das ist bis zum
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