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Die schonende Abwehr verliebter Frauen oder Die Kunst der Verstellung - Soboczynski, A: Die schonende Abwehr verliebter Frauen

Die schonende Abwehr verliebter Frauen oder Die Kunst der Verstellung - Soboczynski, A: Die schonende Abwehr verliebter Frauen

Titel: Die schonende Abwehr verliebter Frauen oder Die Kunst der Verstellung - Soboczynski, A: Die schonende Abwehr verliebter Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Soboczynski
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darauf, da er auf eine Antwort wartete: »Jetzt aber wäre ich natürlich
     glücklich, wenn Ihnen die Sachen auch nur soweit gefielen, dass Sie sie druckten. Schliesslich ist auch bei größter Übung
     und größtem Verständnis das Schlechte in den Sachen nicht auf den ersten Blick zu sehen.«

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    |108| 18 VERTRAUEN ERZEUGEN
    E in Mann erzählte kürzlich von seinem Hausarzt. Dieser habe ihm einmal während einer ausgiebigen Untersuchung gesagt, dass
     es ihm bisweilen Schwierigkeiten bereite, Wahrhaftiges über die Lebensgewohnheiten einiger seiner Patienten, vor allem der
     männlichen, zu erfahren. Manche Herren seien morgens mit Unschuldsmiene, frisch rasiert und heiter, in das Behandlungszimmer
     getreten, das Wetter lobend oder von anderen Beiläufigkeiten berichtend, während er sie streng gemustert habe und rasch auf
     die auffälligen Leberwerte zu sprechen gekommen sei, die seine nach einem Anfangsverdacht vorgenommene Blutuntersuchung zweifelsfrei
     ergeben hätte.
    Ob sie unmäßig Alkohol trinken, habe der Arzt die Patienten dann immer ganz offen gefragt, sagte der Mann. Die Patienten hätten
     dann gelacht, ihre Unsicherheit laut überspielend. Wieviel sie denn nun trinken, habe der Arzt weiter insistiert. Und die
     immer gleiche Antwort erhalten: Na ja, bei einer Feier, da würde es schon mal länger gehen, die eine oder andere Geschäftsreise
     sei häufig mit Festlichkeiten verbunden, dann stoße man schon mal an usw.
    Der Arzt, der einen Bart trug und eine tiefe, sonore Stimme |109| hatte, weshalb er sich auch einer großen Patientinnenschar erfreute, sagte, er habe sich bei den Herren, die zu einer an Schamlosigkeit
     grenzenden Untertreibung ihrer Trinkgewohnheiten neigten, angewöhnt, das Gespräch dergestalt zu beginnen, dass er selbst,
     Fahrigkeit mimend, ihnen zunächst fröhlich beichtete, ohne einen kleinen Morgenschnaps gar nicht erst vor die Haustür zu treten.
     Den brauche man manchmal des Kreislaufes wegen. Erst mit dieser kleinen List sei es ihm gelungen, die Patienten zur größten
     Redseligkeit zu bewegen, erzählte der Arzt. Ja, ihm schien, dass sie das Maß ihres Alkoholkonsums nunmehr auf beinahe prahlerische
     Weise übertrieben. Und er sei mit dieser Strategie überhaupt erst auf eine Grundregel menschlichen Verhaltens gestoßen: dass
     man Vertrauen nämlich nur dann bei anderen Menschen erwecke, wenn man ihnen zu verstehen gebe, selbst Vertrauliches mitzuteilen.
     Dann, zufrieden blickend, da keinerlei Absonderlichkeiten sich an den Körperfunktionen des Mannes hatten feststellen lassen,
     bat er diesen, sich wieder anzukleiden.
    Wie klug dieser Arzt, der übrigens tatsächlich ohne heimlichen Alkoholgenuss nur selten das Haus verließ, doch verfuhr! Denn
     immer gilt es, das Vertrauen anderer durch eine eigene Indiskretion zu erschleichen. Wie oft ist aber gerade diese an sich
     ratsame Strategie eine heikle Angelegenheit! Denn jedes Geständnis ist ein Trumpf, den man bereitwillig aus der Hand gibt,
     mit anderen Worten: eine riskante Vorleistung. Ratsam ist es daher in der Regel, Vertrauen zu erzeugen mit einem Geständnis,
     das anderen nur bedeutsam erscheint, es indes gar nicht ist.
    |110| Sie lernen einen neuen Arbeitskollegen kennen: Sebastian Senner, halbwegs jung, sportlich gebräunt. Mit den frischen und unübersichtlichen
     Eindrücken in der Firma ist er noch ein wenig überfordert und daher recht dankbar, dass Sie sich seiner ein wenig annehmen,
     während sie in der Mittagspause gemeinsam über Rucola-Salaten sitzen, die sparsam mit Ziegenkäsescheiben bedeckt sind. Rasch
     kommen Sie auf die Morgenkonferenz zu sprechen, die eingeleitet worden war durch überhebliche Anmerkungen ihres gemeinsamen
     Vorgesetzten, der mit einem sorgenvollen Gesicht von Terminschwierigkeiten diverser Projekte in Ihrem Handy-Produktionsbetrieb
     sprach und einen größeren Arbeitseinsatz der Mitarbeiter anmahnte.
    Der Vorgesetzte beklagte die mangelnde Motivation zwar mit geschmeidigen Sätzen, die kaum drohend genannt werden können, die
     aber, da man sehr konkrete Erfahrungen in der Firma gemacht hatte, wie mit weniger eifrigen Mitarbeitern umgegangen wurde,
     durchaus Beunruhigendes in sich bargen.
    Sie beugen sich nun, nach der Rekapitulation der unangenehmen Morgenkonferenz, demonstrativ über den Tisch, Sebastian Senner
     verschwörerisch anlächelnd. Nicht ohne vorher mit leicht sorgenvollen Blicken das Lokal noch abgetastet zu haben. Einer Ihrer
     Kollegen oder

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